Altersbestimmung von Minderjährigen

Das Alter von Kindern und Jugendlichen wird medizinisch immer noch so wie vor 50 Jahren bestimmt, es hat sich seit den Tanner Kriterien 1969 nicht viel geändert, so zdf.de:

Wie das Alter im Einzelfall bestimmt bzw. geschätzt wird, ist sehr unterschiedlich. Die Praxis zur Altersfeststellung ist nicht bundeseinheitlich geregelt, unterscheidet sich also von Bundesland zu Bundesland. Meist werden die Migranten von Mitarbeitern der Jugendämter anhand eines Leitfadens befragt. Zusätzlich wird das Erscheinungsbild des Flüchtlings betrachtet wie etwa Bartwuchs oder körperliche Entwicklung. Sexualorgane dürfen nicht untersucht werden.

Sofern daraus keine eindeutige Einschätzung hervorgeht, können eine Untersuchung des “Zahnalters” sowie des “Knochenalters” durchgeführt werden. Dazu werden sogenannte “Panorama-Aufnahmen” des Gebisses gemacht, sowie Röntgenaufnahmen der Handgelenke bzw. der Brustbein-Schlüsselbeingelenke.

Über diese Methoden der Altersfeststellung bzw. Schätzung besteht jedoch Uneinigkeit: In einer gemeinsamen Stellungnahme lehnen der Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, das Deutsche Kinderhilfswerk und der ippnw e.V. die Rufe nach der Altersfeststellung als “Symbolpolitik und gefährliche Stimmungsmache” ab. Es sei medizinisch nicht möglich, das Alter von Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen genau festzustellen. Daher bestehe die Gefahr, Jugendliche fälschlicher Weise zu Erwachsenen zu erklären, was für sie erhebliche negative Folgen hätte.

Das stimmt natürlich, aber gibt es wirklich keine besseren biologische Methoden der Altersfeststellung? Röntgen der Handwurzel, des Schlüsselbeins, den Altersringen von Zähnen  oder dem Dentin (D-D/L Asp) Index ? Vorstellbar wäre auch die Messung der Telomere. Aber sowohl mitochondriale als auch somatische Mutationen sind nur schwer auf ein genaues Alter zu kalibrieren, ebensowenig wie die T Zell Ringe (TRECs) oder Genexpression in der Haut.

Die Bestimmung der DNA Methylierung hat dagegen mehr Potential, etwa bei Vidaki 2017 oder auch Horvath 2013 der sogar einen online Rechner anbietet. Bei Vidaki  (450K) lag  bei einer Altersspannweite von 2–90 Jahren die Genauigkeit bei 4 Jahren. Vorstellbar also, dass man mit einen 800K Datensatz von 15-20jährigen auf eine Genauigkeit auf 1 oder 2 Jahren kommen könnte. Sicher ist das aber nicht, das Problem dabei dürfte der logarithmische Verlauf der DNA Methylierung in dieser Altersgruppe sein, die hohe Variabilität (sichtbar auch am sehr individuellen Pubertätseintritt), sowie noch weitgehend unbekannte ethnische Faktoren oder auch dem aktuelle Ernährungszustand.