Das Killer Argument gegen den NO2 Grenzwert (6000 Tote VI)

Nun also etwas mehr zu dem “Diesel”-“WHO”-“Background”-NO2 Wert von 40 µg/m3.

Man müsste mal bei REVIHAAP 2013 oder besser noch
WHO Air quality guidelines 2005
bzw 2002 nachschauen, wie denn dieser Wert zustande kam. Die 1987 WHO guidelines gibt es leider nicht online, was aber unwichtig ist, denn 2002 waren es noch 100 µg/m3. Also schauen wir 2005. Und voila, da sind es nun 40 µg/m3!

Allerdings schränkt die WHO den Wert massiv ein, Zitat:

Numerous epidemiological studies have used NO as a marker for the cocktail of combustion-related pollutants, in particular, those emitted byroad traffic or indoor combustion sources. In these studies, any observed health effects could also have been associated with other combustion products, such as ultrafine particles, nitrous oxide (NO), particulate matter or benzene. Although several studies – both outdoors and in- doors – have attempted to focus on the health risks of NO2, the contributing effects of these other, highly correlated co-pollutants were often difficult to rule out.

Und wenn man weiter liest:

Long-term exposures. There is still no robust basis for setting an annual average guideline value for NO2 through any direct toxic effect. Evidence has emerged, how- ever, that increases the concern over health effects associated with outdoor air pollution mixtures that include NO2. For instance, epidemiological studies have shown that bronchitic symptoms of asthmatic children increase in association with annual NO2 concentration, and that reduced lung function growth in children is linked to elevated NO2 concentrations within communities already at current North American and European urban am- bient air levels. A number of recently published studies have demonstrated that NO2 can have a higher spatial variation than other traffic-related air pollutants, for example, particle mass.

Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass man statt der volatilen NO2 Werte besser Verkehrszählungen wie bereits 1993 genommen hätte. Man könnte mit automatischer Kennzeichen Erkennung direkt die Emissionen eines Fahrzeugs errechnen, wenn das vom Datenschutz möglich ist.

Und das Killer Argument? Es gibt seit Anfang des Monats eine empirische Widerlegung des Grenzwertes aus der grössten verkehrsberuhigten Zone der Welt.

 

 

Wohnten zu Beginn noch 99% der Kinder in einer Londoner Region mit >40 µg/m3, waren es am Ende nur 34%. Und was  passierte in dem Zeitraum?

 

Das wichtigste Outcome ist in Abbildung 4C

 

Nicht viel, die Auswirkung von NO2 auf die Lungenfunktion war nie signifikant, meist war der FEV1 erniedrigt, einmal erhöht. Wenn ich nun die Werte aus beiden Tabellen herausziehe und die Daten mit R plotte,

ds <- data.frame("year" = 2009:2013, "homeDFEV1" = c(0, -.0005, -.0007, .0003, -.00015), "pctNOgt40" = c(99,75,21,69,34))
ggplot(ds, aes(x=pctNOgt40, y=homeDFEV1, label=year)) + geom_point(color="blue", size=5) + geom_text(size=10, color="blue", ,hjust=.5, vjust=1.5) + geom_smooth(method='lm',se=FALSE) + xlim(0,105) + ylim(-0.0008,0.00035) + clean_theme(base_size = 25)

 

A reanalysis of MUDWAY 2019 (doi:0.1016/S2468-2667(18)30202-0) using FIG 4C FEV1 values on the y-axis and % children in region >40 µg/m3 NOon the x-axis by examination year. It clearly shows effect sizes towards null with increasing number of highly exposed children.

 

dann sehen wir, dass mit zunehmender Zahl der Grenzwert Überschreitungen der Effekt auf die Lungenfunktion  (FEV1 Änderung pro Einheit NO2) gegen Null geht. Dabei hätte ich doch angenommen, die Auswirkungen werden grösser, wenn wir in einer höhere Expositionsklasse sind. Der Grenzwert von 40 µg/m3 NOist also empirisch sinnlos. In London. Für Kinder.

q.e.d.

p.s.

Ich frage mich, warum ich mir überhaupt die Mühe gemacht habe, etwas über den NO2 Grenzwert ausfinden zu machen. Denn dass es ein “politischer” Grenzwert ist, wiedie 20% Reduktion von Treibhausgas die das Kyoto-Protokolls der EU  bis 2020 vorschreibt, ist doch klar, wenn man zur NO2 nachliest

Bei Inkrafttreten des Grenzwerts … im Jahr 2002 galt für diesen Jahresgrenzwert noch eine Toleranzmarge von 16 µg/m3. Sie verminderte sich ab 1. Januar 2003 bis zum 1. Januar 2010 stufenweise um jährlich 2 µg/m3. Seit 2010 ist die Toleranzmarge entfallen und der Jahresgrenzwert von 40 µg/m3 ist verbindlich einzuhalten.

Warum gibt es aber nur diese Differenzen (wie in der kürzlichen ARD Doku) zwischen den “arrivierten” Epidemiologen des UBA und den “subalternen” Kritikern aus der Medizin? Den Graben zwischen statistischen Modellen und gesundem Menschenverstand? Geht es womöglich nicht um die Sachfrage, sondern um mit “Wissenschaft” direkten politischen Einfluss zu nehmen? Womansplaining?