Was ist daran evangelisch?

Schon die Einstiegsseite zeigt die schrille Dissonanz  eines “evangelisch-protestantischer Zwischenrufs”, der den letzten Lebensabschnitt von “jeglichem kirchlich-theologischen Diktat” freihalten will.

https://www.feinschwarz.net/sterben-duerfen-ein-evangelisch-protestantischer-zwischenruf-teil-1/

Der Text steht auf https://www.feinschwarz.net/sterben-duerfen-ein-evangelisch-protestantischer-zwischenruf-teil-1

Dabei reicht Teil 1 völlig aus, um zu verstehen mit welch faden Argumenten hier  eine ideologische Debatte befeuert wird. Warum fühlen sich ex Religionspädagogen (wie Ritter) und ex EKD Ratsvorsitzende (wie Schneider…) nun plötzlich berufen, sich zur Euthanasie zu äussern?

Barths zentrale These war doch immerhin

Gott ist der ganz Andere, den der Mensch nicht von sich aus erkennen kann. Deshalb führt die Analyse religiöser Bedürfnisse oder menschlicher Erwartungen nicht zu Gott. Und deshalb sollen Kirche und Theologie nicht vorrangig von der menschlichen Religiosität reden.

Aber genau das macht Ritter hier. Über (seine) Bedürfnisse und seine Erwartungen reden. Damit kommt er zu skurrilen Aussagen zum Beispiel über das 5. Gebot “Du sollst nicht töten“. Zu dem Einwand sagt Ritter

Es geht bei Sterbehilfe heute ja nicht darum, dass ein vitaler Mensch getötet wird, sondern darum, dass schwer kranke Menschen, die sich im finalen Sterbeprozess befinden und ihr Leben – christlich gesprochen – in Gottes Hand zurückgeben möchten, dies auch tun dürfen.

Sein Trick: Nehmen wir einfach kranke oder lebensmüde Menschen von dem Gebot aus.

Zum Einwand “Das kommt einem Dammbruch gleich” sagt Ritter

Haben wir – ein erster Einwand – nicht schon in der Schule gelernt: abusus non tollit usum? Also Missbrauch einer Sache hebt doch nicht zwangsläufig deren sinnvollen und guten Gebrauch auf!

Sein Trick: Tun wir einfach mal so, als bräuchten wir keinen Damm, Wasser  ist doch etwas lebensnotwendiges.

Zum Einwand “Es gibt doch Palliativversorgung” sagt Ritter

Eine erste kapitale Frage lautet: Wer soll das bezahlen? … Palliativversorgung und Sterbehilfe liegen nicht einfach Meilen weit auseinander, sondern sind in der Praxis oft nicht wirklich zu unterscheiden.

Sein Trick: Die Kosten von Pentobarbital gegen den Tagessatz in einer Palliativstation hochrechnen und dazu eine schon justiziable  Verunglimpfung der Palliativversorgung.

Den Einwand “Schau auf das Kreuz…” tut er ab

Leidensmystik kann heute keine theologische Empfehlung mehr für Jedermanns Sterben sein.

Das ist kein Trick mehr, denn hier gibt er nun zentrale evangelische Positionen auf.