Braucht Wissenschaft Kommunikation?

Natürlich muss Wissenschaft Ergebnisse kommunizieren, vor allem wenn Forschung staatlich gefördert ist. Schon immer wurden Ergebnisse veröffentlicht oder auf Kongressen vorgetragen.
Die Frage ist lediglich, ob jeder alles verstehen kann? Ich bin da skeptisch. Auszug aus dem DHV Newsletter von gestern:

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hat angekündigt, dass die Wissenschaftskommunikation einen größeren Stellenwert bei der Vergabe von Forschungsmitteln einnehmen soll. In einem Gastbeitrag für die “Zeit” stellt Karliczek das Ziel eines Grundsatzpapiers ihres Ministeriums vor, nach dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler “in ihren Projekten die Kommunikation von Anfang an mitdenken und Ressourcen dafür einplanen” sollten. Es sei an der Zeit, “konkrete Anreize für mehr Kommunikation im Forschungsalltag zu geben”. Die Ministerin kündigte an, dass es eine Plattform zur Evaluation der Wissenschaftskommunikation geben solle. Zudem werde sie eine Denkwerkstatt “#FactoryWisskomm” ins Leben rufen, die Selbstverpflichtungen der Wissenschaft erarbeiten solle. Wissenschaftskommunikation solle “endlich zur Chefsache in den Wissenschaftseinrichtungen” werden, so die Ministern weiter.

Wen interessiert schon der Forschungsalltag? Wir brauchen valide Ergebnisse und zwar dringend in vielen Bereichen. Mit begrenzten Ressourcen wäre es sinnvoller, das Geld in Personal und Ausstattung zu stecken. PR Abteilungen gibt es genügend, was fehlt sind mehr Postgraduierten Studiengänge zu Wissenschaftsjournalismus und damit Wissenschaftsredaktionen, die nicht auf jede PR und auf jede Stimmung hereinfallen, wie an dem berühmten “6000 Tote”-Beispiel zu sehen war.

Ansonsten sind wir auf dem besten Weg, dass bald 80% in den Overhead gehen, wenn wir auch noch die “Kommunikation von Anfang an mitdenken” sollen. Die EU macht es vor mit unzähligen Auflagen zu Timesheets, A1 Formularen, Equality, Ethik, SMEs, GDPR, Communication, Progamm Management … Fakt ist doch, dass es viel zu viele prekäre Arbeitsplätze in der Wissenschaft gibt.

Es gab im übrigen auch empirische Untersuchungen zu dem Thema vor mehr als 10 Jahren (Small 2007)

This study aims at exploring and explaining scientists’ responses to calls for increased dialogue and engagement with the public on the social and ethical implications of scientific research. Findings are presented from interviews with scientists regarding their views on the democratization of sci- ence and on the impacts of the increasing commercialization of science. Scientists supported the democratization of science but were divided on the extent of the public’s role.

Die Reaktion auf den Vorschlag fällt somit auch vernichtend aus.

Der Deutsche Hochschulverband hat die Newsletter-Leserinnen und -Leser im November gefragt, ob sie es für eine gute Idee halten, dass Bundesministerin Karliczek Wissenschaftskommunikation zum Kriterium für Forschungsförderung erheben will. 98,5 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer antworteten mit Nein und 1,5 Prozent mit Ja.