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Zeitgeist

It seems that the German word Zeitgeist is increasingly used also in English texts. When thinking again and again about science and scientists, I always come back to a famous assay of Karl Jaspers written in 1932 (he lost his professorship in Heidelberg 1937; in 1938 he was forbidden to publish any more).

The title of the essay is “Die geistige Situation der Zeit”. The chapter “Wissenschaft” is always a comfort to me when being desperate about the inequity of the scientific world. Here is an excerpt:

Wissenschaften leisten auch heute Außerordentliches. Die
exakten Naturwissenschaften haben einen aufregenden Gang
rapider Fortschritte in Grundgedanken und empirischen Ergebnissen
begonnen. Ein über die Welt verbreiteter Kreis der
Forscher steht in den Beziehungen des rationalen Sichverstehens.
Einer wirft dem anderen den Ball zu. Dieser Vorgang
findet Widerhall in der Masse durch die Handgreiflichkeit der
Resultate. Das sachnahe Sehen in den Geisteswissenschaften
hat sich zu mikroskopischer Feinheit gesteigert. Ein nie dagewesener
Reichtum an Dokumenten und Monumenten ist vor
Augen gebracht. Kritische Sicherheit ist erreicht.

Die Krise der Wissenschaften besteht also nicht eigentlich
in den Grenzen ihres Könnens, sondern im Bewußtsein ihres
Sinns. Mit dem Zerfall eines Ganzen ist nun die Unermeßlichkeit
des Wißbaren der Frage unterstellt, ob es des Wissens wert
sei. Wo das Wissen ohne das Ganze einer Weltanschauung nur
noch richtig ist, wird es allenfalls nach seiner technischen
Brauchbarkeit geschätzt. Es versinkt in die Endlosigkeit dessen,
was eigentlich niemanden angeht.

Nicht also schon die immanente Entwicklung der Wissenschaften
macht die Krise zureichend begreiflich, sondern erst
der Mensch, auf den die wissenschaftliche Situation trifft. Nicht
Wissenschaft für sich, sondern er selbst in ihr ist in einer Krise.
Der historisch-soziologische Grund dieser Krise liegt im
Massendasein, Die Tatsache der Verwandlung der freien Forschung
Einzelner in den Betrieb der Wissenschaft hat zur Folge,
daß jedermann sich mitzuwirken für befähigt hält, wenn er nur
Verstand hat und fleißig ist. Es kommt ein wissenschaftliches
Plebejertum auf; man macht leere Analogiearbeiten, um sich
als Forscher auszuweisen, macht beliebige Feststellungen, Zählungen,
Beschreibungen und gibt sie für empirische Wissenschaft
aus. Die Endlosigkeit eingenommener Standpunkte, so
daß man in häufiger werdenden Fällen sich nicht mehr versteht,
ist allein die Folge davon, daß ein jeder unverantwortlich
seine Meinung zu sagen wagt, die er sich erquält, um auch
etwas zu bedeuten. Man hat die Unverfrorenheit, „nur zur
Diskussion zu stellen” was einem grade einfällt. Die Unmenge
gedruckter Rationalität wird in manchen Gebieten schließlich
zur Schaustellung des chaotischen Durcheinanderströmens der
nicht mehr eigentlich verstandenen Reste früher einmal lebendigen
Denkens in den Köpfen der Massenmenschen. Wenn so
Wissenschaft Funktion von Tausenden als jeweils zum Fach
als Beruf gehörender Interessenten wird, dann kann wegen
der Eigenschaften des Durchschnitts auch der Sinn von Forschung
… durcheinander geraten.