Bei Zielfotos schon lange etabliert, ist es aber auch auf der Rennstrecke interessant: die zeitabhängige Auslösung von Kameras. Mit 11 Bilder /s könnte man meinen, es sei vielleicht überholt, auf den richtigen Moment zu warten. Das stimmt aber nur teilweise, denn mit einer Blitzanlage muss man genau den Punkt treffen – statt Serienbildern gibt es hier erstmal eine Pause.
Das trifft für Speedlights zu, die mit voller Power ca 80 Watt abgeben und sich dann erstmal verabschieden. Das trifft aber auch für konventionelle (Röhren-) Studioblitze zu, die zwar mit 400-2000 Watt viel mehr Leistung dafür aber auch längere Ladezeiten haben.
Die Abbrennzeit ist dazu ein wichtiger Faktor. Sie dauert bei Speedlights mit voller Leistung etwa 1/1000s und bei 1/64 Leistung ca. 1/23.000s. Studioblitze liegen mit 1/250 bis 1/1000s Abbrennzeit deutlich darüber (nebenbei ist damit auch klar, warum man manchmal mit 4 Speedlights und 1/4 Leistung fotografiert, statt mit 1 Speedlight und voller Leistung).
Aber zurück zur Auslösung mit der Lichtschranke. Wegen der notwendigen Auszeit zum neuen Laden des Blitzes war der Jokie2 Trigger, den ich letztes Jahr bestellt habe, für Radrennen nicht recht brauchbar. Man kann zwar einen “delay” (Auslöseverzögerung), aber keinen “freeze” (Refraktärzeit) einstellen. Dazu ist das ganze Setup nicht gerade preiswert, da man für Sensor, Adapter, Kabel und Versand dann doch über 200€ hinlegen muss und das Setup mit frei liegenden Kabeln doch recht experimentell aussieht. Und eine dritte Einschränkung kam zumindest für die Sportfotographie noch dazu: Auf 20m Distanz quer über die Strasse und unter Sonnenlicht ist es fast nicht möglich, den Reflektor so zu positionieren, dass er das Infrarotsignal zurückwirft. Die Reaktionszeit wäre mit 0,0013s noch akzeptabel gewesen. Meine Nikon hat 0,042 s Verzögerung, die Yongnuo Funkstrecke weitere 0,0015 s und der Nikon SB20 Blitz 0,002 s Verzögerung — ein Radfahrer legt bei ca 40 km/h damit ca 70 cm zurück, was beim Aufbau berücksichtigt werden muss. Neben der geringen Reichweite von Infrarot kam aber noch dazu, dass der Aufbau abhängig vom Tageslicht, Temperatur und Luftfeuchte war, also doch eher etwas für Laborbedingungen als für Outdoor-Einsatz.
Leider gibt es nicht allzuviel Alternativen.
Man könnte etwa ein Arduino Board hackermässig umrüsten oder die kommerziellen Varianten als Photoduino oder Triggertrap Shield ausprobieren. Bei der Anleitung war ich mir nicht ganz sicher, ob ich das motiert bekomme. Der Photoduino Konzept hört sich auch interessant an, wäre aber auch eine 200€ Investition, die letztlich ohne Funktionsgarantie kommt. Dazu brauche ich auch keine eierlegende Wollmilchsau mit diversen Auslösemodi wie den Nero Trigger, sondern nur einen zuverlässig funktionierendem Auslöser für Radrennen.
Zu guter letzt kam ich dann auf den Cactus LV5 Trigger beim Lesen auf einem Flickr Board. Im ersten Moment fand ich das Laser Prinzip nicht so attraktiv, weil man den Laserpunkt im Bild sieht, sofern man von der Kamera weg misst. Und wenn man auf die Kamera zu misst, kann man riesigen Ärger mit dem CMOS Sensor bekommen (in diverse Berichten kann man sehen, wie ein Laser den Kamerachip zerstören kann, entsprechende Energie vorausgesetzt). Der Laser hätte aber eine Menge Vorteile wegen der präzisen Positionierung der Schranke.
Die Responsezeit des Cactus ist wohl etwas besser als die des Jokie (der Cactus ist angegeben mit 0,001 s, gemessen von der Flickr Community wurden zwischen 0,002 s und 0,032 s). Zudem ist die Laserschranke besser montierbar auf Hot- oder Coldshoe und hat alles, also Laserempfänger, Funksender und Batterien handlich in einem Gehäuse verpackt. Auch sind die Kostengeringer, nämlich 84€ (im Europavertrieb durch Konijnenberg). Und was mir wichtig war, hier kann man nun auch beliebige Refraktärzeiten einstellen. Da die Funk Übertragungszeiten bei den Cactus mittlerweile auch etwas niedriger als bei den Yongnuos liegt, macht ein Cactus Empfänger Sinn. Das waren zunächst mal mehr theoretische Überlegungen, ein Einsatzreport kommt dann in der nächsten Folge.
Nachtrag 1.12.2014: Ich danke Herrn Gierlich (Hersteller der Jokie) für seine kritische Durchsicht des Textes. Hier noch einige Richtigstellungen, die v.a. das neueste Jokie Modell betreffen:
Wahrscheinlich sind es Tippfehler, doch für den interessierten Erstleser schon wichtige Informationen. Daher würde ich Sie der Fairness halber bitten, wenn es keine Umstände macht, zwei Angaben über die Jokie2 zu korrigieren:
– Die maximale Reichweite beträgt 16 m (nicht 20 m), und ist unabhängig von dem Umgebungslicht.
– Die kleinste Verzögerungszeit bei der großen Reichweite ist 100 µs = 0,1 ms = 0,0001 s und nicht 0,013 s.
Kurze Erläuterung zu den beiden Punkten: Da Infrarot Leuchtdioden in ihrer Leuchtkraft sehr streuen, kann es bei einigen Exemplaren schon sein, dass die Reichweite größer ist. Dennoch sind Reichweiten über 16 m nicht garantiert, was natürlich dazu geführt hat, dass es schwierig für Sie gewesen sein kann, die Lichtschranke bei 20 m zuverlässig auszurichten.
Eine Reaktionszeit einer Lichtschranke von 0,013 s, was 13 ms entspricht, ist eigentlich nicht akzeptabel. Damit kann man in der High-Speed Fotografie keinen Blumentopf gewinnen. Die Zahl “13” stammt vielleicht auch noch von dem Vorgängermodell Jokie, die 0,00013 s oder 0,13 ms Verzögerung hatte. Die Jokie2 mit ihren 0,1 ms im “Normalmodus” ist somit um Faktor 10 schneller als die Cactus.