23.02.2015

Fotografieren zur Unsterblichkeit


Albrecht Dürer schrieb 1512 in sein Manuskript zu einem Lehrbuch der Malerei (nach Karl Schütz, Das Unsichtbare sichtbar machen. Deutsche Porträts um 1500 in: Dürer, Cranach, Holbein. Haag, Lange, Metzger, Schütz (Hrsg) bei Hirmer, 2011)

Dan dy kunst des molens würt geprawcht jm dinst der kirchen vnd dordurch angetzeigt daz leiden Christi, behelt awch dy gestalt der menschen noch jrem absterben

“Die Kunst des Malens wird gebraucht im Dienst der Kirche um das Leiden Christi zu zeigen und auch die Gestalt des Menschen nach seinem Tod zu behalten”. Dürer greift damit nach Schütz zurück auf Plinius’ Historia Naturalis (1435) dass die Maler göttliche Kraft besitzen, nicht nur das Abwesende anwesend, sondern auch die Toten beinahe lebendig erscheinen lassen.
Ob der Wunsch nach Unsterblichkeit die Motivation des Fotografierens ist? Es läuft ja ein einzigartiges Experiment, die komplette Menschheit wird mit Kameras ausgerüstet. Und was macht die Menschheit hauptsächlich damit? Selfies. Mir fällt kein rechter Grund ein, warum sie das tut, ausser vielleicht doch – Fotografieren um Unsterblichkeit zu erlangen.