Es gibt so viele legendäre Charaktere im Radsport, die das Ansehen des Radsports hell strahlen lassen. Einer davon, wenn nicht sogar der Grösste, ist “Ginettaccio” Bartali, an dessen Denkmal in Madonna del Ghisallo wir am letzten Donnerstag vorbei kamen.
Einer der Kurierfahrer erklärte mir, was Bartali für ihn bedeutet.
Denn Bartali hat nicht nur mit langer Unterbrechung die Tour de France zwei Mal gewonnen, 1938 und 1948, sondern dazwischen im Krieg als Radkurier gearbeitet.
Aus der NZZ:
Der radelnde Mönch, so nannte man ihn, den Laienbruder aus dem Karmeliter-Orden. Keinen Sportler empfing der Papst häufiger. Es war wohl nicht zuletzt der Glaube, der Bartali dazu trieb, sich einem antifaschistischen Netzwerk anzuschliessen. Elia Dalla Costa, der Erzbischof von Florenz, hatte Bartali darum gebeten. Der sagte sofort zu und tat, was er am besten konnte: Er stieg aufs Rad und verstaute im Rahmen des Velos die Dokumente. 800 Juden sollen durch seine Fahrten der Deportation entgangen sein.
Aus der FAZ:
Erst nach seinem Tod im Jahr 2000 wurde bekannt, dass seine regelmäßigen Trainingsfahrten zwischen Florenz und Assisi, die er auch während der kriegsbedingten Tour-Pause (1940 bis 1946) unternahm, nicht nur der Körperertüchtigung dienten. Im Sattel und in den Rohren seines Fahrrads befanden sich wichtige Botschaften, Fotos und Spezialpapier, die er unbemerkt von den deutschen Besatzungssoldaten zu einem Kloster brachte, wo falsche Pässe hergestellt wurden. Bartali war der Fahrradkurier der antifaschistischen Widerstandsbewegung…
Yad Vashem verlieh Bartali posthum 2013 den Titel Gerechter unter den Völkern. Hebräisch חסיד אומות העולם Chassid Umot ha-Olam ist ein in Israel nach der Staatsgründung 1948 eingeführter Ehrentitel für Einzelpersonen, die ihr Leben einsetzten, um das Leben von Juden zu retten. Der Ausdruck stammt aus den Talmud:
Die Gerechten aus den Völkern haben einen Platz in der kommenden Welt.