Ich habe nichts zu verbergen

Es ist gibt kaum keinen dümmeren Satz. Doch wer hat ihn wohl aufgebracht und warum?

“Wer nichts zu verbergen hat, scheut die Beobachtung nicht” stammt von dem Staatsrechtler Paul Johann Anselm von Feuerbach, Urheber des Strafgesetzbuch für das Königreich Bayern (München 1813).

Hier ein Ausschnitt aus seiner “Ueber die Gerichtsverfassung…

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Ds Ziel der Überwachung ist, Bürger zu haben, die nichts zu verbergen haben – und nicht etwa, die zu finden, die etwas zu verbergen haben. Durch den Konformitätsdruck kann jedes ungewünschte Verhalten unterbunden werden;  das passt dann auch perfekt zu den “ich verzichte gern auf die Freiheit”-Argumenten. Mehr dazu fand sich auf Telepolis bereits vor 10 Jahren

Für den Fall, dass jemand  Argumente sucht, warum Privates privat bleiben sollte, hier sind 10 Gründe:  1. Einschränkung der Macht des Staates, 2. der Respekt vor dem Individuum, 3. das Ansehen einer Person nicht zu beschädigen, 4. die eigene Verantwortung für soziale Kontakte zu gewährleisten, 5. das Vertrauen in eine Person zu fördern, 6. die Selbstkontrolle zu achten,  dazu 7. die Freiheit der Rede, 8. von politischer Aktionen zu geben, 9. eine zweite Chance bei Versagen zu ermöglichen und nicht zuletzt, 10. keinen Grund zu liefern, sich rechtfertigen zu müssen.

22.3.2022

Nachtrag SZ Interview Leena Simon

SZ: Frau Simon, was ist denn so gefährlich an den Daten, die Google sammelt?
Leena Simon: Mit unserer Suchmaschine sind wir immer sehr ehrlich. Es gibt diese Formulierung: “Man googelt nicht um den heißen Brei herum”
[….]
Ist das auch ein Problem für Menschen, die über sich sagen: “Ich habe nichts zu verbergen”?
Alle Menschen machen in öffentlichen Gebäuden die Klotür hinter sich zu. Jeder und jede hat was zu verbergen. Das zu sagen ist Quatsch, es ist falsch, es ist gefährlich – und es ist vor allem auch unsolidarisch.