Die Kernprobleme der Wissenschaft in Deutschland II: Themenwahl

Holger Becker, MdB, Mitglied des Helmholtz Senats

Die Art und Weise, wie wir Forschungsthemen auswählen und fördern, stammt im Prinzip aus den Zeiten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, und so wie Produkte irgendwann am Ende ihres Lebenszyklus’ ankommen, ist diese Forschungsförderung jetzt organisatorisch auch am Ende. Jeder, wirklich jeder in diesem Wissenschaftsbetrieb beklagt eine überbordende Bürokratisierung, und über die vergangenen paar Jahre sehen wir dann auch noch, dass die Förderwahrscheinlichkeit in vielen Programmen aufgrund dessen zurückgegangen ist. Bei einzelnen Projektaufrufen in Programmen wie Horizon2020 lag die finale Erfolgsquote bei Anträgen nur noch bei drei Prozent. Das bedeutet, dass 97 Prozent der Mühen und der Arbeit von Antragstellern, aber auch von Gutachtern und Programmorganisatoren, einfach weggeworfen werden. Ich glaube, wir brauchen da disruptive Änderungen: Wir müssen uns hinsetzen und überlegen, wie Förderprozesse im 21. Jahrhundert entbürokratisiert werden können.