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Was ist die Leitlinie zur Immuntherapie von Allergien wert?

Leitlinien sollten nicht von eigenen Interessen gesteuert sein. Das gilt alle Leitlinien genauso wie Leitlinie “Allergen-spezifische Immuntherapie bei IgE – vermittelten allergischen Erkrankungen”.

Der Markt ist hier allerdings – wohl durch die Therapieallergene-Verordnung (TAV) – stark in Bewegung, da die Hersteller kostenintensiven Zulassungsverfahren durchführen müssen.
Allergenhersteller sind dabei traditionell schon immer stark als Sponsoren auf Allergiekongressen vertreten, einer Randsparte der klinischen Medizin, wo es kaum pharma-unabhängige Experten gibt.

Zu diesem Schluss kommt auch leitlinienwatch.de, eine Initiative, die vor zwei Wochen im deutschen Ärzteblatt vorgestellt wurde.

Das Portal wertet den Umgang mit Interessenkonflikten bei der Leitlinienerstellung kontinuierlich aus und bewertet die Ergebnisse. Ziel der Initiative ist es, den Einfluss von Interessenkonflikten auf medizinische Behandlungsleitlinien zu reduzieren. Leitlinienwatch.de will Best-Practice-Beispiele identifizieren und den Fachgesellschaften ein konstruktives Feedback mit Verbesserungsvorschlägen für anstehende Revisionen geben.

Die Initiative ist eine Gemeinschaftsaktion von Mezis („Mein Essen zahl’ ich selbst – Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte“), Neurology First und Transparency International, alles Organisationen, die sich gegen die Einflussnahme der Pharmaindustrie auf das Handeln von Ärztinnen und Ärzten wenden.

Diese unabhängige Einschätzung der Leitlinie zur Immuntherapie ist gelinde gesagt verheerend mit nur 4 von 18 möglichen Punkten. Im Detail finden die Autoren

Das Statement, dass “keine Interessenkonflikte festgestellt wurden, die die fachliche Unabhängigkeit der Autoren im Hinblick auf die Erstellung der Leitlinie beeinträchtigen könnten” überzeugt angesichts der zahlreichen Beraterverträge mit den Herstellern der bewerteten Medikamente nicht.

Die Leitlinie beruht dabei zu einem nicht unbeträchtlichen Teil auf Studien und Reviews der derselben Autoren. Honi soit qui mal y pense.