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Wer lebensgefährlichen Unsinn über Vitamin D verbreitet, wird mit Gefängnis nicht unter 1 Jahr bestraft

Lebensgefährlicher Vitamin-D-Mangel: Neue Studie veröffentlicht erschreckende Zahlen” wird auf infranken.de/epaper mit passender Werbung für Vitamin D versehen.

Dabei sind wohl mehr Menschen an Überdosierung gestorben , als an einem Vitamin D Mangel (Vitamin D ist im übrigen in hoher Dosierung auch ein Rattengift).  Vitamin D Supplemente hatte in vielen Interventionsstudien keinen Vorteil in Bezug auf Mortalität gezeigt, Bluttests dienen nur dem Arzt, der sie durchführt, so die Zusammenfassung im britischen Ärzteblatt BMJ.

Die Mortalität lässt sich nicht durch Vitamin Pillen senken, nur in 2 von 52 Studien gab es eine niedrigere Mortalität und das auch nur in einer Subgruppe (wobei der Effekt in den Originalarbeiten nicht signifikant war).

Und was steckt nun hinter dieser neuen Meldung? Es ist ein Vortragsabstract eines Wiener Facharztes für Haut und Geschlechtskrankheiten, der auf der Tagung einer Diabetesgesellschaft vorgestellt wurde. Also kein Endokrinologe, kein Vitamin Experte, kein Epidemiologe. Damit ist das auch keine Interventionsstudie, nicht mal vernünftig publiziert, nur der Abstract einer “Record Linkage Studie”

https://www.easd.org/virtualmeeting/home.html#!resources/vitamin-d-deficiency-overall-and-cause-specific-mortality-the-impact-of-age-and-diabetes-e67d37ab-b146-4642-ac9c-8e204af9069d
Interessenskonflikte: keine. Sind Vitamin D Assays in Österreich etwa kostenlos?

Dabei wurden Messwerte eines Kliniklabors mit Daten aus dem österreichischen Sterberegister verknüpft. Offensichtlich ist das in Österreich erlaubt, bleibt aber dennoch sinnfrei, wenn man A. weiss, dass Vitamin D ein Aktivitäts- und Inflammationsmarker ist und wenn man B. irgendwann im Leben einmal etwas über Berkson Paradox gehört hat. Warum wohl die ersten 3 Jahre von der Analyse ausgeschlossen wurden, weil die Mortalität da exzessiv gestiegen ist? Ich verstehe die Grafik  nicht ganz, da sie nicht zur Methode passt – was ist denn nun die Referenzkategorie für das Hazard Ratio?

Irgendwie hätte es auch den Autoren auffallen müssen – dass es solche exzessiven HRs für Mortalität im echten Leben nicht gibt Natürlich wird jemand früher sterben, der kränker ist, schliesslich ist auch CRP bei Diabetes ein Prädiktor für Mortalität. Aber wen interessiert das ganze denn??

Mittlerweile wird auf Kongressen jeder halbwegs formal korrekte Abstract akzeptiert, um die Kongressgebühren zu kassieren. Auch eurekalert.org sollte das doch wissen, bevor es so eine Information weiter verbreitet. Viele Redaktionen können sich keinen Wissenschaftsredakteur mehr leisten. Und so schlägt dann alles ungefiltert beim Konsumenten ein “Lebensgefährlicher Vitamin-D-Mangel: Neue Studie veröffentlicht erschreckende Zahlen“. Und Herr Marculescu freut sich, da die Vitamin D Tests weiter ansteigen.

17 Okt 2019

infranken.de steigert sich mit derselben Nachricht unter weiteren URLs zur Clickbait Höchstform “Vitamin-D-Mangel kann tödlich sein: Eine Studie veröffentlicht schockierende Zahlen”.