Reprint „Das Neue ist selten das Gute”

Aus dem FAZ Artikel 2015 “Hegel wohnt hier nicht mehr hier

Ist nicht die analytische Philosophie gut beraten, sich in viel stärkerem Maße der Philosophiegeschichte zu besinnen? Nicht aus naseweiser Bescheidwisserei (wie Adorno das nannte), die einem Gedanken, statt seine Wahrheit zu prüfen, einen Vorgänger nachweist. Sondern um zu vermeiden, dass sie das Rad neu erfindet oder uns gar ein weit schlechter rollendes andreht als das alte. Schließlich tut uns die Geschichte nicht überall den Gefallen, in Richtung ,Fortschritt‘ zu verlaufen. Wichtige gedankliche Durchbrüche werden durch falsche Meinungen oder Theoriemoden verdrängt. Dem apokalyptischen Aktualismus derer, die einen Text schon darum für verdächtig halten, weil er älter als fünf Jahre ist, ist Schopenhauers Diktum entgegenzuhalten: „Das Neue ist selten das Gute, weil das Gute nicht lange neu bleibt.“

mit einem Update auf www.feinschwarz.net