Ethik ohne Ethiker

Die Zeiten sind eigentlich vorbei, in denen Nobelpreisträger qua ausgezeichnetem Verstand über die Welt räsonierten. Oder die Zeiten, wo man gerade mal so nebenbei eine Ethik auf den Markt wirft.
Vorteile hat es allemal. Man kann kostengünstig von aktuellen Problemen ablenken, Freiräume schaffen und nebenbei auch noch Akzeptanz promoten, man ist politisch engagiert.
Worum es geht? Ein Wissenschaftskodex, so nebenbei auf dem Weltwirtschaftsforum erstellt.

Was darin steht? Eigentlich nicht viel. Von hinten gelesen
Be accountable — eine Worthülse.
Be a mentor — MöchtegernProfessoren.
Support diversity — wunderbar, wenn es sich inhaltlich ergibt, aber als Wissenschaftsziel?
Engage with decision maker — sehr pragmatisch.
Minimize Harm — versucht jemand das Gegenteil?
Pursue the truth — Von dem intellektuellen Niveau abgesehen, kommen in dem Abschnitt Sätze wie “untruth seems to have more impact over time” bei denen das genaue Gegenteil richtig ist.
Engage with the public –Irgenwann ist alles nur noch PR?

Was von Wissenschftlern an guter Praxis verlangt wird, ist doch eigentlich bekannt. Leider aber auch Fehlanzeige des neuen Codes bei allen aktuellen Herausforderungen: die Bolognisierung der Ausbildung, die zunehmende Kommerzialisierung und Deprofessionalisierung mit der fortschreitenden Digitalisierung und dann auch noch ein wachsender Vertrauensverlust.
Aus der Strohscheider Rede von Anfang des Jahres

Auch gibt es besorgniserregende Verschiebungen im Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft, die uns in den zurückliegenden Monaten intensiv beschäftigten und die das vermutlich auch künftig tun werden.

Den Young Scientists ist das egal, aber was erwartet man schon vom Weltwirtschaftsforum in Davos? Den fat cats in the snow wie Bono sagte? Der Milliardärsclub kann sich zwar “Young Scientists” einfliegen, mehr aber auch nicht.