Angry Birds

Diese Woche hat Stefan Niggemeier die Medien ins Gebet genommen.

In der Art, wie die professionellen Medien über die Kritik an Lanz im Netz berichten, werden wieder die Ressentiments der richtigen Journalisten gegen die unqualifizierten Normalbürger sichtbar, die im Netz plötzlich einfach die Absetzung von Moderatoren im öffentlich-rechtlichen Fernsehen fordern dürfen und dafür sogar Aufmerksamkeit bekommen. Beides war früher Journalisten vorbehalten.

Es stimmt natürlich, das Meinungsverbreitungsmonopol ist gefallen. Aber es sind nicht nur die bösen Journalisten, die etwas von ihrem Monopol abgeben mussten. Es sind auch die Verlage, die beim Übergang von Print zu Online viel ihrer Hoheit abgegeben haben.

Das führt zu einer skurillen Situation. Schauen wir uns dazu eine Meldung von heute morgen um 7:00 an. Die Webseite meiner favorisierten Tageszeitung berichtet über das Spiel “Angry Birds”,  also nicht den  “Angry Lanz Mob” von Niggemeier. Da schreibt die Süddeutsche Zeitung in ihrer online Ausgabe daß

Angry Birds, Google Maps, Facebook: Nicht nur Telefonate und SMS können vom US-Geheimdienst NSA und dem britischen Counterpart GCHQ erfasst und ausgewertet werden, auch aus Apps lassen sich reihenweise Nutzerinformationen filtern.

Der Journalist, der diesen Artikel verfasst hat, weiß vermutlich nicht, was mit seinem Text passierte. Und der Kollege, der ihn in das Autorensystem eingestellt hat, auch nicht so genau. Und der Administrator des Webservers wohl auch nicht. Aber bei mir kommt  das an, was in dem Ausschnitt zu sehen ist:

bsp1

Der Süddeutsche Verlag schickt nämlich nach einer Analyse von “Ghostery” 18 Webdienste heraus, die alle mein Benutzerverhalten ausspionieren (oder es zumindest treuherzig versuchen).

VG Wort lasse ich mir ja noch gefallen, aber bitte, was soll der ganze Rest? Es würde ziemlich Mühe kosten, nun herauszufinden, was über die Werbebanner unfreiwillig auch für den Süddeutschen Verlag nachgezogen wurde. Und das alles nur, weil wir als Konsumenten nicht für “online content” bezahlen wollen. Der Artikel müssste also irgendwie so anfangen

In dem Gratisangebot auf dieser Seite  werden massiv  Nutzerdaten erfasst und ausgewertet, obwohl sie eigentlich etwas  über Angry Birds, Google Maps, Facebook lesen wollten.

Das ist auch nicht das Bashing eines bestimmten Verlages, die Spiegel-Gruppe hat das gleiche beziehungsweise das selbe Problem.

bsp2

Bleibt die Frage, ob das in der Blogger Szene so viel besser aussieht? Bei Seiten auf eigenem Host kann das wohl jeder selbst entscheiden ob er Google Analytics datenschutz konform einsetzen will. Allerdings habe ich bei einer selbst programmierten Seite auch festgestellt, daß ich über ein angepasstes Layout unbemerkt gravatar.com Abrufe dabei hatte.