Ein echter Coup

Er hat seit September einen Twitter Account.

https://archive.ph/wip/q29o1

Anfang Januar hat er mit einer Bloggerin geredet (“Jesus ist die Inspiration für meine Arbeit, er opferte sich selbst um die Menschheit zu retten”).

Matthias Sander hat ihn nun aufgetrieben und für die NZZ interviewt: Dr. He Jiankui  (“JK”) der Genetiker der Crispr Cas Twins, von dem Nobelpreisträger Baltimore sagt

Everyone deserves a second chance, but He Jiankui’s mistake was so colossal that I would never agree to funding his new experiments in biomedicine.

Was mich interessiert ist weniger sein Score im Golf oder daß er immer noch dasselbe Aktentäschchen wie auf der Bühne des Hongkong  Summits trägt, sondern wie es den Kinder geht.

Aber leider kann Sander ihm keine Silbe darüber entlocken, nur Trivia , Widersprüchliches und PR. JK preist die  Bedürfnislosigkeit bei Schopenhauer aber will gleichzeitig chinesische Milliardäre um Millionen erleichtern.

Diesen deutschen Philosophen mag ich sehr, Schopenhauer.

Er hat offensichtlich verstanden, worum es im Leben geht. Die meisten Menschen streben nach beruflichem Erfolg, nach Vermögen oder dem Respekt ihrer Kollegen. Aber dieser Philosoph sagt, wie man wirklich ein sinnvolleres Leben führt. Dazu muss man gar nicht so viel haben, nicht so viel Geld besitzen.

Schopenhauer war fest davon überzeugt, dass es eines Tages wirklich wichtig für die Gesellschaft sein würde, obwohl seine Mutter dachte, dass es nur Mist sei.

[Glauben Sie, dass Ihnen dasselbe passieren könnte mit Ihrem Menschenexperiment?]
Ich bin in Gedanken schon weiter.

Warum JK sich gerade den misanthropen Schopenhauer als Vorbild wählt? Warum nicht gleich Nietzsches Übermensch, dessen Spazierstock dann bei Adolf Hitler landet?

In “Mein Kampf” findet sich dann auch Arthur Schopenhauers perfide Bemerkung über Juden gleich vier mal. So sagt dann auch einer von  JK’s Biographen

Kiran Musunuru … said He’s work is “as serious as the war crimes committed by Nazi doctors during World War II.”

Hier wird  das Menschenbild JKs offensichtlich, das wie bei Schopenhauer zwischen eine gewissen Mitleidsethik, kruden Erlöserphantasien und dem eigenem Größenwahn schwankt.

Bezeichnend in dem Interview ist dabei nicht nur der Rückgriff auf den “deutschen Philosophen” – im Interview kommt auch noch der Rückgriff auf Jim Watson, die persona non grata der Genetik, ein bekennender Sexist und Rassist.

Im Film* schildern Sie eine kurze Begegnung mit dem amerikanischen Nobelpreisträger James Watson, der die Struktur von DNA-Molekülen mit entdeckte. Sie hätten Watson gefragt, ob man mit Genmanipulationen Menschen gesünder machen solle.
Watson antwortete einfach: «Menschen besser machen.» Er ermutigte mich. «Menschen besser machen» – nicht «Bessere Menschen machen».
*https://www.youtube.com/watch?v=4-u0fXnX4No

Wie überhaupt auch der Tweet vor 2 Tagen

https://twitter.com/Jiankui_He/status/1616964325234839552

nicht so recht zu dem Interview mit Sander vor 4 Tagen passt

Wir wollten für die Kinder neben der öffentlichen Krankenversicherung zusätzlich eine private Krankenversicherung abschliessen. Aber weil die Geburten bekannt wurden, wollte kein Krankenversicherer das tun, auch heute nicht. Nun denken wir über einen alternativen Plan nach: eine Stiftung, die Geld sammelt und alle Gesundheitskosten der drei Kinder übernimmt. Das habe ich vor.