Sugar daddy science

Der Begriff ist nicht neu, er wurde wohl 2019 von der Zeitschrift Atlantic erstmals in das allgemeine Bewusstsein gerückt für Forschung die direkt – ohne Ausschreibung, Wettbewerb oder Review – finanziert wird. Damals war es das MIT Media Lab, das “Spenden” von Jeffrey Epstein angenommen hat. Das muss nicht per se fragwürdig sein, hinterlässt aber doch ein ungutes Gefühl, warum gibt jemand sein Geld für Forschung aus?

Auch jetzt in Corona Zeiten, scheint es wieder in Mode zu kommen, dass einfach mal Geld aus der Staatskasse überwiesen wird: 1.000.000€ von Markus Söder an die LMU plus weitere Finanzierung an die Uni Regensburg, 65.315 € von Armin Laschet an die Uni Bonn, Winfried Kretschmann an vier Unis in Baden Württemberg in unbekannter Höhe, 2.000.000€ von Stephan Weil an die Uni Hannover “um in den kommenden zwei Jahren Bioproben und Daten von 1.000 unter­schied­lich stark am Coronavirus SARS-CoV-2 erkrankten Patienten zu sammeln”.

Das Ganze ist natürlich ein Witz, wenn nun die Unikinderklinik Freiburg schon beklagt, dass sie nicht mehr genügend Patienten für ihre Studie findet. Und wo sollen mit aktuell 54 Neuerkrankungen in Niedersachsen die 1000 Fälle für eine Biobank herkommen? Wo sich doch längst vor Monaten ein internationales Konsortium zu der Frage gebildet hat und es nun wirklich nicht die primäre Frage ist, ob eine Genvariante das Risiko um das 1.1 fache erhöht. Mit dem nächsten Virus ist sowieso wieder alles anders.

Und sollten die Studien nicht helfen, die Containment Massnahmen zu steuern? Ausser der Gangelt Studie kenne ich keine einzige offizielle Zahl obwohl vor genau 4 Monaten der erste Fall in München beschrieben wurde. Nach den letzten  Presseberichten werden die Ergebnisse der sugar daddy Studien hinter verschlossenen Türen dafür hergenommen um die lokale Politik zu rechtfertigen, ohne dass sie irgendjemand überprüfen kann. Vielleicht ist das auch besser so, denn wir wären wahrscheinlich von der Qualität enttäuscht, da kann ich mich nur Antes in der Lagebeurteilung vom 25.5. anschliessen

Ja, es gibt ein klareres Bild von der Unklarheit. Es gibt leider extreme regionale Unterschiede. Das war die Hauptkritik an der Heinsberg Studie mit ihren 14 oder 15 Prozent Dunkelziffer. Wenn ich in einen Hotspot fahre, bilde ich natürlich das ab, was vor Ort passiert ist. Es ist aber ohne jede Aussagekraft für das ganze Land … Die verschiedenen Massnahmen sind so miteinander vermengt, dass man das nicht differenzieren kann. Wir gehen leider mit allen Fehlern der Welt zurück in die Öffnung. Es ist ein Abschied von der Wissenschaft, den wir gerade sehen. …  Wir haben weltweit etwa 1100 sichtbare Studien zum Thema Corona. In Deutschland scharren auch alle mit den Hufen … um Studien durchzuführen. Leider aber gibt es keine Führungsstruktur, die diese Anstrengungen koordiniert. Meine größten Vorwürfe gehen in dieser Hinsicht an das Bundesforschungsministerium, von dem man fast nichts hört. Wir bräuchten für Deutschland einen Masterplan von Fragen. Dann müsste man diese Aufgaben verteilen und die Ergebnisse zusammenfassen, damit diese Entscheidungen dienen können. Dafür muss sich Wissenschaft allerdings koordinieren lassen.