In Subsahara Afrika gibt es, abgesehen von Südafrika, kein funktionierendes Antidot bei einem Schlangenbiss. Darauf wies der Toxikologe Dietrich Mebs, emeritierter Professor der Universität Frankfurt, vergangene Woche beim Forum Reisen und Gesundheit des Centrums für Reisemedizin (CRM) hin.
Nach Gad Saad’s Parasitic Mind ist der Insiderbericht von Kai Jäger in der FAZ über die fatale Mischung aus Kundendenken, bürokratischen Auswüchsen und ideologischer Gängelung, eindeutig das Erschreckendste was ich in diesem Jahr über eine Universität gelesen habe.
Die Brand-&-Marketing-Departments der Universitäten investieren in teure Marketing-Kampagnen, teils sogar in Werbeflächen von Fußballvereinen, um die Konsumenten von der Qualität ihres Produktes zu überzeugen. … Um diverse Ranglisten und Performance-Kriterien zu verbessern, werden immer neuere dirigistische Initiativen unternommen, die wissenschaftliche Autonomie nach und nach durch bürokratisches Mikromanagement ersetzen. … In der Praxis hat das Primat der Studentenzufriedenheit zur Nivellierung akademischer Standards und zu einer Inflation sehr guter Noten geführt, da die Zufriedenheit der Studentenschaft eng mit der erhaltenen Benotung in Verbindung steht. Wer durchfällt (oder plagiiert), kann den Aufsatz oder die Klausur in der Regel so oft wiederholen, bis das Resultat passt. Wenig überraschend stellt die „Times“ fest, dass im Jahr 2018 keiner der rund 33.000 Bachelor-Studenten an elf englischen Universitäten in den Abschlussprüfungen durchfiel.
Die Situation zeichnet sich auch in Deutschland ab – fast forward ausgehend von Christiane Florin’s Analyse.
Christian Jäger legt aber noch nach, was Meinungsfreiheit im akademischer Diskurs angeht
Nun sind wir bei der „Wokeness“ angelangt, was man grob als den dogmatischen und unwissenschaftlichen Glauben definieren kann, dass sich jegliche Ergebnisungleichheit in der Gesellschaft auf Diskriminierung zurückführen lässt,… . Es ist sicher kein Zufall, dass Phänomene wie „Trigger Warnings“, „Safe Spaces“ oder „Cancel Culture“ ihren Ursprung und die größte Verbreitung in den Universitätslandschaften der Anglosphäre haben, wo die Verwandlung der Studentenschaft in Konsumenten am weitesten fortgeschritten ist. Denn aus Sicht eines profitorientierten Unternehmens sind Kontroversen ein Risiko für die Reputation der eigenen Firmenmarke.
Zufall oder nicht, so stellt auch Arnd Diringer letzte Woche fest
Gefährdungen erheblichen Ausmaßes“ für die Meinungsfreiheit entstehen auch „aus den Reihen der Gesellschaft selbst durch eine moralisierende Vorzensur unerwünschter Meinungen“. Das schrieb Professor Ferdinand Kirchhof jüngst in der Neuen Juristischen Wochenschrift [ NJW 2023, 1922 “Der Wirkungsbereich des Grundrechts auf Meinungsfreiheit”]. Neu ist diese Feststellung nicht. Aber es lässt aufhorchen, wenn ein ehemaliger Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts das in der wichtigsten juristischen Fachzeitschrift anprangert.
Kirchhof beklagt, dass man „immer häufiger auf den gesellschaftspolitischen ‚Missionar‘“ trifft, „der sich im Besitz der endgültigen Wahrheit weiß“ und „nur eine einzige Meinung, nämlich seine eigene“ duldet. Andersdenkende werden „in moralischer Selbstgewissheit an den Rand der Gesellschaft“ gedrängt. Diskursvermeidung wird „von interessierten Kreisen geradezu als ethische Verpflichtung verstanden, der sich jedermann beugen muss“.
Kampf gegen Machtmissbrauch: Professoren mit Offenem Brief an die HRK
Dutzende Professorinnen und Professoren fordern laut „Spiegel“ in einem Offenen Brief an die Bildungsministerinnen und -minister von Bund und Ländern sowie an die Hochschulrektorenkonferenz Maßnahmen, um Machtmissbrauch an Hochschulen zu verhindern.
Die Strukturen des deutschen Wissenschaftssystems seien eine „Einladung zum Machtmissbrauch“, heißt es demnach in dem Brief. Konsequenzen seien extrem rar, Machtmissbrauch würde nur selten verfolgt, obwohl er in unterschiedlichen Formen auftrete. Die ungerechtfertigte Übertragung von Aufgaben an Mitarbeitende, die systematische Überlastung mit Arbeit, die willkürliche Ausübung von Entscheidungsgewalt gehörten ebenso dazu wie die Aneignung von geistigem Eigentum, sexuelle Belästigung und Nötigung.
Die Professorinnen und Professoren fordern dem „Spiegel“ zufolge „stabilere, längerfristige, im Idealfall entfristete Beschäftigungsverhältnisse“. Zudem könne die Abhängigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verringert werden, wenn Professoren nicht mehr Vorgesetzte, Betreuer und Gutachter von Arbeiten in einer Person seien. Auch effizientere Kontrollmechanismen und mehr Unterstützungsangebote würden benötigt.
Cheung and colleagues reports a survey conducted in 15 countries exploring the health and nutrition claims made in the marketing of infant formula products. The authors performed a systematic search of websites, examined packaging of formula products, and documented claims made about the formula product and citations of scientific evidence supporting those claims…
Health professionals and families lack the time to properly scrutinise claims. Industry is unlikely to change its practice given shareholder interests. Self-regulation has not worked, and responsible, ethical marketing by the formula industry seems unlikely.
Ich nehme aus dem Video mit: Fliegen vielleicht nicht (das sieht mehr nach operanter Konditionierung aus) aber Primaten, Elefanten, Delfine, Krähen haben alle im Spiegeltest bestanden.
Spielen Tiere eine Rolle in der Theologie bzw biblischen Überlieferung? Claudia und Simone Paganini haben ein Buch dazu geschrieben: Die Biester der Bibel. Warum es in der Heiligen Schrift keine Katzen, aber eine Killer-Kuh gibt, Gütersloh 2022.
Will man nicht bei der Schöpfungsgeschichte stehenbleiben, stellt man außerdem schnell fest, dass Tiere in der Bibel an vielen Stellen gar als Protagonistinnen in Erscheinung treten. In den Gesetzestexten der Torah werden sie sogar als Rechtssubjekte wahrgenommen, die für ihre Arbeit am Feld mit einem Teil der Ernte belohnt werden und im Fall eines tödlichen Unfalls oder bei sexuellen Vergehen zur Rechenschaft gezogen bzw. – wie ein Mensch – bestraft werden können. Ein Tier zu bestrafen, noch dazu in der Regel mit der Todesstrafe, wirkt auf die heutigen Leser:innen eher grausam, die Idee einer rechtlichen Gleichstellung von Tier und Mensch ist aber dennoch bemerkenswert.
Adam und Eva … Veganer:innen!
Noch bemerkenswerter ist, dass es ohne Stiere, Kühe, Ziegen, Schafen oder Tauben, die als Tieropfer dargebracht wurden, im Alten Testament streng genommen kaum eine Möglichkeit gab, mit der Gottheit in Kontakt zu treten. Das Töten von Tieren war aber nicht nur eine Form des Gebets, die rituelle Handlung am Tempel, welche nur von Priestern vollzogen werden durfte, diente letztlich auch der Gewinnung von Fleisch. Die Erlaubnis, Tierfleisch zu essen, wurde dem Menschen aber erst als Folge der Sintflut erteilt, ursprünglich – so die biblische Vorstellung – ernährten sich Adam und Eva im Garten Eden vegetarische bzw. eigentlich sogar vegan.
Es gibt bisher wenig gute Erklärungen der Querdenken Bewegung.
Warum verfallen Menschen auf bestimmte Meinungen? Und was unterscheidet sie zum Beispiel von den wahnhaften Störungen in der Psychiatrie oder aber auch von Fehlschlüssen in der Wissenschaft? Irgendwie scheint sich doch alles auf einem Kontinuum zu bewegen?
Bei dem Versuch einer Antwort folge ich dabei mehr oder weniger dem Psychiater Manfred Lütz, der auch nicht viel auf unsere psychiatrischen Diagnosen gibt, da sie nur Hilfskonstruktionen sind die nur einem Zweck dienen, nämlich Menschen medizinisch zu helfen (S.32ff)
Unbestrittenes Kennzeichen des Wahns ist jedenfalls die Unfähigkeit, die Perspektive zu wechseln. Mit dieser Definition gelingen nun auch die Unterscheidungen: So sind Psychotiker und Querdenker beide unfähig, die Perspektive zu wechseln, während das den meisten Wissenschaftlern aber möglich sein sollte.
Psychotiker leiden unter dieser Unfähigkeit (zumindest im symptomfreien Intervall) während Querdenker darüber in ihrer Gemeinschaftserfahrung Bestätigung erfahren. Die “self enforcing loops” bei der Psychose sind wohl hirnorganisch bedingt, während sie bei Querdenker eher sekundär und erlebnisreaktiv sind. Die Ideenwelt der Psychose ist kreativ, während Querdenker kaum zu neuen oder innovative Ideen in der Lage sind.
Dennoch: Querdenken sollte nicht pathologisiert werden – Labels helfen nicht, sie verstärken nur eher den Zusammenhalt der Gruppe. Mit Wegfall von Youtube und Telegram würde die Bewegung wohl in sich zusammen fallen. Da dies nicht passierte, sucht sie sich neue Ziele etwa Russland.
Im selbst gewählten Asyl ist es dann aber mit dem Gemeinschaftserlebnis vorbei, so auch bei den zwei prominentesten Ärzteaccounts diese Woche zu sehen.
Typically, market analyses are performed by pharmaceutical companies. These analyses lead to value propositions and business cases for developing new products based on technologies those companies have either developed, or for which they have licensed intellectual property. These analyses—together with assessments of “end-user” (patient) preferences, and assessments of regulatory pathways—drive research and development (R&D) investments. In traditional for-profit product R&D, the unmet medical need is factored in only partially, including through the end-user preferences and the company’s assessment of likely regulatory authority perspectives. In some cases, governments or multilateral agencies can be large scale procurers (i.e., they will purchase the product), and in this situation their preferences may be given more weight.
However, at present, only a small proportion of global health R&D spending (around 2%) is on the compelling medical problems faced by LMICs.
Prudent risk management requires consideration of bad-to-worst-case scenarios. Yet, for climate change, such potential futures are poorly understood. Could anthropogenic climate change result in worldwide societal collapse or even eventual human extinction? At present, this is a dangerously underexplored topic.
Here is the ultimate and comprehensive summary written by two of the best vitamin D experts – Martineau and Cantorna
… lack of a consistent protective signal from RCTs reporting so far is reflected by the absence of any recommendation relating to prophylactic or therapeutic use of vitamin D for COVID-19 in guidelines from national or international bodies … If vitamin D does have favourable immunomodulatory effects in COVID-19, then demonstrating a meaningful clinical benefit of supplementation over existing standards of care is likely to become increasingly challenging, as ever more effective pharmacological therapies and vaccines emerge.
mehr zu der Situation in Afrika – ein wichtiger Artikel im Freitag – zu den weithin unsichtbaren indirekten Folgen der Pandemie
Allein in Afrika leben 26 Millionen Menschen mit HIV, von denen pro Jahr Hunderttausende daran sterben. Und die für Kinder und Babys besonders gefährliche Malaria fordert alljährlich fast 400.000 Menschenleben. Das sind große Zahlen, und doch waren sie schon viel größer – nur durch einen enormen gesundheitspolitischen Kraftakt war es gelungen, sie zu senken. Unter den Bedingungen der Pandemie aber suchen viele Leute kein Krankenhaus mehr auf. Einer Untersuchung des in Genf ansässigen Globalen Fonds zufolge gingen in Afrika und Asien die pränatalen Vorsorgeuntersuchungen von April bis September 2020 um zwei Drittel zurück.