Category Archives: One World

Haben Tiere ein Bewusstsein?

 

Ich nehme aus dem Video mit: Fliegen vielleicht nicht (das sieht mehr nach operanter Konditionierung aus) aber Primaten, Elefanten, Delfine, Krähen haben alle im Spiegeltest bestanden.

Spielen Tiere eine Rolle in der Theologie bzw biblischen Überlieferung? Claudia und Simone Paganini haben ein Buch dazu geschrieben: Die Biester der Bibel. Warum es in der Heiligen Schrift keine Katzen, aber eine Killer-Kuh gibt, Gütersloh 2022.

Will man nicht bei der Schöpfungsgeschichte stehenbleiben, stellt man außerdem schnell fest, dass Tiere in der Bibel an vielen Stellen gar als Protagonistinnen in Erscheinung treten. In den Gesetzestexten der Torah werden sie sogar als Rechtssubjekte wahrgenommen, die für ihre Arbeit am Feld mit einem Teil der Ernte belohnt werden und im Fall eines tödlichen Unfalls oder bei sexuellen Vergehen zur Rechenschaft gezogen bzw. – wie ein Mensch – bestraft werden können. Ein Tier zu bestrafen, noch dazu in der Regel mit der Todesstrafe, wirkt auf die heutigen Leser:innen eher grausam, die Idee einer rechtlichen Gleichstellung von Tier und Mensch ist aber dennoch bemerkenswert.
Adam und Eva … Veganer:innen!
Noch bemerkenswerter ist, dass es ohne Stiere, Kühe, Ziegen, Schafen oder Tauben, die als Tieropfer dargebracht wurden, im Alten Testament streng genommen kaum eine Möglichkeit gab, mit der Gottheit in Kontakt zu treten. Das Töten von Tieren war aber nicht nur eine Form des Gebets, die rituelle Handlung am Tempel, welche nur von Priestern vollzogen werden durfte, diente letztlich auch der Gewinnung von Fleisch. Die Erlaubnis, Tierfleisch zu essen, wurde dem Menschen aber erst als Folge der Sintflut erteilt, ursprünglich – so die biblische Vorstellung – ernährten sich Adam und Eva im Garten Eden vegetarische bzw. eigentlich sogar vegan.

Querdenken

Es gibt bisher wenig gute Erklärungen der Querdenken Bewegung.

Warum verfallen Menschen auf bestimmte  Meinungen? Und was unterscheidet sie zum Beispiel von den wahnhaften Störungen in der Psychiatrie oder aber auch von Fehlschlüssen in der Wissenschaft? Irgendwie scheint sich doch alles auf einem Kontinuum zu bewegen?

Bei dem Versuch einer Antwort folge ich dabei mehr oder weniger dem Psychiater Manfred Lütz, der auch nicht viel auf unsere psychiatrischen Diagnosen gibt, da sie nur Hilfskonstruktionen sind die nur einem Zweck dienen, nämlich Menschen medizinisch zu helfen (S.32ff)

Manfred Lütz. Irre! – Wir behandeln die Falschen: Unser Problem sind die Normalen. Goldmann 2019.

Unbestrittenes Kennzeichen des Wahns ist jedenfalls die Unfähigkeit, die Perspektive zu wechseln.  Mit dieser Definition gelingen nun auch die Unterscheidungen: So sind Psychotiker und Querdenker beide unfähig, die Perspektive zu wechseln, während das den meisten Wissenschaftlern aber möglich sein sollte.

Psychotiker leiden unter dieser Unfähigkeit (zumindest im symptomfreien Intervall) während Querdenker darüber in ihrer Gemeinschaftserfahrung Bestätigung erfahren. Die “self enforcing loops” bei der Psychose sind wohl hirnorganisch  bedingt, während sie bei Querdenker eher sekundär und erlebnisreaktiv sind. Die Ideenwelt der Psychose ist kreativ, während Querdenker kaum zu neuen oder innovative Ideen in der Lage sind.

Dennoch: Querdenken sollte  nicht pathologisiert werden – Labels helfen nicht, sie verstärken nur eher den Zusammenhalt der Gruppe. Mit Wegfall von Youtube und Telegram würde die Bewegung wohl in sich zusammen fallen. Da dies nicht passierte, sucht sie sich neue Ziele etwa Russland.

Im selbst gewählten Asyl ist es dann aber mit dem Gemeinschaftserlebnis vorbei, so auch bei den zwei prominentesten Ärzteaccounts diese Woche zu sehen.

Bodo Schiffmann https://twitter.com/Tzerberus1/status/1589185591127977984
Carola Javid Kistel https://twitter.com/Alemanniel/status/1589318971769196551

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pharma (and often also academic) research doesn’t match public health needs

https://www.mckinsey.com/~/media/mckinsey/industries/life%20sciences/our%20insights/the%20helix%20report%20is%20biopharma%20wired%20for%20future%20success/helix-rewiring-the-dna-for-the-next-wave-of-impact-in-biopharma.pdf?shouldIndex=false

There is also a review in the BMJ “Can medical product development be better aligned with global needs?

Typically, market analyses are performed by pharmaceutical companies. These analyses lead to value propositions and business cases for developing new products based on technologies those companies have either developed, or for which they have licensed intellectual property. These analyses—together with assessments of “end-user” (patient) preferences, and assessments of regulatory pathways—drive research and development (R&D) investments. In traditional for-profit product R&D, the unmet medical need is factored in only partially, including through the end-user preferences and the company’s assessment of likely regulatory authority perspectives. In some cases, governments or multilateral agencies can be large scale procurers (i.e., they will purchase the product), and in this situation their preferences may be given more weight.
However, at present, only a small proportion of global health R&D spending (around 2%) is on the compelling medical problems faced by LMICs.

Ist Sci-Hub legal?

Nein, ist es nicht – so das Amtsgericht München vom 31.1.2022 mit  Az:21 O 14450/17 das aber auch sagt:

Im Übrigen wird die Klage abgewiesen.

Sci-Hub ist auch nach dem jüngsten BGH Entscheid vom 13.10.2022 Az:I ZR 111/21 nicht legal, allerdings wird auch hier der Kläger abgewiesen:

Welche Anstrengungen zur Inanspruchnahme des Betreibers der Internetseite und des Host-Providers zumutbar sind, ist eine Frage des Einzelfalls.

Ist die Benutzung von Science-Hub unmoralisch? Nutzer in Afrika oder Südamerika werden diese Frage anders beantworten, als Nutzer in Europa oder Nordamerika. Continue reading Ist Sci-Hub legal?

Climate endgame?

https://doi.org/10.1073/pnas.2108146119

Prudent risk management requires consideration of bad-to-worst-case scenarios. Yet, for climate change, such potential futures are poorly understood. Could anthropogenic climate change result in worldwide societal collapse or even eventual human extinction? At present, this is a dangerously underexplored topic.

s.C.J.

https://doi.org/10.1038/s41558-022-01426-1

 

Vitamin D and COVID-19

Here is the ultimate and comprehensive summary written by two of the best vitamin D experts – Martineau and Cantorna

 … lack of a consistent protective signal from RCTs reporting so far is reflected by the absence of any recommendation relating to prophylactic or therapeutic use of vitamin D for COVID-19 in guidelines from national or international bodies … If vitamin D does have favourable immunomodulatory effects in COVID-19, then demonstrating a meaningful clinical benefit of supplementation over existing standards of care is likely to become increasingly challenging, as ever more effective pharmacological therapies and vaccines emerge.

We Made History

credit for the link goes to J Metzger

Here is an interesting study published already some years ago “We Made History: Citizens of 35 Countries Overestimate Their Nation’s Role in World History“. Continue reading We Made History

Die Schattenpandemie in Afrika

mehr zu der Situation in Afrika – ein wichtiger Artikel im  Freitag – zu den weithin unsichtbaren indirekten Folgen der Pandemie

Allein in Afrika leben 26 Millionen Menschen mit HIV, von denen pro Jahr Hunderttausende daran sterben. Und die für Kinder und Babys besonders gefährliche Malaria fordert alljährlich fast 400.000 Menschenleben. Das sind große Zahlen, und doch waren sie schon viel größer – nur durch einen enormen gesundheitspolitischen Kraftakt war es gelungen, sie zu senken. Unter den Bedingungen der Pandemie aber suchen viele Leute kein Krankenhaus mehr auf. Einer Untersuchung des in Genf ansässigen Globalen Fonds zufolge gingen in Afrika und Asien die pränatalen Vorsorgeuntersuchungen von April bis September 2020 um zwei Drittel zurück.

Lesenswert!

Übersterblichkeit zwischen den Corona Wellen

Mit der destatis PM Nr 563 gehe ich davon aus, dass es in der Tat eine Übersterblichkeit in Deutschland gab, d.h. dass in den gemessenen Zeitspannen die Zahl der Sterbefälle signifikant über der durchschnittlichen Zahl der Sterbefälle des vorangegangenen Vergleichszeitraums lag.

Die Erklärung umfasst

  • nachlaufende Todesfälle zB durch Grippe bei nachlassender Infektionsprophylaxe nach der Welle
  • vorgezogene Todesfälle zB Personen die ohne das Auftreten der Corona-Welle infolge von Vorerkrankungen oder altersbedingt schon früher gestorben wären
  • reduzierte Therapieangebote während der vorangegangenen Welle etwa durch ausbleibende Therapie onkologischer oder kardiovakulärer Erkrankungen
  • eventuell auch noch ein geringer Meldeverzug

Die Frage ist ohne Zusatzstudien nicht einfach zu beantworten, ein Zusammenhang mit der Impfung ist aber praktisch ausgeschlossen.

 

Corona Spillover Risk

In Antwort auf einen Tweet von Vincent Glad, der das Überschwappen der Infektion von der jüngeren/mittleren auf die ältere Altersgruppe in Marseille zeigt

dto aus Spanienhier nun eine Analyse des aktuellen RKI Datensatzes.

# Daten von https://opendata.arcgis.com/datasets/dd4580c810204019a7b8eb3e0b329dd6_0.csv
rki %>%
  select(Landkreis,Bundesland,dt,Altersgruppe,AnzahlFall) %>%
  mutate(Altersgruppe = str_replace_all(Altersgruppe, "A","") ) %>%
  mutate(Bundesland = str_replace(Bundesland, "-(.).*","-\\1") ) %>%
  mutate(Landkreis = str_replace(Landkreis, "-(.).*","-\\1") ) %>%
  filter(dt >= as.Date('2020-9-1') ) %>%
  filter(AnzahlFall >= 0 & Altersgruppe != "unbekannt") %>%
  group_by(Landkreis,Altersgruppe) %>%
  summarise_at(c("AnzahlFall"), sum, na.rm = TRUE) %>%
  filter(AnzahlFall>20) %>%
  ggplot( aes(x=Landkreis, y=Altersgruppe, fill= AnzahlFall)) + 
    geom_rect(aes(xmin=-Inf, xmax=Inf, ymin=-Inf, ymax=Inf), fill="darkgreen") +
    geom_tile() +
    geom_text(aes(label = AnzahlFall), colour="white") +
    scale_fill_gradientn(colours = c("darkgreen", "yellow","red"), n.breaks=8, name="x" ) +
    guides(fill=guide_legend(title="Corona+\nletzte 7 Tage\nRKI opendata\nStand 9.9.2020"), reverse=TRUE)

Auch hier besteht die Gefahr v.a. in Bayern, NRW und Baden-Württemberg.

RKI Daten Stand 9.9.2020

In Städten ist die Situation in München am kritischsten über die vielen Fälle diese Woche.

RKI Daten Stand 9.9.2020

 

Sugar daddy science

Der Begriff ist nicht neu, er wurde wohl 2019 von der Zeitschrift Atlantic erstmals in das allgemeine Bewusstsein gerückt für Forschung die direkt – ohne Ausschreibung, Wettbewerb oder Review – finanziert wird. Damals war es das MIT Media Lab, das “Spenden” von Jeffrey Epstein angenommen hat. Das muss nicht per se fragwürdig sein, hinterlässt aber doch ein ungutes Gefühl, warum gibt jemand sein Geld für Forschung aus?

Auch jetzt in Corona Zeiten, scheint es wieder in Mode zu kommen, dass einfach mal Geld aus der Staatskasse überwiesen wird: 1.000.000€ von Markus Söder an die LMU plus weitere Finanzierung an die Uni Regensburg, 65.315 € von Armin Laschet an die Uni Bonn, Winfried Kretschmann an vier Unis in Baden Württemberg in unbekannter Höhe, 2.000.000€ von Stephan Weil an die Uni Hannover “um in den kommenden zwei Jahren Bioproben und Daten von 1.000 unter­schied­lich stark am Coronavirus SARS-CoV-2 erkrankten Patienten zu sammeln”.

Das Ganze ist natürlich ein Witz, wenn nun die Unikinderklinik Freiburg schon beklagt, dass sie nicht mehr genügend Patienten für ihre Studie findet. Und wo sollen mit aktuell 54 Neuerkrankungen in Niedersachsen die 1000 Fälle für eine Biobank herkommen? Wo sich doch längst vor Monaten ein internationales Konsortium zu der Frage gebildet hat und es nun wirklich nicht die primäre Frage ist, ob eine Genvariante das Risiko um das 1.1 fache erhöht. Mit dem nächsten Virus ist sowieso wieder alles anders.

Und sollten die Studien nicht helfen, die Containment Massnahmen zu steuern? Ausser der Gangelt Studie kenne ich keine einzige offizielle Zahl obwohl vor genau 4 Monaten der erste Fall in München beschrieben wurde. Nach den letzten  Presseberichten werden die Ergebnisse der sugar daddy Studien hinter verschlossenen Türen dafür hergenommen um die lokale Politik zu rechtfertigen, ohne dass sie irgendjemand überprüfen kann. Vielleicht ist das auch besser so, denn wir wären wahrscheinlich von der Qualität enttäuscht, da kann ich mich nur Antes in der Lagebeurteilung vom 25.5. anschliessen

Ja, es gibt ein klareres Bild von der Unklarheit. Es gibt leider extreme regionale Unterschiede. Das war die Hauptkritik an der Heinsberg Studie mit ihren 14 oder 15 Prozent Dunkelziffer. Wenn ich in einen Hotspot fahre, bilde ich natürlich das ab, was vor Ort passiert ist. Es ist aber ohne jede Aussagekraft für das ganze Land … Die verschiedenen Massnahmen sind so miteinander vermengt, dass man das nicht differenzieren kann. Wir gehen leider mit allen Fehlern der Welt zurück in die Öffnung. Es ist ein Abschied von der Wissenschaft, den wir gerade sehen. …  Wir haben weltweit etwa 1100 sichtbare Studien zum Thema Corona. In Deutschland scharren auch alle mit den Hufen … um Studien durchzuführen. Leider aber gibt es keine Führungsstruktur, die diese Anstrengungen koordiniert. Meine größten Vorwürfe gehen in dieser Hinsicht an das Bundesforschungsministerium, von dem man fast nichts hört. Wir bräuchten für Deutschland einen Masterplan von Fragen. Dann müsste man diese Aufgaben verteilen und die Ergebnisse zusammenfassen, damit diese Entscheidungen dienen können. Dafür muss sich Wissenschaft allerdings koordinieren lassen.

 

 

The phantom herd immunity to covid-19

When most of a population is immune to an infectious disease either by natural infection or by vaccination, this provides indirect protection — or herd immunity — to those who are not immune to the disease.

A positive antibody response does not necessarily mean that there is immunity but nevertheless it may give a first indication how many individuals may have had contact with a virus. Be aware of several infodemic websites on seroprevalence. Also note that most information is distributed by news agencies, press offices and preprints only bypassing usual standards in science. Unfortunately also most tests have not been properly standardized.

 

countrydateNrepresentativeantibody prevalence %methodLink
Wuhan, China2Apr201.401no10?journal
Robbio, Italy6Apr202.000?no?13.5?link to Ref 24 by Bendavid not working
Telluride, USA8Apr20986?0.8?newspaper
Santa Clara, USA17Apr203.330no (Facebook)1.5Premier Biotech, Minneapolismedrxiv
Netherlands15Apr207.361no (plasma donors)3.1Wantai Biological PharmacyNIH
Los Angeles, USA20Ap20863yes?4.1?press release
Trieste, Italy22Apr20727no (clinic staff)17.2Wantai SARS-CoV-2 Ab Rapid Testmedrxiv
Brevard, USA24Apr201000no?1.0?newspaper
Miami, USA14Apr201.800yes4.4-7.9?press release
Scotland, GB17Apr201.000no (blood donors)1.0neutralisation assaymedrxiv
Chelsea, USA17Apr20200no (passengers)32?newspaper via Science
New York, USA27Apr207.500??15.0?newspaper
Denmark28Apr209,496no (blood donors)1.7Livzon Diagnostics IgM/IgGmedrxiv
GermanyMay20 (weekly)1.342yes1.0?RKI
Iran1May20551yes22VivaDiag COVID‐19 VivaCheckmedrxiv
Barcelona, Spain2May20578no (healthcare worker)9.3Luminex / Krammermedrxiv
Gangelt, Germany4May20919no (hotspot)14.1Euroimmun?UK Bonn
Padova, Italy1May20133no (health care worker)5.3Chemiluminescencemedrxiv
San Miguel County, USA1May205.455?0.5UB?website
Philadelphia, USA9May20237no (patients)5.9own ELISA / Florian Krammerresearchsquare
Boise, USA7May204.856no (self selected)1.8Abbott SARS-CoV-2 IgGjournal
Kobe, Japan5May201.000no (outpatients)3.3RC-NC002, KURABOmedrxiv
Wake Forest, USA8May20676no (former patients)2.2?newspaper
Lausanne, Schweiz6May20 (weekly)1.335yes3.1, 6.1, 9.7Euroimmunmedrxiv
Brazil10May204.188yes0.05, 0.13Wondfo Biotech medrxiv<7a>
Singapore12May2032.000no (workers in dorms)??newspaper
Berlin, Germany13May205.000 / 7.500no (Charité staff)2.3, 0.3?Ärzteblatt
Spain15May2060.000yes (?)5.0?Reuters
Cambridge, UK15May201.032no (health care worker)3.0own protocolmedrxiv
Hannover, Germany18May20217no (health care worker)1.0Euroimmunmedrxiv
Stockhom, Sweden19May201.104yes?7.3?newspaper
Birmingham, UK22May20554no (health care worker=24.4high-sensitivity ELISA developed in-housemedrxiv

 

There is  preprint that lists some studies that I could not locate so far.

Prevalences should NOT be compared for methodological reasons.

No idea from where the NYT data originate.