Das Wort zum Tag

Leistung und Erfolg sind zwei Begriffe die häufig verwechselt werden, wie   Richard David Precht am Ende der Sendung SWR Nachtcafe es beiläufig erwähnte. Und in der Tat, so Fred Becker, gibt es eine maximale Beliebigkeit beim Verwenden des Leistungbegriffes, Bedeutungsvielfalt inklusive. Leistung “riecht nach Schweiß, schwerer Muskelkraft, nach außergewöhnlichen Bemühungen”, Leistung ist also das Ergebnis einer Arbeit. Und dann muss sich ja auch der Erfolg einstellen, so die Devise des bundesrepublikanischen Wissenschaftsmanagements. Also etwas erfolgen, als sei das wichtigste, nämlich die Leistung, nicht bereits erfolgt.
Die neue Science of Science Auswertung zeigt nun auch das das genaue Gegenteil. Intellektuelle Arbeit – Denken, Lesen, Rechnen, Schreiben, Reden – alles mitunter anstrengend. Und dann produzieren wir in der Wissenschaft nicht mal Güter (einige Startups und Ausgründungen mal abgesehen), im Gegenteil wir verbrauchen dabei nur Ressourcen.  Die Anstrengung sind wir schuldig, aber nicht den Erfolg. Und schon gar nicht die ständig geforderte Überbietung anderer; Exzellenz war früher die Anrede der Könige, nicht die Überlegenheitsphrase eines Forschungsprogrammes.
Die ständige Überleitung kann schliesslich  (Binswanger) als System nicht funktionieren (Münch) auch wenn der HRK Präsident immer wieder wiederholt: „Die Wissenschaft lebt vom Wettbewerb“. Sie lebt von der Anstrengung, von der olympischen Idee, aber nicht der Medaille. Erfolg in der Wissenschaft ist doch, machen wir uns nichts vor, zu einem großen Teil der Suche (oder Sucht) nach Anerkennung und dem Selbstmarketing, geschuldet und nur im geringe Mass einer wirklich aussergewöhnlichen Leistung. Selbst das Wissenschaftsmagazin Nature liegt völlig daneben, mit der Forderung vom 6. März dass wie uns besser vermarkten sollen.  Lebenszeit kann man schliesslich nur einmal verplanen.
Dabei wird im Erfolg immer mehr die Leistung konstituiert. Dabei kann doch – so Precht – der Erfolg nicht nur durch Leistung, sondern auch ganz einfach nur durch Glück möglich sein. Nicht zu verwechseln mit Zufall, sondern mit dem Glück im eigentlichen Sinn – dem günstige Ausgang eines Ereignisses. Oder Leistung durch Begabung. Oder Leistung als Geschenk, etwas das der Mensch nicht selbst machen kann,  es nicht verdient hat. Und gibt es überhaupt die Leistung eines einzelnen?
Ist die “menschliche Leistung nicht Ergebnis einer kollektiven Aushandlung” (Nina Verheyen, 2018) und sind wir nicht doch nur Zwerge auf den Schultern von Riesen (Bernhard von Chartres, 1120)?