Marx widerspricht Bedford-Strohm widerspricht Söder

Beginnen wir mit http://www.sueddeutsche.de/bayern am 25. April 2018

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, begrüßt das Vorhaben. Er freue sich, wenn auch in der Öffentlichkeit Kreuze sichtbar seien, sagte Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist, der Nachrichtenagentur epd. “Religion lässt sich nicht in die Privatsphäre verbannen.” Zugleich warnte er, das Symbol für politische Zwecke zu missbrauchen. Kreuze seien eine Art öffentlicher Selbstverpflichtung auf das, was den Inhalt des Kreuzes ausmacht: Humanität, Nächstenliebe, Menschenwürde.

und setzen fort mit http://www.sueddeutsche.de/bayern am 29. April 2018

Kardinal Reinhard Marx, der Chef der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, kritisiert Bayerns Ministerpräsident Markus Söder für dessen Kreuz-Erlass scharf. Es sei “Spaltung, Unruhe, Gegeneinander” entstanden, sagte Marx im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. “Wenn das Kreuz nur als kulturelles Symbol gesehen wird, hat man es nicht verstanden”, sagte der Erzbischof von München und Freising. “Dann würde das Kreuz im Namen des Staates enteignet.” Es stehe dem Staat nicht zu, zu erklären, was das Kreuz bedeute.

Zum Glück widerspricht hier Marx. Das hätte er wohl auch besser schon auf dem Tempelberg 2016 getan, wo beide schon einmal in das Kreuzfeuer geraten sind.

Bedford-Strohm denkt dann am 10. Mai 2018 in der FAZ nach und macht in einem zusammenhanglosen Selbstgespräch dann eine “Identitätsdebatte der Kirche” aus. Und bleibt wie üblich nichtssagend

Die aus meiner Sicht einzig wirklich tragfähige Handlungsoption nenne ich den öffentlich orientierenden Umgang. Eine Demokratie lebt davon, dass von der Glaubens- und Gewissenfreiheit Gebrauch gemacht wird und in den schwierigen gesellschaftlichen Orientierungsfragen die starke Stimme religiösen Orientierungswissens in den öffentlichen Diskurs eingebracht wird. Dass in Deutschland, und vielleicht auf besondere Weise in Bayern, die Kirchen dabei eine zentrale Rolle spielen und auch das Kreuz als ihr Symbol für das Lebensgefühl der Menschen besonders wichtig ist, steht dazu nicht im Widerspruch. Wo aber eine Kultur sich durch Menschen mit zunehmend unterschiedlichen Hintergründen weiterentwickelt, müssen natürlich auch andere mit dem Grundgesetz verträgliche Ausdrucksformen von Religion in der Öffentlichkeit einbezogen werden.

Es sekundieren auf einer eilig hochgezogenen Webseite weniger bekannte Theologen um Wolfgang Vogl.

Die folgenden aus Bayern stammenden oder in Bayern lehrenden christlichen Theologen bekennen sich zum Kreuz in der Öffentlichkeit. Wir erklären, dass wir für jedes in öffentlichen Räumen sichtbare Kreuz dankbar sind. Denn das Kreuz steht für die in Gott gründende Würde des Menschen (vgl. Gen 1,26–27), die eines der wesentlichen Würdefundamente ist und die unsere Demokratie nicht aus sich selbst hervorzubringen vermag.

Gen 1,26 ist dann doch etwas im Thema verfehlt, reden wir nicht über Mk 15,15? Der Neutestamentler Gerd Häfner rückt das Ganze dann auch gerade

Die Unterzeichner der Theologen-Erklärung bekennen sich im ersten Satz des Textes zum »Kreuz in der Öffentlichkeit«. Bereits diese Eröffnung lässt erahnen, dass die Problemstellung der Diskussion der letzten Tage nicht präzise erfasst wird. Es ging nicht darum, ob Kreuze in der Öffentlichkeit ihren Platz haben sollen oder dürfen. Zur Debatte stand und steht die Anordnung des Ministerpräsidenten zur Anbringung von Kreuzen in Behörden der bayerischen Staatsverwaltung.

genauso wie der Verfassungsrichter Dieter Grimm, der es auf den Punkt bringt “Das Kreuz steht für den Opfertod Christi” und nicht für die “geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns“. Seine Rechtsauffassung über die neue bayerische Kreuz-Pflicht ist eindeutig: Verfassungswidrig!

Zu Pfingsten 2018 führt dann in der Bischofskirche St. Matthäus Bedford-Strom eine neue Variante ein. Ein nicht religiöser Geist für Deutschland, der von öffentlich rechtlichen Kreuzen ausgestrahlt wird? Ist das nicht lupenreiner Okkultismus?

Er wünsche sich jenseits der jeweiligen religiösen oder weltanschaulichen Überzeugungen, die die Bürger haben, einen Geist für Deutschland, sagte Bedford-Strohm weiter. “Und wenn das Kreuz in öffentlichen Gebäuden hängt, dann ist das dieser Geist, den es ausstrahlen soll.” Vor diesem Geist müsse niemand Angst haben. Er könne Juden, Christen und Muslime zusammenführen und die unseligen Identitätsdebatten überwinden, “in denen man versucht, die eigene Identität durch die Abwertung der anderen zu stärken”.

Nicht unerwartet dann evangelisch.de am 29.5.2018 mit dem Statement von Friedrich Wilhelm Graf (ebenfalls lesenswert “Es gibt keine christliche Politik“)

Der EKD-Ratsvorsitzende … habe sich … von der “einseitigen Okkupation des zentralen christlichen Symbols durch die Politik” distanziert, resümiert Graf. Doch auf “trennscharfe theologische Begriffe scheint er in Sachen ‘Kreuz’ verzichten zu wollen”, wirft Graf dem Ratsvorsitzenden vor. Bedford-Strohm habe sich theologisch “irritierend unklar” geäußert.
Anders sei die Reaktion einiger katholischer Geistlicher in Bayern ausgefallen, so Graf mit Blick auf die Äußerungen des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick und des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Lutherische Protestanten erlebten “nun einen Kardinal, der den religiösen Eigensinn des Kreuzes ungleich entschiedener verteidigt als ihre eigene Kirchenführung”, schreibt Graf.

“Irritierend unklar”, nach genau diesem Begriff habe ich gesucht. Interessant auch in dem Zeitzeichen Beitrag der Beitrag von Susanne Breit-Keßler mit protestantisch korrektem Doppelnamen auch ständige Vertreterin des Landesbischofs

Das Kreuz erinnert daran, daß der wahre Gott sich als wahrer Mensch offenbart

An den Kreuzen von Golgotha sind doch drei Menschen gestorben, oder? Eine Offenbarung wäre für mich etwas anderes . Ihre Aussage

Ich freue mich darüber, wenn politisch Verantwortlichen sich bewusst unter das Kreuz stellen.

ist dann auch nicht so recht nachvollziehbar. Sich freuen? An dem barbarischen Akt? Oder sich freuen, dass das Kreuz von Politikern für reichlich unchristlichen Ziele instrumentalisiert wird?
Es wäre besser gewesen, wenn jemand anderes die Frage von Graf beantwortet hätte:

Tut es dem Christentum im Land gut, wenn sich der Staat seines Zentralsymbols bedient? Oder wird durch inflationäre Aufhängung das Kreuz nur entwertet?