weil er nicht im Stande ist, seine Fähigkeit nach dem großen Maßstab des Ideals zu erweitern

aus der FAZ von gestern  “Was bedeutet es, dass die Hälfte aller Deutschen ein Buch schreiben will? ”

Der Dilettant, sagt Schiller, verkleinert „das große Ideal nach dem kleinen Durchmesser seiner Fähigkeit, weil er nicht im Stande ist, seine Fähigkeit nach dem großen Maßstab des Ideals zu erweitern“ (das Zitat stammt aus „Über die nothwendigen Grenzen beim Gebrauch schöner Formen”). Er wächst nicht durch Kunst, er wächst nicht an der Kunst, er wächst nicht zur Kunst hin, sondern er schrumpft sich umgekehrt die Kunst selbst zurecht.

und im Original

Hat ihn hingegen die Natur bloß zum Dilettanten gestempelt, so erkältet die Schwierigkeit seinen kraftlosen Eifer, und er verläßt entweder, wenn er bescheiden ist, eine Bahn, die ihm Selbstbetrug anwies, oder, wenn er es nicht ist, verkleinert er das große Ideal nach dem kleinen Durchmesser seiner Fähigkeit, weil er nicht im Stande ist, seine Fähigkeit nach dem großen Maßstab des Ideals zu erweitern. Das echte Kunstgenie ist also immer daran zu erkennen, daß es, bei dem glühendsten Gefühl für das Ganze, Kälte und ausdauernde Geduld für das Einzelne behält und, um der Vollkommenheit keinen Abbruch zu thun, lieber den Genuß der Vollendung aufopfert. Dem bloßen Liebhaber verleidet die Mühseligkeit des Mittels den Zweck, und er möchte es gern beim Hervorbringen so bequem haben als bei der Betrachtung.