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HiPP, HiPP, kein hurra

Eine Pressemitteilung des Bundesverbandes aller Verbraucherzentralen weist auf ein Urteil des Landgerichts München I hin:

Erfolg gegen irreführende Werbung bei Nahrung für Kleinkinder: Das Landgericht München I hat einer Klage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) gegen die Hipp GmbH & Co. Vertrieb KG Recht gegeben. Demnach sind mehrdeutige Werbeaussagen zum angeblichen Vitamin D- und Calciumbedarf von Kindern bei Milchersatzprodukten untersagt. „Verbraucherinnen und Verbraucher müssen bei Lebensmitteln für Kleinkinder darauf vertrauen können, dass die Unternehmen besonders verantwortungsbewusst handeln. Dazu gehören klare und deutliche Informationen über Vitamine und Nährstoffe“, sagt Susanne Einsiedler, Rechtsreferentin beim vzbv. „Eltern sollten nicht den Eindruck bekommen, dass bestimmte Produkte nötig sind, damit ihr Kind ausreichend versorgt wird. Kinder über einem Jahr brauchen in der Regel keine speziellen Lebensmittel“.

Auch wenn das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, gehe ich noch einen Schritt weiter, es braucht überhaupt keinen Vitamin D Zusatz in der Säuglingsmilch, auch nicht in der Anfangsmilch, es wird längst zuviel direkt supplementiert.

Hipp Werbung zu Vitamin D, die erst am 14.7.2020 von https://shop.hipp.de/hipp-kindermilch-combiotikr-1-600g-2588.html gelöscht wurde

Der Vitamin D Hype schadet mehr, als dass er nützt. Orales Vitamin D kann zu späteren Allergien führen, auch wenn Fachgesellschaften die Vitamin D Supplementierung aus Tradition weiterhin unkritisch sehen.

Es ist ja ein lustiger Experte, dieser Dr. med Jürgen Hower, den HiPP da auf der Webseite in einem “Interview” präsentiert neben der hauseigenen Wissenschaftlerin. Seine wissenschaftliche Leistung in der Endokrinologie besteht darin, bei Kindern in seiner Gemeinschaftspraxis Vitamin D Spiegel bestimmt zu haben. Ansonsten vermarktet er mit Vitamin D gepanschte Schokolade als “Dr. Chococo”.

Nichts Neues also unter der Sonne – ich erinnere mich an Aktenberge im Bundesarchiv Berlin, in denen sich einschlägige Geschäftemacher schon vor 80 Jahren einen jahrelangen Streit mit den Behörden lieferten.