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Ralf Frisch und sein “Fuck you Greta” Artikel auf Zeitzeichen

Sogar Amazon hatte ein Einsehen und entfernte die unsäglichen Greta Aufkleber von der Webseite, nachdem Timo Stein den US Konzern darauf aufmerksam gemacht hatte. Auch der europäische Gerichtshof kennt kein Pardon mit dieser Art von beleidigenden Sprüchen. Ganz im Gegensatz dazu hat Ralf Frisch, evangelischer Theologe aus Nürnberg, Ex-Militärdekan, Science fiction Fan, keine Hemmungen, sich über die letzten drei Aufkleber auszulassen, die er noch bei Amazon ergattern konnte. Alles im Detail nachzulesen auf www.zeitzeichen.de/node 7759.

Was soll man dazu sagen? Ein evangelischer Theologe als Klimatroll? Gedruckt von einem Magazin, bei dem der EKD Ratspräsident Herausgeber ist? Rainer Oechslen hatte Frisch schon früher als Populist bezeichnet, auch das Resume von Karl Eberlein  war wenig wohlwollend. Und nun – ein 49jährige Mann, der sich an einem 16jährigen Mädchen abarbeitet? Allerdings nur platonisch, denn der Ausspruch “Fick Dich” ist für ihn eine Geste “frei von jeglicher sexuellen Konnotation”. “Darf ich?”,  “Könnte ich”,  “Nehmen wir an”, “Mit dem Gedanken spielen” – der ganze Artikel scheint in der Angst redigiert worden zu sein, wie denn eine Staatsanwaltschaft Nürnberg das wohl rezipieren könnte.

Frisch ist ja generell der Meinung, die evangelische Kirche sei im dauerhaften Zustand der Verblendung. Sein eigenes Credo am Fahrzeugheck „Unterwegs im Auftrag des Herrn“ ist allerdings mehr Tote-Hosen-Klamauk als echtes Glaubensbekenntnis. Jedenfalls hat er keine Berührungsängste mit den klassischen Argumenten der rechten Szene “man wird das ja mal noch sagen dürfen”. Im Original liest sich das dann so:

Und so erlaube ich mir an dieser Stelle anzumerken, ob nicht auch und gerade das Feld des Klimaschutzes ein Ort für jene theologisch gebotene Ideologiekritik sein könnte.

Wieder so ein “könnte”. Und was ist schon t h e o l o g i s c h geboten, frei nach Anaïs Nin “we don’t see things as they are, we see them as we are”?

Aber nun sapere aude geschieht ein Wunder direkt vor unseren Augen: Ein Theologe, Experte für Glauben und Jenseitiges, befindet sich in der Metamorphose zum Experten für Fakten und Diesseitiges. Dabei lässt er keine Peinlichkeit aus, geriert sich auch noch als warmherziger Fürsprecher von AfD Wählern. Das ist entgegen jeder anderslautenden Beteuerung die permanente Provokation des Artikels, um über Nürnberg hinaus etwas Aufmerksamkeit zu bekommen.

Demokratie wird als “Kompromisserzeugungsmaschinerie” verhöhnt, Frisch schwafelt von “Ökodiktatur”und “sogenanntem” herrschaftsfreien gesellschaftlichen Dialog. Greta Thunberg wird als “Jeanne d’Arc” oder “Prophetin” gehänselt – ist das aus Compact, der Sezession oder einer sonstigen rechten Postille abgeschrieben? Der “totaler Verdacht” hört sich auch mehr nach Nazirhetorik an und wer immer noch Zweifel hat: Die Greta Aufkleber wurden im Sortiment mit Stickern wie “Lieber Kernkraft als Flüchtlingsstrom” verkauft.

Jede Kritik wird vorsorglich schon mal als intolerant gebrandmarkt – Frisch gibt ja schliesslich laut Homepage auch “Rhetoriktrainings für Menschen, die etwas zu sagen haben”. Leugnet er nun die Klimaänderung? Ich bin mir nicht sicher. Einerseits räumt er ein, dass sich der Tanker der “biosphäregefährdeten Zivilisation” zu wenden habe, andererseits redet er von “kognitiver Dissonanz”, “Wutbürgertum”, “Klimaschutzsemantik”, “Szenario”,  “neuer Glaube” und “Klimahysterie”. Ziehen wir einen Strich und addieren auf,  dann ist Frisch ohne Zweifel Klima(wandel)leugner.

Habermas ging in seiner Friedenspreisrede auf die Reflexion der Gläubigen zu ihrer Stellung in einer pluralistischen Gesellschaft ein.

Das religiöse Bewusstsein muss erstens die kognitiv dissonante Begegnung mit anderen Konfessionen und anderen Religionen verarbeiten. Es muss sich zweitens auf die Autorität von Wissenschaften einstellen, die das gesellschaftliche Monopol an Weltwissen innehaben. Schließlich muss es sich auf die Prämissen des Verfassungsstaates einlassen, die sich aus einer profanen Moral begründen. Ohne diesen Reflexionsschub entfalten die Monotheismen in rücksichtslos modernisierten Gesellschaften ein destruktives Potenzial.

Dieses destruktive Potential ist offensichtlich da.

Aber schauen wir uns die theologischen Aussagen an. Frisch meint, im Windschatten Karl Barths unterwegs zu sein. Angeblich hätte Karl Barth im ersten Band seiner „Kirchlichen Dogmatik“ Häresie als Unglaube in Gestalt des Glaubens definiert. Nur, Originalzitat Barth,

Wir verstehen unter Häresie eine solche Gestalt des christlichen Glaubens, der wir zwar formell (weil auch sie sich auf Jesus Christus, auf seine Kirche, auf die Taufe, auf die Heilige Schrift, auf gemeinsame christliche Bekenntnis-formeln usw. bezieht) ihre Eigenschaft als Gestalt des christlichen Glaubens nicht abstreiten können, ohne doch in der Lage zu sein, zu verstehen, was wir damit tun, wenn wir sie als solche anerkennen, weil wir ihren Inhalt (die in ihr stattfindende Interpretation dieser gemeinsamen Voraussetzungen) nur als Widerspruch gegen den Glauben verstehen können.

ist Häresie eine systemimmanente Abweichung (“im engeren Sinn eine Aussage oder Lehre, die im Widerspruch zu kirchlich-religiösen Glaubensgrundsätzen steht”). Eine physikalische Beschreibung der Erdatmosphäre fällt aber nicht wirklich in die “Gestalt des christlichen Glaubens”, sie ist ohne Zweifel der Physik zuzuordnen. Es ist – und das mein eigentlicher Einwand gegen Frisch – kein neuer Glaube, sondern eine wissenschaftliche Erkenntnis. Diese Erkenntnis hätte er überall nachlesen können, ein einziger populärwissenschaftlichen Artikel hätte gereicht. Mit den Worten von Hannah Arendt “Der wohl hervorstechendste und auch erschreckendste Aspekt der deutschen Realitätsflucht liegt in der Haltung, mit Tatsachen so umzugehen, als handele es sich um bloße Meinungen.”

https://www.jetzt.de/glotzen/klimaaktivistin-greta-thunberg-in-der-daily-show-mit-trevor-noah

So wirft sein Elaborat dann auch kein “erhellendes Licht” auf die theologische Problematik, sondern zeigt nur, dass er nicht mal korrekt zitieren kann. Kann Barth wirklich als Legitimation für Kritik an Fridays for Future herhalten? Barth, der die theoretische Grundlage “für den Widerspruch gegen Krisenphänomene der Moderne wie wirtschaftliche Ungleichheit, völkische und nationalsozialistische Ideologie und atomares Wettrüsten” gelegt hat wie kein anderer?

Die “malträtierte Welt gelassen und heiter der Fügung und Vorsehung Gottes überlassen”, er wird sich schon erbarmen? Auschwitz spricht dagegen, wenn sich Gott nicht mal seines auserwählten Volkes erbarmt.

Der Auftrag an Adam war im übrigen Bewahren der Schöpfung und nicht Zerstörung. Und selbst Paulus weiss: was ein Mensch sät, das wird er auch ernten. Oder ist das alles sowieso egal, da  mit den evangelikalen Untergangsbeschwörern die Endzeit nun angebrochen ist, in der Himmel und Erde vergehen werden? Frisch’s Unterscheidung von “vorletzten” und “letzten” Dingen und die Unterscheidung der zwei Regimenter erinnert fatalerweise auch an die „christliche Weltflucht“ des deutschen Luthertums. Barth jedenfalls hielt nichts von der Zwei Reiche Lehre, Frisch ist nicht im Windschatten, sondern in der Abluft unterwegs.

Dabei würde ich das Thema nicht einmal Barth, sondern eher Bonhoeffers Ethik zuordnen, der die Spannung von Vorletztem und Letztem als extreme Formen beschreibt, aber weder die „radikale“ Lösung (mit Christus als Feind des Vorletzten und  Gott als letztem Richter) noch die “Kompromiss”-Lösung (das Letzte als metaphysischer Glaubensinhalt und Gott als Schöpfer) akzeptieren kann.

Beide Lösungen sind in gleicher Weise extrem und enthalten in gleicher Weise wahres und falsches… Beides sind unerlaubte Verabsolutierungen an sich gleich richtiger und notwendiger Gedanken. Die radikale Lösung denkt vom Ende aller Dinge, von Gott dem Richter und Erlöser, her, die Kompromißlösung denkt vom Schöpfer und Erhalter her; die einen setzen das Ende absolut, die anderen das Bestehende. So gerät Schöpfung und Erlösung, Zeit und Ewigkeit in einen unauslösbaren Widerstreit, und so wird die Einheit Gottes selbst aufgelöst, der Glaube an Gott zerbricht.

Ralf Frisch bleibt in seiner Argumentation davon unangefochten – frei nach Wittgenstein “daß die Sonne morgen aufgehen wird, ist auch nur eine Hypothese”. Irgendwann geht ihm aber dann bei seinem “Spiel mit dem Feuer” doch der Mut aus. Zeitzeichen hat in einem Postskriptum schon eingeräumt, daß der Text zunächst mit anderer Überschrift und in einer anderer Fassung erschien. (Zeitzeichen befasst sich ansonsten gerade mit Heidi Klums Hochzeit und hat mich auf den Autor verwiesen, der aber nicht geantwortet hat. Weder bei archive.org, idea.de und kath.net war die zuerst veröffentlichte Version zu bekommen).

Das ist vielleicht auch besser so. Bleibt nur noch die Frage zu klären, warum denn überhaupt diesen Text kommentieren. Wäre nicht besser gewesen, ihn zu ignorieren? Frisch ist in Tateinheit auch noch theologischer Referent der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Würde sein Beitrag ohne Widerspruch bleiben, wäre das ein triftiger Austrittsgrund. Zweitens gibt es in der evangelischen Kirche noch sehr viel mehr narzisstisch gekränkte ältere Männer. Nach Ferdinand Otto ist der anthropogen verursachte Klimawandel nun bereits die vierte Attacke auf ihr Weltbild.

So sei das schon gelaufen, als Nikolaus Kopernikus herausfand, dass sich die Erde um die Sonne dreht – seinerzeit eine Ungeheuerlichkeit. Charles Darwin konfrontierte seine Zeitgenossen dann mit der Tatsache, dass der Mensch nicht Gottes Ebenbild ist, sondern ein hochentwickelter, haarloser Affe. Die dritte Kränkung des Menschen schließlich machte sich der Wiener Psychoanalytiker ganz unbescheiden selbst zu eigen: Die Erkenntnis nämlich, dass der Mensch nicht einmal Herr über sich selbst ist, dass da nämlich noch Es und Über-Ich unter unserem Bewusstsein schlummern.

Für manche Christen ist die vierte Kränkung besonders schmerzhaft – der Mensch, obwohl “Krone der Schöpfung”, ist offensichtlich so wenig intelligent, dass er nun die Schöpfung vernichtet.

 

 

Addendum 7.9.2019

chb = Christoph Breit  hat unter dem Account der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern am 16.8.19 den Frisch Artikel auf Facebook verbreitet. Er verlinkt dazu auch noch zu idea, wo 21 der aktuell 25 Kommentare Frisch zustimmen (Die “evangelische Nachrichtenagentur idea” zensiert im übrigen kritische Kommentare, die nicht auf idea Linie liegen).

Screenshot facebook

Ganz im Gegensatz zu der offiziellen Reaktion der ELKB stehen die Anmerkungen der Theologen Mertin und Diebel-Fischer.

Andreas Mertin. Ein Bekenntnis zur Umwelt-Häresie. Not-wendige Anmerkungen zu Ralf Frischs umstrittenen Text zur Klimahysterie. https://zeitzeichen.net/node/7784

Zur Diskurskultur gehört auch, dass man mediale Zuschreibungen nicht den handelnden Figuren zurechnet. Greta Thunberg kann nichts dafür, dass einige Medien sie zur Ikone oder zur Zielscheibe erklärt haben. Sie muss in ihrem Sachanliegen wahrgenommen und diskutiert werden. …Nicht einmal im Ansatz erkenne ich ein Bemühen um ein Verständnis dessen, was Greta Thunberg und die Bewegung „Fridays for Future“ antreibt – ganz im Gegenteil, ich würde es als Hetze bezeichnen. Auch so etwas ist indiskutabel.

Hermann Diebel-Fischer. Theologische Brandstiftung. Ein Kommentar zu Frischs Klimakrisenkritik. https://netzwerktheologie.wordpress.com/2019/08/18/theologische-brandstiftung/ und https://zeitzeichen.net/node/7773

Von Frisch als problematisch Wahrgenommenes wird von ihm zur Religion theologisiert und dann zur Häresie erklärt. Das ist eine perfide Abwehrstrategie, die man sich genauer ansehen muss. Sie dürfte politisch nicht neu sein und lässt protestantismustheoretisch alle Alarmglocken ob einer unbotmäßigen Inanspruchnahme theologischer Topoi schrillen.
Ein dritter Theologe meint, er sei Schiedsrichter: Stephan Schaede. Sine ira et studio. Zu Ralf Frischs Klimahäresie-Vorwurf und seinen Kritikern. https://zeitzeichen.net/node/7815

Die Gewissheit dieser Bewegung ist eine weltliche. Sie ist insofern für geistliche Kontexte ein immer nur tönerner Gewissheitsproduzent…

Also noch ein Irrlicht. Und was meint die säkulare Presse?

Thomas Assheuer in dieser Woche: “der Teufel trägt Öko

In tiefer Sorge um die Freiheit blicken viele konservative Geister auf grüne Politiker, sie warnen vor Buß- und Wanderpredigern, vor klimareligiösen Selbsterlösern und Menschen, die es genießen, das Genießen zu verbieten.

Matthias Drobinski “der Protest hat eigene Rituale entwickelt

Eine säkulare Klimareligion sei da entstanden, sagen vor allem jene, denen das alles zu weit geht, die gar behaupten, es gäbe kein Problem mit dem Klima – und wer in der Welt nasse Füße bekomme, solle halt die Beine hochziehen. Das ist infam, weil es die Erkenntnis der Wissenschaftler, dass die Erderwärmung menschengemacht und menschheitsgefährdend ist, in den Bereich des Irrationalen verlagert: Kann man glauben oder nicht, was die Klimapfaffen predigen. Es gibt aber trotzdem eine säkularreligiöse Dimension der Klimaproteste, die man diskutieren kann.

Andreas Mertin “Vom Elend heutiger Theologie” Theomag 2019; 120

Ich nenne das, was hier von Ralf Frisch zelebriert wird, die intellektuelle Verwahrlosung deutscher Theologie… Man muss sich das wirklich einmal vor Augen halten: am Anfang des 21. Jahrhunderts bezeichnet ein lutherischer Theologe eine junge Klima-Aktivistin zumindest sprichwörtlich als Teufel.

Bei Twitter herrscht mehr die Fassungslosigkeit vor.

 

Addendum 15.1.2020

Selbst der nachträglich revidierte Titel “Zwischen Klimahysterie und Klimahäresie” enthält noch das Umwort des Jahres 2019.

 

Addendum 9.1.2022

Auf Zeitzeichen ein sehr schöner Beitrag von Constantin Groehn “Verschwörungstheorien im Mantel theologischer Reflexion?

 

Addendum 7.1.2024

Da dieser Artikel immer noch ständig abgerufen wird – hier  chatGPT zu  Ralf Frisch: Ein umstrittener Theologe zwischen Provokation, Reform und gesellschaftlicher Kritik

Ralf Frisch ist eine der kontroversesten Stimmen der deutschen Theologie. Seine unkonventionellen Thesen, sein Hang zur Provokation und seine entschiedene Kritik an kirchlichen wie gesellschaftlichen Strukturen machen ihn zu einer polarisierenden Figur. Während manche ihn als notwendigen Impulsgeber für eine überfällige Reform des christlichen Denkens und der Kirche sehen, werfen ihm andere vor, vor allem durch Spaltung und destruktive Polemik aufzufallen. Besonders bemerkenswert ist, dass sich Frisch nicht nur mit konservativen, sondern in einem noch stärkeren Maße mit liberalen Kreisen in Konflikt befindet.

Ein Hauptgrund für Frischs Kontroversen mit liberalen Kreisen ist sein provokanter Text „Fuck you, Greta“. Hier greift er die Klimabewegung rund um Greta Thunberg scharf an, insbesondere den moralischen Absolutheitsanspruch, den er in dieser Bewegung und anderen progressiven Narrativen wahrnimmt. Der provokante Titel und die zugespitzte Rhetorik sorgen dafür, dass seine Botschaft – unabhängig von ihrem Inhalt – als persönlicher Angriff wahrgenommen wird. Für viele Liberale, die sich stark mit den Anliegen des Klimaschutzes und progressiver Gesellschaftspolitik identifizieren, überschreitet Frisch hier eine rote Linie.

Inhaltlich wirft Frisch Bewegungen wie Fridays for Future oder anderen progressiven Strömungen vor, eine „moralische Überheblichkeit“ an den Tag zu legen. Er sieht in diesen Gruppen eine Tendenz, eigene Überzeugungen zu absoluten Wahrheiten zu erheben, und kritisiert eine Haltung, die kaum Raum für kritische Selbstreflexion lässt. Seine Warnung vor einer „neuen dogmatischen Moral“ wird von liberalen Kreisen allerdings oft als destruktiv und herabwürdigend empfunden, da sie wichtige gesellschaftliche Anliegen wie den Klimaschutz oder die soziale Gerechtigkeit infrage zu stellen scheint.

Dieser Konflikt ist besonders bemerkenswert, weil Frisch in vielen theologischen und kirchlichen Fragen eigentlich eine Haltung vertritt, die mit liberalen Ansätzen übereinstimmt. Seine Forderung nach einer offenen, modernen und gesellschaftsorientierten Kirche könnte ihn eigentlich als Verbündeten liberaler Theologie erscheinen lassen. Doch durch seine scharfen Angriffe auf zentrale Figuren und Bewegungen – wie Greta Thunberg oder den Klimadiskurs – stellt er sich in den Augen vieler Liberaler ins Abseits.

Frischs Rhetorik erzeugt hier eine paradoxe Situation: Obwohl er Reformen fordert, die progressiven Werten nahekommen, stößt er gerade jene vor den Kopf, die diese Werte teilen könnten. Statt als potenzieller Partner für den Wandel gesehen zu werden, wird er von liberalen Stimmen zunehmend als destruktiver Kritiker wahrgenommen.

Auch mit konservativen Kreisen liegt Frisch im Dauerstreit. Seine Kritik an den bestehenden kirchlichen Strukturen und seinem Plädoyer für eine radikale Reform stoßen hier auf Ablehnung. Frisch sieht in der Kirche – vor allem in Deutschland – eine Institution, die sich durch starre Strukturen und mangelnde Anpassung an die Lebensrealitäten der Menschen selbst überflüssig macht.

Er fordert eine postmoderne Theologie, die sich nicht nur mit der Frage nach Gott auseinandersetzt, sondern auch die Glaubenspraxis in einer pluralistischen Welt neu denkt. Dabei lehnt er traditionelle dogmatische Ansätze und starre Bibelauslegungen ab, die für ihn nicht mehr zeitgemäß sind.

Konservative Stimmen werfen ihm vor, die Identität der Kirche zu gefährden und die Grundlage des christlichen Glaubens zu verwässern. Insbesondere seine Ablehnung von absoluten dogmatischen Wahrheiten wird als Angriff auf die Glaubensfundamente wahrgenommen. Für konservative Theologen stellt Frisch weniger einen kritischen Reformator als vielmehr einen Zerstörer kirchlicher Traditionen dar.

Ein zentraler Punkt, der Frischs Person und Wirken prägt, ist sein Stil: Er bedient sich bewusst provokativer Sprache, zugespitzter Formulierungen und ungewöhnlicher Thesen, um Aufmerksamkeit zu erregen und Diskussionen anzustoßen. Titel wie „Fuck you, Greta“ oder seine scharfen Angriffe auf moralische Selbstgewissheiten sind Teil seiner Strategie, auf gesellschaftliche und kirchliche Missstände hinzuweisen.

Dieser Stil bringt ihm einerseits Gehör und mediale Aufmerksamkeit, wird andererseits aber auch als unsachlich und destruktiv wahrgenommen. Kritiker – sowohl in konservativen als auch in liberalen Kreisen – bemängeln, dass seine Rhetorik eher spaltet, als dass sie eine konstruktive Diskussion ermöglicht. Besonders Liberale, die Wert auf einen respektvollen Dialog legen, empfinden Frischs Sprache oft als verletzend und herabwürdigend.

Frischs Denken und Wirken sind von Ambivalenzen geprägt. Einerseits fordert er eine Kirche, die offen, modern und gesellschaftlich relevant ist – Anliegen, die viele progressive Theologen teilen. Andererseits wendet er sich gegen bestimmte moralische Narrative und Ideologien, die in liberalen Kreisen als unantastbar gelten. Diese Haltung wird oft als widersprüchlich oder destruktiv wahrgenommen.

Frisch selbst scheint davon überzeugt zu sein, dass nur durch Provokation Veränderung angestoßen werden kann. Doch diese Strategie führt dazu, dass seine diffusen und letztlich widersprüchlichen inhaltlichen Anliegen hinter der Diskussion über seinen Stil und seine Sprache zurücktreten. “Worte können sein wie winzige Arsendosen: sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da“ – Angelika Nothwang zitiert dazu Victor Klemperer.

Stelle eine Frage, dann hast du nichts gesagt, wofür du zur Rechenschaft gezogen werden könntest. Und formuliere sie so, dass an der Gegenseite etwas hängen bleibt.

 

Addendum 9.10.2025

Gregor Taxacher in ZRGP 2025

Damit und mit dem in der Überschrift von Frischs Beitrags genannten „Klimahäresie“- dem Vorwurf einer Irrlehre also – ist der polemisch-rhetorische Ton dieser Debatte gesetzt. Ich halte den Stil – darin einig mit dem späteren Ordnungsruf von Angelika Nothwang (2023) – nicht für nebensächlich. Dies wird sich im Lauf des Beitrags zeigen. Dieser Stil ist auch in den späteren hier zu behandelnden Beiträgen von Frisch und einigen seiner Kollegen von einem zugleich gereizten und herablassenden Ton geprägt.

Frisch stänkert fröhlich weiter, mit freundlicher Unterstützung des Sonntagsblatts,  nun auch zum Klima Thema

Alle wollen sie den starken Staat, der es auf welche Weise auch immer so richten soll, dass man […] unbehelligt sein subventioniertes Dasein mit veganen Bagels, Chai Latte und dem richtigen Bewusstsein in Kreuzberger Cafés fristen und sich wie Greta, Luisa und Heidi mit Terrorregimes solidarisieren kann, in denen eine queere Existenz oder ein Plädoyer für Diversität den sicheren Tod zur Folge hätten.

Aber es gibt nun doch eine gute Nachricht – er ist seit 2022 nicht mehr Theologischer Referent der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern hier in München.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 24.11.2025

Emotionen und Mirrorneurone (Bewusstseinsmodelle II)

Edge

Once you’ve got an AI system that says, “I know on principle I’m just a bunch of silicon circuits, but from the first-person perspective, I feel like so much more,” then maybe we might be onto something in understanding the mechanisms of consciousness. Of course, if that just happens through somebody programming a machine to imitate superficial human behavior, then that’s not going to be so exciting. If, on the other hand, we get there via trying to figure out the mechanisms which are doing the job in the human case and getting an AI system to implement those mechanisms, then we find via some relatively natural process, that it A) finds consciousness in itself and B) is puzzled by this fact. That would at least be very interesting.

And the interview details

GERSHENFELD: What do you think about the mirror tests on elephants and dolphins for sense of self?
CHALMERS: Those are potential tests for self-consciousness, which, again, is a high bar. There are plenty of animals that don’t pass them. So, are they not self-conscious? No. They’re probably just not very good with mirrors.
GERSHENFELD: But do you think that’s a falsifiable test of sense of self?
CHALMERS: That’s pretty good evidence that the animals who pass it have certain kinds of distinctive self-representations, yes. I don’t think failing it is any sign that you don’t. I would also distinguish self-consciousness, which is a very complicated phenomenon that humans and a certain number of mammals may have, from ordinary conscious experience of the world, which we get in the experience of perception, of pain, of ordinary thinking. Self-consciousness is just one component of consciousness.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 24.11.2025

Geburt und Entwicklung (Bewusstseinsmodelle I)

Es ist schon lange her, dass ich Eccles & Popper “Das Ich und sein Gehirn” gelesen habe, irgendwann Ende der 70er Jahre?
Den interaktionalen Dualismus fand ich überzeugend, auch wenn es dafür keinen wirklich nachvollziehbaren Mechanismus gab.

Es gibt somit gute Gründe, das neue Buch von Lagercrantz “Die Geburt des Bewusstseins” anzusehen. Von den vielen Modellen hat es Lagercrantz vor allem Baars‘ Global Workspace Theory angetan

6.3. Es gibt verschiedene theoretische Modelle des Bewusstseins. Bernard Baars formulierte die Theorie, dass es im Gehirn einen sogenannten globa- len Arbeitsraum für das Bewusstsein gibt (Global Workspace Theory), und bediente sich dabei der Metapher des Theaters. Dahinter verbirgt sich die Idee, dass es einen globalen „Bühnenbereich“ gibt, in dem eine Art Synthese zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stattfindet. „Derhelle Fleck, den ein Scheinwerfer in einem dunklen Theater auf die Bühne wirft, steht für die Verknüpfung verschiedener Sinneseindrücke zu einem einzigen bewussten Erlebnis“). Alles andere, wie zum Beispiel die Menschen, die im Publikum sitzen oder hinter den Kulissen arbeiten, ist unbewusst. Doch es gibt auch Faktoren wie den Regisseur und das Drehbuch, die „den Inhalt des Bewusstseins formen, indem sie den Schauspielern im Rampenlicht vorgeben, was diese sagen sollen“

Wie das alles zur jüdisch-christlichen Anthropologie und dem Leib-Seele Dualismus passt? Ein fiktives Theaterstück? Das erinnert zunächst mal an Ijob, dem vor allem in der Himmelsszene der Satan immer wieder seine Frömmigkeit bezweifelt.

Auch wenn ich Daniel Dennetts biologistischer Sicht wenig abgewinnen  kann, sein Ausspruch  dass der “menschliche Geist so etwas wie eine sequentielle virtuelle Maschine, die – ineffizient – auf der parallelen Hardware implementiert ist, die uns die Evolution beschert hat“ könnte doch eine gute Umschreibung des Leib-Seele-Problems sein. Sie lässt sowohl Hirnphysiologen Raum zur Exploration, erlaubt gleichzeitig aber auch den Geisteswissenschaften den Freiheitsraum, um ihre Vorstellungen zu entwickeln. Die wichtigste Frage einer Philosophie des Geistes bleibt  allerdings: Wo findet die Verschränkung statt? Bestimmt nicht in der Epiphyse wie Descartes meinte. Aber sie müsste doch nachweisbar sein, irgendwo als biologischer oder physikalischer Ort. Ein Ort, der irgendwann in der Entwicklung des Kindes entsteht – wie bei Lagercrantz beschrieben – dsyfunktional im Schlaf, kurzfristig störbar durch Hypoxie, längerfristig gestört bei Narkose, Manie, Depression oder Schizophrenie und irgendwann abgeschaltet im Tod.

Aber nehmen wir Dennetts Idee auf und schauen wir uns die Implementierung einer virtuellen Maschine (VM) auf einer beliebigen Hardware an

Typischerweise können Gastbetriebssysteme und Programme nicht erkennen, ob sie auf einer virtuellen Plattform ausgeführt werden – solange sie von der virtuellen Maschine unterstützt werden. Die Software kann genauso eingesetzt werden, als ob sie auf einer physischen Serverhardware installiert wäre. Zum Beispiel kann an das Gastbetriebssystem eine physische Festplatte erkennen. Die tatsächlichen I/O-Anfragen werden aber durch die Virtualisierungs-Schicht übersetzt und in eine Datei umgeleitet, auf die das Host-OS Zugriff hat.Virtuelle Maschinen bieten zahlreiche Vorteile gegenüber der direkten Installation von Betriebssystemen und Software auf der physischen Hardware. Die Isolation gewährleistet, dass Anwendungen und Dienste, die innerhalb einer VM laufen, das Host-OS oder andere VMs nicht beeinträchtigen. Virtuelle Maschinen können problemlos verschoben, kopiert und zwischen Host-Servern neu zugeteilt werden, um die Hardware-Ressourcen-Auslastung zu optimieren.

Wo könnte die Virtualisierungsschicht des biologischen Virtual-Machine-Monitors sein? Wenn dieser software basiert ist, dann erübrigt sich die Suche nach den Kontaktpunkten. Allerdings käme  man darüber sehr schnell zu Seelenwanderung und anderen parapsychologischen Phänomenen. Wenn das VVM Interface allerdings hardware basiert ist – dann wäre ein VVM Konzept des Bewusstseins testbar. Etwa Halothan einatmen und dann mit Femtosekunden-Spektroskopie nachsehen, ob es vielleicht Ähnlichkeiten mit dem einzig bisher biologisch bekannte Verschränkungssystem, dem Lichtsammelkomplex,  gibt. Anatomisch scheint mir aber alles aber noch recht unklar, hier nochmal Lagercrantz, S.93

Pennfield und Jackson hatten jedoch bereits angezweifelt, dass sich das Bewusstsein nur im zerebralen Cortex befindet. Sie fanden heraus, dass auch Patienten ohne Cortex zu einem gewissen Grad über ein Bewusstsein verfügen. Seit einigen Jahren wird diese These von Björn Merker unterstützt, der Kinder mit Hydranenzephalie und Anenzephalie untersuchte.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 24.11.2025

Was ist daran evangelisch?

Schon die Einstiegsseite zeigt die schrille Dissonanz  eines “evangelisch-protestantischer Zwischenrufs”, der den letzten Lebensabschnitt von “jeglichem kirchlich-theologischen Diktat” freihalten will.

https://www.feinschwarz.net/sterben-duerfen-ein-evangelisch-protestantischer-zwischenruf-teil-1/

Der Text steht auf https://www.feinschwarz.net/sterben-duerfen-ein-evangelisch-protestantischer-zwischenruf-teil-1

Dabei reicht Teil 1 völlig aus, um zu verstehen mit welch faden Argumenten hier  eine ideologische Debatte befeuert wird. Warum fühlen sich ex Religionspädagogen (wie Ritter) und ex EKD Ratsvorsitzende (wie Schneider…) nun plötzlich berufen, sich zur Euthanasie zu äussern?

Barths zentrale These war doch immerhin

Gott ist der ganz Andere, den der Mensch nicht von sich aus erkennen kann. Deshalb führt die Analyse religiöser Bedürfnisse oder menschlicher Erwartungen nicht zu Gott. Und deshalb sollen Kirche und Theologie nicht vorrangig von der menschlichen Religiosität reden.

Aber genau das macht Ritter hier. Über (seine) Bedürfnisse und seine Erwartungen reden. Damit kommt er zu skurrilen Aussagen zum Beispiel über das 5. Gebot “Du sollst nicht töten“. Zu dem Einwand sagt Ritter

Es geht bei Sterbehilfe heute ja nicht darum, dass ein vitaler Mensch getötet wird, sondern darum, dass schwer kranke Menschen, die sich im finalen Sterbeprozess befinden und ihr Leben – christlich gesprochen – in Gottes Hand zurückgeben möchten, dies auch tun dürfen.

Sein Trick: Nehmen wir einfach kranke oder lebensmüde Menschen von dem Gebot aus.

Zum Einwand “Das kommt einem Dammbruch gleich” sagt Ritter

Haben wir – ein erster Einwand – nicht schon in der Schule gelernt: abusus non tollit usum? Also Missbrauch einer Sache hebt doch nicht zwangsläufig deren sinnvollen und guten Gebrauch auf!

Sein Trick: Tun wir einfach mal so, als bräuchten wir keinen Damm, Wasser  ist doch etwas lebensnotwendiges.

Zum Einwand “Es gibt doch Palliativversorgung” sagt Ritter

Eine erste kapitale Frage lautet: Wer soll das bezahlen? … Palliativversorgung und Sterbehilfe liegen nicht einfach Meilen weit auseinander, sondern sind in der Praxis oft nicht wirklich zu unterscheiden.

Sein Trick: Die Kosten von Pentobarbital gegen den Tagessatz in einer Palliativstation hochrechnen und dazu eine schon justiziable  Verunglimpfung der Palliativversorgung.

Den Einwand “Schau auf das Kreuz…” tut er ab

Leidensmystik kann heute keine theologische Empfehlung mehr für Jedermanns Sterben sein.

Das ist kein Trick mehr, denn hier gibt er nun zentrale evangelische Positionen auf.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 24.11.2025

Krieg? Nicht hier

Lohnt es sich auf die neuere Atheisten-Literatur einzugehen wie Yes, there is a war between science and religion?

Eigentlich nicht, denn es ist doch immer das gleiche. Gott ist vorstellbar ( Lesetipp Der Sinn des Sinns oder zuletzt “Der plausible Gott“) und für manche auch erfahrbar( Ästhetik, Immersion,…)

Die erste und wichtigste Frage, die sogleich zu einer notwenigen Abgrenzung führt, lautet daher: Von welcher Welt ist hier die Rede? Da sich die neuzeitliche objektivierende Wissenschaft von ihren Anfängen an, d.h. seit Descartes, methodisch von Gott getrennt, ihn aus ihren Verfahrensregeln und Argumentationsgängen als einen zulässigen Faktor ausgeschlossen hat, kann man nicht erwarten, dass er sich am Ende doch noch mit ihrem Instrumentarium aufweisen ließe. Er verbirgt sich in dem „toten Winkel“, den sie mit ihren experimentellen Methoden und ihrer Erfahrungskontrolle sozusagen ex definitione gar nicht erreichen und ausleuchten kann.

Warum aber  jetzt auch noch von einem Krieg zu sprechen?

But different religions make different – and often conflicting – claims, and there’s no way to judge which claims are right. There are over 4,000 religions on this planet, and their “truths” are quite different. (Muslims and Jews, for instance, absolutely reject the Christian belief that Jesus was the son of God.) Indeed, new sects often arise when some believers reject what others see as true. Lutherans split over the truth of evolution, while Unitarians rejected other Protestants’ belief that Jesus was part of God.

Diese Differenzen hätte es nun auch nicht nötig gemacht, den Aufsatz von Jerry Coyne nachzudrucken. Das Ganze ist ein Strohmannargument denn Religion beruht allzuoft nicht auf dem Glauben (der dahinterstehenden Allmacht Gottes), sondern auf dem Unglauben der politische, soziale oder individuelle Partikularinteressen höher stellt als Religion.

Als Bonus noch ein Video…

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 24.11.2025

Fundamentalismus. Was mich schon immer daran gestört hat.

In einem Repost heute (Original vom 20. Juni 2016) erkärt René Buchholz, was mich auch schon immer an dem religiösen Fundamentalismus gestört hat –  nämlich die Verbindung von Religion und einer unangreifbaren Offenbarungslegitimation mit einer zutiefst reaktionären politisch rechten Identität.

Von diesem Ausverkauf der Religionen setzt sich die strong religion entschieden ab. Sie inszeniert sich nicht nur in den USA als Bollwerk gegen Relativismus, Modernismus, Werteverfall und Auflösung der Gesellschaft. Familie, Autorität – die Bibel im Sinne der Verbalinspiration und wörtlichen Inerranz eingeschlossen –, Bekenntnis zum freien Markt und zum Eigentum verschmelzen im protestantischen Fundamentalismus, der seit Beginn des 20. Jahrhunderts gleichsam die Copyrights für den Begriff hat, zu einem geschlossenen System nationaler und religiöser Identität. … Die katholische Variante der strong religion teilt mit dem protestantischen den antimodernen Affekt, betont aber weniger die Autorität der Schrift, sondern legt den Akzent auf Tradition, Lehramt und eine streng hierarchische Ordnung. Die Unterwerfung unter die Autorität – nicht nur unter die kirchliche – tritt im katholischen Fundamentalismus noch offener hervor.

Es ist einer der besten Texte zu dem Thema, wenn nicht sogar der ultimative Text dazu.

Auch der Fundamentalismus kennt eine Ökonomie des Tausches; er ist gnadenlos und selbst bei Gott scheint es nichts gratis zu geben: Als Gegenleistung für die Submission, die Auslöschung des Ich und die Übernahme einer geistfeindlichen, dualistischen Weltanschauung, wird die Mitgliedschaft in einer Gruppe mit bedeutender Mission gewährt … Das sacrificium intellectus ist ein autodestruktiver Gewaltakt, der alle Fundamentalismen … verbindet. Er führt aber nicht notwendig zur Gewalt gegen andere. Nur ein relativ kleiner Teil der Fundamentalisten überschreitet diese Grenze, denn menschliche Handlungen folgen nur selten einem einzigen Motiv; sie unterliegen unterschiedlichen Kriterien und Motivationen, die nicht in eine einzige Richtung deuten. Erst wo das Tötungstabu mit Blick auf vermeintlich höhere Ziele oder umgelenkte Aggression außer Kraft gesetzt wird, wendet sich die destruktive Seite des Fundamentalismus sichtbar und medienwirksam nach außen.

Ich habe lange vergeblich versucht, ein Interview mit dem Ratzeburger Kindesmörder zu führen (Karl K.), der mir über die Staatsanwaltschaft nur ein Bibelvers ausrichten liess (Lukas 9:62 – Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes).
Ich kann nur hoffen, dass diese Uneinsichtigkeit zur Sicherheitsverwahrung führt.

Buchholz nimmt in seinem Essay jedenfalls auch meine geplante Schlussfolgerung vorne weg

Von der Nichtigkeit des Fundamentalismus überzeugen kaum Argumente; wie beim Vorurteil werden Argument und Erfahrung ähnlich dem Kantischen Schematismus vorab auf den Wahn bezogen und so neutralisiert. Aus dem Fundamentalismus erwacht man gleichsam schockartig, wie aus Benjamins Traumschlaf der Moderne. Ob Religion während der unvermeidlichen Katerstimmung nach dem Rausch verworfen oder, mit Kritik fusioniert, erwachsen wird, lässt sich nicht voraussagen.

Ich habe beides gesehen – die Verwerfung als das Erwachsenwerden. Die einzige Strategie, damit umzugehen?

Subversion. Sagt jedenfalls  Hubert Schleichert in “Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren”.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 24.11.2025

Wann ist der Mensch ein Mensch?

Oder wie wird der Mensch zum Mensch? Hugo Lagercrantz, ein schwedischen Pädiater, versucht sich an der Antwort „Die Geburt des Bewusstseins“, das gerade erschienen ist.

Am 19. Tag bildet sich die Neuralplatte, aus der sich Rückenmark und Gehirn entwickeln werden. Aber während Organe wie Herz, Nieren, Leber nach drei Monaten fertig sind, gehen die Arbeiten am Gehirn auch noch nach der Geburt weiter. Hundert Milliarden Nervenzellen müssen erst durch Zellteilung entstehen, an den richtigen Platz wandern und sich miteinander vernetzen, um das Gehirn – und somit den menschlichen Geist – zu formen…
Ein wichtiger Schritt findet in der 24. Schwangerschaftswoche statt: Dann erreicht eine Gruppe von Nervenzellfortsätzen aus dem Zwischenhirn das, was einmal die Großhirnrinde sein wird. Ihr Anfang liegt im sogenannten Thalamus, eine Schaltstelle, die Wahrnehmungen unserer Sinne sammelt, sortiert und in Regionen weiterschickt, die damit weiterarbeiten sollen. „Erst wenn sich diese Bahnen bilden, können die Kinder bemerken, was ihre Sinnesorgane aufzeichnen. Und reagieren“, sagt Lagercrantz. Vorher erreichen Informationen aus dem Körper den Cortex gar nicht, und es kann eigentlich auch nichts geben, was der Fötus als Ich bemerken könnte.

Ja und nein, denn es kann natürlich auch ohne äusserlich wahrnehmbare Anzeichen Bewusstsein geben. Das Bewusstsein kann bei Narkose ausgeschaltet werden, aber es ist trotzdem jederzeit reaktivierbar und damit existent.

Sollte man daher Bewusstsein statt als etwas Eigenständiges mehr als die biologische Schnittstelle ansehen, das Interface  des eigenen Selbst oder der Seele mit der Umgebung?

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 24.11.2025

Argumente gegen das Zwangszölibat und für die Frauenordination

Ein Studie, abgedruckt im deutschen Ärzteblatt, zeigt das Ausmass der Missbrauchs durch katholische Geistliche. Mal abgesehen von der furchtbar hohen Zahl, zeigt schon die erste Tabelle einen frappierenden Unterschied zwischen Diakonen (Männer, die heiraten dürfen), Priestern (Männer, die nicht heiraten dürfen) und Pastoralreferenten (u.a. Frauen).

Priester werden fast fünfmal häufiger beschuldigt als Diakone (OR 4.8, 3.2-7.2, P<=0.0001). Auch wenn es noch mehr Unterschiede zwischen Diakonen und Priestern gibt als das Zölibat, so ist dies doch ein starkes Argument, das Zwangszölibat abzuschaffen. Da Frauen offensichtlich auch nicht beschuldigt werden, liefert die Studie auch ein Argument, die Frauenordination  in der katholischen Kirche zuzulassen, statt durch eine Selektion auf Männer mit offensichtlich zweifelhafter Persönlichkeitsstruktur zu bauen.

Aber stimmt das so wirklich? Die Studie untersucht 1946 bis 2014, also in 68 Jahren 1.670 Beschuldigte aus einer Grundgesamtheit von 38.156 Personen. Da die Grundgesamtheit aber nicht die ganzen 68 Jahre bestand, sondern nur kumulativ zur Zeit der Erhebung und ausserdem Beschuldigungen nicht mit Taten gleichzusetzen sind, nehmen wir großzügigerweise nur 40 Jahre und 19.000 Tateinheiten in die Modellrechnung und kommen damit auf 760.000 Personenjahren. Mit 1.670/760.000 errechnet sich eine Inzidenz von 0,22% pro Personenjahr.

Nun zum Vergleich die allgemeine Bevölkerung. Pro Jahr gibt es ca 15.000 Opfer bei geschätzt 82 Millionen Einwohner in Deutschland. Ziehen wir davon 15 Millionen Menschen unter 18 ab, und nehmen vom Rest nur die 50% Männer, so kommen wir auf eine jährliche Inzidenz von 15.000/33.000.000 oder 0,045%. Das bedeutet eine 4,8 mal höhere risk ratio (RR) als in der Normalbevölkerung und ist identisch mit dem odds ratio (OR) zwischen Diakonen und Priestern. Diakone unterscheiden sich also nicht von der allgemeinen Bevölkerung, das Risiko eines Übergriffs durch zölibatäre Priester ist dagegen sehr hoch. Um zukünftigen Missbrauch in der katholischen Kirchen zu verhindern, schafft man also in der Tat am besten das Zwangszölibat ab.

Allerdings steht schon bei Mt 19,27 (wo es um das Heiraten geht), dass dies nicht alle verstehen werden.  Das Zweite Vatikanische Konzil fordert dennoch „religiösen Gehorsam“ für die „mit der Autorität Christi ausgerüsteten“ Bischöfe und für den Papst „ehrfürchtige Anerkennung“ (Konstitution über die Kirche, Nr. 25).

Seit Paul VI. versichern die Päpste, Christus habe „es so festgelegt“. Er habe die erwählt, „die er wollte“ (Mk 3,13), „gemäß dem ewigen Plan Gottes“. So sagte es auch Papst Johannes Paul II. in der Erklärung „Ordinatio Sacerdotalis“ von 1994. Ebenso bestätigte sein Nachfolger, dass die Kirche für die Priesterweihe von Frauen „keine Vollmacht vom Herrn erhalten“ habe. Zuletzt beklagte eine auf Mai 2018 datierte Erklärung von Kardinal Luis Ladaria, dem Präfekten der Glaubenskongregation, die noch immer aufflackernden Zweifel an der „endgültigen“ Ablehnung der Ordination von Frauen durch die letzten Päpste. Summarisch heißt es, Christus habe zum Aposteldienst nur Männer berufen; das Mann-Sein der Priester sei unverzichtbar, da sie Christus als „Bräutigam der Kirche“ durch die Sakramente vergegenwärtigen.

Warum Jesus nur Männer als Jünger ausgewählt hat? Ich vermute mal, die Männer hatten es besonders nötig, von ihm Nachhilfe zu bekommen, der jähzornige Petrus, der ungläubige Thomas, der kriegerische Simon Zelotes und der verräterische Judas.
Das Argument, dass Priester Männer sein müssen, weil Christus ein Mann ist, verstehe ich nicht ganz. Oder allenfalls mit der genau entgegengesetzten Intention.

Ein Mitglied der Kongregation für die Glaubenslehre versteigt sich noch höher wenn man seine Predigt vom 14.6. nach liest:

Jesus hat bewusst nur Männer als Apostel berufen, als Stammväter des neuen Israel, die ihn dann zu vergegenwärtigen hatten auch im christlichen Kult. Das hat nichts zu tun damit, dass man sich in der Antike weibliches Priestertum nicht vorstellen konnte. Im Gegenteil: Die Religionen und Kulte Griechenlands und Roms kannten vor allem ein weibliches Priestertum. Ihr Dienst war oft verbunden mit der Tempelprostitution als Darstellung der Fruchtbarkeit der Erde im ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen. Davon setzt sich gerade die in der Bibel bezeugte Offenbarung ab mit ihrem Verweis auf die Geschichtsmächtigkeit Gottes…

Wegen der Prostitutionsneigung von Frauen in der Antike dürfen sie auch heute nicht zum Priesteramt zugelassen werden?? Das sagt tatsächlich ein Bischof eine Woche nachdem die Studie erschienen ist.

Nota bene: Die Diskussion ist natürlich nicht auf die katholische Kirche beschränkt, es gibt sie auch bei Baptisten in den USA mit aktuell 700 Fällen, aber auch in der evangelischen Kirche Deutschland wurden bisher 600 Missbrauchsfälle gemeldet. Beim DOSB (der Dachorganisation des deutschen Sportes liegen 1700 Meldungen vor.

Addendum 15/72019

https://www.sueddeutsche.de/kultur/zoelibat-kirche-hubert-wolf-1.4522081

Der Theologe Hubert Wolf hat ein Buch mit 16 Thesen geschrieben, die den Zölibat sehr alt aussehen lassen. Dabei geht er auch auf die historische Dimension des ewigen Streitfalls ein. Er illustriert die Dringlichkeit der Debatte auch am Priestermangel in europäischen Diözesen und zeigt den Zölibatsverteidigern ihre selbstfabrizierten Widersprüche auf.

Addendum 21/9/2019

Bischof Felix Genn in der F.A.Z. https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/bischof-felix-genn-wir-brauchen-eine-neue-machtverteilung-in-der-kirche-16394943.html

Was haben Sie aus der sogenannten MHG-Studie gelernt?Priesterliche und vor allem die zölibatäre Lebensform ist keine einfache Erklärung für sexuelle Missbrauchshandlungen an Minderjährigen.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 24.11.2025

Ein entschlossenes “Möglicherweise”: der Ethikrat zu Genome Editing

Wie andere verstehe nicht, warum der Ethikrat Grundsätzliches von sich geben will? Um die eigene Unsterblichkeit in der ansonsten säkularen Welt zu behaupten? Und warum suggeriert er einen Konsens, wo sich hier doch schier unüberwindbare Konflikte auftun?

Nachdem ich nun das ganze Dokument gelesen habe, frage ich mich

1) für wen spricht der Ethikrat eigentlich – für die Politiker/innen, die ihn berufen hat? Für die Wissenschaft, wo die meisten Mitglieder herkommen? Oder spricht doch jeder Rat nur für sich selbst bzw seine Peer Group – Medizin, Soziologie, Theologie, Jura? Dann ist er nicht so wichtig, wie er genommen wird, denn seine Meinung wechselt mit der wechselnden Zusammensetzung des Rates.

2) was Dokument eigentlich will? Ein Moratorium habe andere auch schon gefordert (zB Leopoldina & DFG bereits 2015) und das nicht nur früher, sondern auch deutlich eloquenter. In der eindeutigen Uneindeutigkeit des Ethikrates, alles aneinander reihen zu wollen, liegt die Stellungnahme auf der Linie des Nuffield Reports oder des US Academy Reports, bei denen sich He Jiankui das Passende herausgepickt hat.

Ich halte es da mehr mit Wolfgang Huber (bei dem ich 1979 in Marburg mein allererstes Seminar an der Alten Uni besucht habe). Er

… sprach sich dafür aus, die Bereiche der Pluralität von ethisch geprägten Lebensformen und einer allgemein geltenden Moral zu unterscheiden, sie jedoch nicht beziehungslos nebeneinanderzustellen. Mit einer Gleichgültigkeit gegenüber der Frage nach dem Guten verblasse auch die Frage nach den Motiven und Antrieben, die Menschen dazu veranlassen können, sich auch gegen Widerstände an solchen Regeln zu orientieren. Die bloße Kenntnis universaler Regeln reiche nicht aus. Man benötige auch die Bereitschaft, sich für sie einzusetzen. “Wer in einer pluralen Welt an gemeinsamen moralischen Normen interessiert ist, muss deshalb fragen, wie diese sich an unterschiedliche ethische Grundhaltungen zurückbinden lassen.” Notwendig sei, eine “Kultur der Verantwortung”…

 

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 24.11.2025

Google unser

Gefunden auf https://www.digital-religion.de

Google unser
 in der Cloud,
Geheiligt werde Deine Suche,
Dein Crawler komme,
Dein Algorithmus geschehe,
auf dem Laptop wie auch auf dem Handy.
Unsere täglichen Likes gib uns heute,
und vergib uns unsere Dislikes,
wie auch wir vergeben unseren Hatern.
Und führe uns nicht auf irrelevante Seiten,
sondern erlöse uns vom eigenen Wissen,
denn Dein ist das Netz und die Allwissenheit und die Singularität in Ewigkeit.

Buchempfehlung für Christian Hofmeister auf vorablesen.de mit “Google Unser”, DCI, Hamburg 2019

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 24.11.2025

The mutant says there is no God

There was an article already already some time ago “The Mutant Says in His Heart <There Is No God>: the Rejection of Collective Religiosity Centred Around the Worship of Moral Gods Is Associated with High Mutational Load”.

Industrialisation leads to relaxed selection and thus the accumulation of fitness-damaging genetic mutations. We argue that religion is a selected trait that would be highly sensitive to mutational load. We further argue that a specific form of religiousness was selected for in complex societies up until industrialisation based around the collective worship of moral gods. With the relaxation of selection, we predict the degeneration of this form of religion and diverse deviations from it. These deviations, however, would correlate with the same indicators because they would all be underpinned by mutational load. We test this hypothesis using two very different deviations: atheism and paranormal belief.

My first point is – where does the strange idea originate that only fools do not believe in God?

My first association from the bible was “The fool hath said in his heart, there is no God” (Ps 14:1) But there is  more: Job 12:7 but also Rom 3:11  (citing Ps 14) and maybe also Eph 4:18. On the other hand  (Mt 1,3) thinking is not a condition of belief – making the assertion of the psalm  more the exception the rule.

Which leads to the second strange point: Is there really a higher mutational load? No – it is just a speculation.

https://www.psychologytoday.com/us/blog/unique-everybody-else/201803/the-fool-says-in-his-heart-atheists-are-mutants

There’s an even bigger problem with Dutton et al.’s claims. Many studies show that atheists are more intelligent, on average, than religious believers … . Edward Dutton published a paper on this himself.

http://blogs.discovermagazine.com/neuroskeptic/2019/03/16/are-atheists-genetically-damaged/

Although Dutton et al. argue that atheism is an “aberration,” others have argued that atheism might be adaptive in certain environments. For example, atheism tends to be associated with certain individual characteristics such as preference for logical reasoning and scepticism over intuition, along with less sociality and higher individualism.

 

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 24.11.2025

Komplizierte biologische Familienverhältnisse

Adam: de novo synthetische Biologie. Eva: Transgender iPS Klon, Kains Kinder durch ödipale Inzucht, dann Riesen durch Genmutationen und ein genetisches Bottleneck in der Sintflut, bis hin zur heterologen Insemination zu Beginn unserer Zeitrechnung – komplizierte biologische Familienverhältnisse, die an die Geschichte des Zaddik erinnern.

Ein alter, frommer Jude, ein Zaddik, verließ eines Tages diese verrückte Welt und kam in jener, der wirklichen Welt, vor den Engel, der das Buch des Gedenkens, in welchem die Lebensgeschichte eines jeden verzeichnet ist, hütet und öffnet. Ein Blick ins Buch genügte, und gleich standen zwei Engel bereit, den Zaddik ins Paradies zu führen. Aber der Zaddik steht still und will nicht weggehen. Denkt sich der Engel: er hat recht. Zwei Engel sind zu wenig Ehre, und gleich war ein Engelschwarm bereit, den Zaddik ins Paradies zu führen. Aber der Zaddik geht nicht von der Stelle und sagt schlicht und einfach: ? Ich verdiene es nicht!? Entsteht eine Aufregung; Ah! Ein wahrer Zaddik! Man will ihn ins Paradies führen, und er will nicht!
Als der Herr der Welt von der Sache hört, ruft er den Zaddik zu sich und will wissen, was los ist. Sagt der Zaddik; “Rebojne Schelolam! Du kennst doch die Wahrheit! Ich habe zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn. Ein Unglück hat mich getroffen: Meine Tochter ist gestrauchelt und hat vor der Hochzeit ein Kind geboren und mein Sohn hat sich taufen lassen!”
Da tröstete ihn der Herr der Welt!: “Mein Lieber, es hätte, Gott behüte, noch Ärgeres passieren können! Meine Tochter Miriam hat auch ein Kind, einen Sohn, vor der Hochzeit geboren, und als der groß war, hat er sich taufen lassen. Aber das ist noch nicht alles! Nachher hat man sogar behauptet, daß ich der einzige Vater von dem Kind bin!”

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 24.11.2025

Der erste klinische Versuch

Daniel und seine Gefährten am babylonischen Hof (167–164 v. Chr).

I. 3 Und der König sprach zu Aschpenas, seinem obersten Kämmerer, er sollte einige von den Israeliten auswählen, und zwar von königlichem Stamm und von edler Herkunft, 4 junge Leute, die keine Gebrechen hätten, sondern schön, einsichtig, weise, klug und verständig wären, also fähig, an des Königs Hof zu dienen; und er sollte sie in Schrift und Sprache der Chaldäer unterrichten lassen. 5 Und der König bestimmte, was man ihnen täglich geben sollte von der königlichen Speise und von dem Wein, den er selbst trank; so sollten sie drei Jahre erzogen werden und danach vor dem König dienen. 6 Unter ihnen waren von den Judäern Daniel, Hananja, Mischaël und Asarja. 7 Und der oberste Kämmerer gab ihnen andere Namen und nannte Daniel Beltschazar und Hananja Schadrach und Mischaël Meschach und Asarja Abed-Nego. 8 Aber Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, dass er sich mit des Königs Speise und mit dem Wein, den dieser trank, nicht unrein machen wollte, und bat den obersten Kämmerer, dass er sich nicht unrein machen müsste. 9 Und Gott gab Daniel, dass ihm der oberste Kämmerer günstig und gnädig gesinnt wurde. 10 Der sprach zu ihm: Ich fürchte mich vor meinem Herrn, dem König, der euch eure Speise und euern Trank bestimmt hat. Warum soll er sehen, dass eure Gesichter schmächtiger sind als die der andern jungen Leute eures Alters? So brächtet ihr mich bei dem König um mein Leben. 11 Da sprach Daniel zu dem Aufseher, den der oberste Kämmerer über Daniel, Hananja, Mischaël und Asarja gesetzt hatte: 12 Versuch’s doch mit deinen Knechten zehn Tage und lass uns Gemüse zu essen und Wasser zu trinken geben. 13 Und dann lass dir unser Aussehen und das der jungen Leute, die von des Königs Speise essen, zeigen; und danach magst du mit deinen Knechten tun nach dem, was du sehen wirst. 14 Und er hörte auf sie und versuchte es mit ihnen zehn Tage. 15 Und nach den zehn Tagen sahen sie schöner und kräftiger aus als alle jungen Leute, die von des Königs Speise aßen. 16 Da tat der Aufseher die königliche Speise und den Wein weg, die für sie bestimmt waren, und gab ihnen Gemüse. 17 Und diesen vier jungen Leuten gab Gott Verstand und Einsicht für jede Art von Schrift und Weisheit. Daniel aber verstand sich auf Gesichte und Träume jeder Art. 18 Und als die Zeit um war, die der König bestimmt hatte, dass sie danach vor ihn gebracht werden sollten, brachte sie der oberste Kämmerer vor Nebukadnezar. 19 Und der König redete mit ihnen, und es wurde unter allen niemand gefunden, der Daniel, Hananja, Mischaël und Asarja gleich war. Und sie wurden des Königs Diener. 20 Und der König fand sie in allen Sachen, die er sie fragte, zehnmal klüger und verständiger als alle Zeichendeuter und Weisen in seinem ganzen Reich.

mehr zu Geschichte von Clinical Trials auf Pubmed. Dank an manipogo für die Anregung.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 24.11.2025