Category Archives: Theology

The source of our power

A benefit of the recent political development are  interesting articles that would not have surfaced otherwise. Here is one explaining personal and institutional power

Personal and positional power are not mutually exclusive. You can have personal power without being in a position of power and you can be in a position of power but not have personal power, but you can also have both.
You might be tempted to think that this is a Venn situation here with the sweet spot of power being the conjunction of positional and personal power, but it’s more nuanced than that. Positional power can be a crutch. It can keep someone from effectively developing personal power…
As soon as someone surrenders to the temptation to use malignant power they are exposing their lack of personal power. As they continue to resort to malignant power, it becomes increasingly obvious that they possess no personal power. This eventually spins out of control.
Like positional power, malignant power is also removable. You can’t do that with personal power because it is inherent to the individual. Generally speaking, once someone has experience or knowledge, it’s not going anywhere (barring some sort ailment or accident). So people with positional and malignant power will always feel threatened by personal power.

Another must read is theatlantic.com/magazine/archive/2017/03/how-to-build-an-autocracy/513872/

Nobody’s repealed the First Amendment, of course, and Americans remain as free to speak their minds as ever—provided they can stomach seeing their timelines fill up with obscene abuse and angry threats from the pro-Trump troll armies that police Facebook and Twitter. Rather than deal with digital thugs, young people increasingly drift to less political media like Snapchat and Instagram.
Trump-critical media do continue to find elite audiences. Their investigations still win Pulitzer Prizes; their reporters accept invitations to anxious conferences about corruption, digital-journalism standards, the end of nato, and the rise of populist authoritarianism. Yet somehow all of this earnest effort feels less and less relevant to American politics. President Trump communicates with the people directly via his Twitter account, ushering his supporters toward favorable information at Fox News or Breitbart.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 02.11.2025

Postfaktisch?

Es ist das Unwort des Jahres. Philipp Sarasin erklärt wieso:

Aussagen über die Welt müssen, mit einem Wort, ‚Sinn ergeben‘. Wenn sie das nicht tun, gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten: Sie erweisen sich nach allen Masstäben als falsch oder gelten als uninteressant (oder beides) – oder aber sie werden, früher oder später, zum Ausgangspunkt neuer Wahrheiten, neuer Erkenntnis, neuer Tatsachen. Fakten sind daher seit der Moderne und explizit in unserer Postmoderne „kontingent“, wie der Soziologe Niklas Luhmann sagte: Sie lassen sich nicht ‚letztlich‘ und ‚notwendiger Weise‘ als ‚absolut‘ wahr erweisen […]

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 02.11.2025

Angriff auf die Geisteswissenschaften

Alles kann man nun wirklich nicht auf Feierabend TED Talks verschieben, oder auf die Kombi Bachelor Studiengänge Philosophie/Politik/Ökonomie/Ethik. Zitat http://www.zeit.de:

Der Angriff auf die Geisteswissenschaften fühlt sich für Aizawa an wie eine Aushöhlung der Gesellschaft von innen. Eine Marginalisierung von Kultur, Ideen und Werten. In der täglichen Arbeit beobachtet er seit Längerem einen Wandel. “Früher ließ man uns ziemlich frei forschen. Wir bekamen ein festes Budget, das wir ungebunden nutzen konnten. Heute müssen wir ganz genau erklären, wozu unsere Forschung nützlich ist.”

oder Zitat FAZ

Mit der „Versozialwissenschaftlichung“ und Professionalisierung der Politikwissenschaft in den sechziger und siebziger Jahren, die stark vom amerikanischen Vorbild bestimmt war, ging der Siegeszug der quantitativ-statistischen Methoden einher („behavioralistische Wende“). Ursache-Wirkungs-Interaktionen wurden nun nicht mehr gedanklich-argumentativ rekonstruiert, sondern „gemessen“ und damit zugleich gegen die empirische Widerlegbarkeit immunisiert. Die Folge: eine zunehmende Selbstreferentialität und Kleinteiligkeit

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 02.11.2025

Ach je, Herr Urban

500 Jahre nach Martin Luthers Reformation hat sich die evangelische Kirche davon verabschiedet, auch Kirche der Aufklärung zu sein. Sie ist zum bloßen Sozialverein geworden, gefangen in einem archaischen Weltbild. Das Sagen haben zunehmend die antiintellektuellen, bildungsfeindlichen Fundamentalisten. Diese nehmen die Bibel wörtlich und missachten die Erkenntnisse der Wissenschaften einschließlich der Theologie. Ein fundamentalistischer Glaube provoziert heute weltweit in allen Religionen Intoleranz und Gewalt.
Martin Urban, Ach Gott, die Kirche! Protestantischer Fundamentalismus und 500 Jahre Reformation, dtv premium, 270 S., 14,90 €.

Urban, ehemaliger Wissenschaftsredakteur der süddeutschen Zeitung, arbeitet in seinem neuen Buch “Ach Gott, die Kirche” die Ressentiments gegen sein evangelisches Elternhaus ab. Seine Hauptthese: Im evangelischen Kirchenleben kommen Ergebnisse von historisch-kritischer Theologie nicht vor, wissenschaftliche Erkenntnisse spielen nur noch eine nachrangige Rolle, die Kirche wehrt sich nicht ausreichend gegen ihren politisch rechten, fundamentalistischen Flügel.

Auch wenn man die Kritik an den Konservativen teilen kann, so ist die Argumentation doch völlig verunglückt.  Fundamentalisten sind nahezu immun gegen externe  Kritik,  allenfalls durch systemimmanente subversive Rückfragen zu erreichen, wie es  Hubert Schleicher in einem wunderbaren Buch vorführt. Und allen anderen evangelischen Christen? Zumindest den kirchenfernen Mitgliedern wirft Urban damit das Austrittsformular in den Briefkasten. Continue reading Ach je, Herr Urban

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 02.11.2025

Nicht in Gottes Namen

Zwei Buchempfehlungen:

Arnold Angenendt.Toleranz und Gewalt. Das Christentum zwischen Bibel und Schwert. Aschendorff Verlag, Münster 2006. ISBN 9783402002155. Gebunden, 797 Seiten, 24,80 EUR
Jonathan Sacks. Not in God’s Name: Confronting Religious Violence. Hodder adn Stoughton 2015. ISBN 9781473616523. Hardback 19,95 EUR

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 02.11.2025

Ich will Ihre Pralinen nicht, Herr Matthies

Es ist schon eigenartig, wenn dem radikalen Islam vorgeworfen wird, dass die Aufklärung dort nicht angekommen sei. Dabei gibt es auch in der Christenheit eine nicht gerade kleine Fraktion, die bevorzugt ahistorisch und unkritisch die Bibel interpretiert und gern aus dieser doch etwas schlichten voraufklärerischen Sicht fundamentale Ansprüche formuliert. Als bevorzugtes Ziel werden die eigenen Bischöfe attackiert, seien sie evangelisch oder katholisch.

Es ist eine einzigartige Konstellation, denn angeblich sind die christlichen Fundamentalisten nicht politisch (sie warten hier ja nur auf das künftige Gottesreich), hegen aber jede Menge Ressentiments gegenüber dem Staat und der etablierten Politik. “Man muss das doch wohl sagen dürfen”, dass Gott auch nur ein Volk erwählt hat und eben dabei auch ein paar Ägypter ertrinken mussten. Oder dass in Bezug auf den Wohlstand in Europa, es doch der Segen ist, der auf unserer Hände Arbeit ruht und nicht auf der Arbeit von irgendwelchen Wirtschaftsflüchtlingen. Die AfD bekommt plötzlich Zulauf bei den Evangelikalen, denn angeblich nimmt sie endlich jemand ernst, ihre Agenda gegen Überfremdung, Bildung, Wissenschaft, Genderisierung, Abtreibung, Sterbehilfe, und was auch immer.

Das alles kommt offensichtlich auch Helmut Matthies recht gelegen, dem Leiter der Evangelischen Nachrichtenagentur idea, einschlägig bekannt als Gerhard-Löwenthal-Preis Träger. Seit Wochen betreibt idea nun schon eine Kampagne “Muss die Bundesregierung ihre Flüchtlingspolitik ändern?”, “Asylpaket 2 ist verfassungswidrig”, “Deutschland sollte sein Grenzen schliessen”, “Ist die AfD für Christen wählbar?”, meist als Newsfeed oder “Pro / Contra” getarnt. Und vor zwei Wochen schwadroniert Matthies dann über das Verhältnis von Kirche und Politik und tischt seine Erlebnisse am Buffet in Tutzing auf. Er kritisiert Bedford-Strom dafür, dass er in einer evangelischen Akademie über Flüchtlingspolitik redet. Zitat “Wenn die Kirche unbedingt meint, in einer Demokratie mit zahlreichen Parteien auch noch viel über Politik reden zu müssen, dann sollte sie es nicht einseitig tun”. Das leitet für ihn direkt über zu der “Symbolfigur der Opposition in der Flüchtlingsfrage, Frauke Petry”, für die er im Namen der konservative Christen den Anspruch auf Menschenwürde einfordert.

Mal abgesehen, dass weder Marx noch Bedford-Strom Frau Petry die Menschenwürde abgesprochen haben, ist das eine plumpe Aufwertung einer reaktionären und zutiefst unchristlichen Bewegung, die hier salonfähig gemacht wird – unter dem Deckmantel einer ach so unpolitischen “evangelischen” Nachrichtenagentur. Vielleicht sollte sich Herr Mathies lieber mit dem erfolgreichen Pfarrer Petry statt seiner wirtschaftlich gescheiterten Ehefrau unterhalten. Vielleicht würde es helfen, mal einige der AfD Wutbürger vor Ort zu treffen, ersatzweise bieten sich auch Youtube Videos an. Es schwer zu verstehen, dass alle Aussagen der Bibel zu Flüchtlingen und Fremdlingen so sehr an dem “Leiter der Evangelischen Nachrichtenagentur idea” vorbei gegangen ist. Oder was sonst die AfD sonst so von sich gibt. Gauland, er heisst tatsächlich so und ist mittlerweile AfD-Vize

… bekräftigte die Ablehnung der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung und kritisierte die Haltung der Kirchen dazu: “Wenn diese Flüchtlingspolitik das Programm der Kirchen ist – dann gebe ich offen zu: Ich bekämpfe das Programm der Kirchen.” Die AfD sei keine christliche Partei – “wir sind eine deutsche Partei, die sich bemüht, deutsche Interessen wahrzunehmen”, sagte Gauland.

Herr Matthies, vielleicht haben Sie sich mit ihrem Kommentar einfach nur vergriffen? Ich vermute allerdings, das ist ihr eigentliches Glaubensbekenntnis. Sie haben während der Podiumsdiskussion gesagt, Sie schicken “demjenigen einen Kasten Pralinen, der Ihnen einen Idea-Artikel vorlegt, der rechte Inhalte hat.” Spätestens jetzt könnte ich sie einfordern. Ich will sie aber nicht, Ihre braunen Pralinen. Dafür würde ich aber gerne vorschlagen, daß Sie keine Zuschüsse von der EKD mehr beantragen und “idea” am besten auch gleich in „AfD Pressedienst“ umbenennen.

PS: Mehr zu dem Thema Rechtsextremismus und Kirche auf evangelisch.de und bagkr.de. Oder im Matthäusevangelium die Endzeitrede auf dem Ölberg.

PS. Die beste Nachricht dazu kommt am 16 November 2017 Idea wird endlich der EKD Zuschuss gestrichen. Das ist kein Anschlag auf die Pressefreiheit Herr Hahne, sondern lediglich ein Zeichen der Glaubwürdigkeit aber auch der Handlungsfähigkeit der EKD.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 02.11.2025

Homo hominem lupus

Der BILD Blog hat eine fiese Zusammenstellung von Leserreaktionen auf die Flüchtlingsberichterstattung. Offensichtlich haben wir nur eine sehr dünne Zivilisationsschicht, ein Wolf ist der Mensch dem Menschen, kein Mensch, wenn man sich nicht kennt.

Erschreckend ist jedenfalls auch, was Kilian Kleinschmidt, der ehemalige Leiter des  Flüchtlingslager Zaatari an der syrisch-jordanischen Grenze mit mehr als 100 000 Bewohnern, zu berichten hat. Er beschreibt in einem neuen Buch die Menschen im Lager als hochgradig aggressiv. Continue reading Homo hominem lupus

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 02.11.2025

Live From The Bataclan, Paris, 11 February, 1995: Jeff Buckley singing Hallelujah

 

Maybe there’s a God above
But, all I’ve ever learned from love
Was how to shoot somebody who outdrew you?
And I’ve seen your flag on the marble arch
And Love is not a victory march
It’s a cold and it’s a broken Hallelujah

Hallelujah, Hallelujah
Hallelujah, Hallelujah
Hallelujah, Hallelujah

 

Das Original von Leonard Cohen ist in über 100 Coverversionen erschienen. Es ist ein Lied das König David auf der Harfe: Was auch geschieht, Hallelu-jah, הַלְּלוּיָהּ, lobt Jah, selbst wenn es nur kalte und gebrochen herauskommt.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 02.11.2025

Crispr/Cas9, gesprochen Krisper-Kas-nein

Die SZ hat – Freudscher Versprecher – über Krisper-Kas-nein geschrieben. In der Tat ist das ein problematisches Thema wobei wir über die chinesische copy-cats nicht übermässig viel wissen.

 

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Es gibt viele Ethiken, weil es viele Situationen gibt.  Eine ernstzunehmende Gentherapien des Embryo hat allerdings noch nie jemand zuvor avisiert. Sollte hier wieder eine Gesinnungsethik bestimmen? Oder nicht doch veritatis splendor? Wir werden es teuer bezahlen müssen, wenn hier etwas schief geht.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 02.11.2025

Die Weihnachtsgeschichte in einem Satz

Der Profigolfer Marcel Siem im SZ Interview 27/28. Dezember, Nr. 297, S.38 (Sport) antwortet auf die Frage “Ist das Profileben mit zwei Kindern eigentlich schwieriger zu organisieren?”

Ich versuche meine beiden so oft wie möglich mitzunehmen. Manche Kollegen haben sich später Vorwürfe gemacht, das nicht getan zu haben. Als ich Anfang Dezember nach Südafrika flog, war Viktoria , die Vierjährige, schon bettfertig im Nachthemd. Als sie sah, dass ich abreise, saß sie plötzlich mit Winterstiefeln, Winterjacke und Pudelmütze in meinem Koffer und hat geheult. Das sind die Momente, die irgendwie schön sind, weil man Liebe spürt,. Aber die halt auch richtig wehtun.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 02.11.2025

Zum Gewaltpotential der christlichen Religion

2012 hat Papst Benedikt XVI. in der Weihnachtsansprache gesagt

dass in der Geschichte der Monotheismus als Vorwand für Intoleranz und Gewalt gedient hat. Wahr ist, dass Religion erkranken und so sich ihrem tieferen Wesen entgegenstellen kann, wenn der Mensch meint, selbst die Sache Gottes in die Hand nehmen zu müssen, und so Gott zu seinem Privateigentum macht.

Die brutale Seite der Religionen wird einem bald jeden Tag vor Augen geführt. Das ist aber beileibe nicht nur ein Problem des Judentums oder des Islam, es ist auch ein bestürzendes Problem des Christentums.
Im Rahmen einer Studie über Wahn und Religion habe ich diverse Beispiele gefunden, darunter auch Karl K., der “Jesus von Ratzeburg”. Er hat im Streit über den Lebenswandel seinem 22-jährigen Sohn Thomas ein Küchenmesser in den Rücken gestoßen  (und verbüßt dafür nun eine lebenslängliche Freiheitsstrafe ). Herr K. liess mir heute über die Staatsanwaltschaft ausrichten, dass er sich nicht mit mir unterhalten will. Das ist bemerkenswert, da er ansonsten doch alle Menschen missionieren wollte. Seine Begründung jedenfalls war

es steht geschrieben: Wer zurücksieht, ist nicht geeignet für das Reich Gottes.

Er bezieht sich dabei auf eines der wenigen, in der Tat radikalen Jesusworte aus dem Lukasevangelium: “Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes“.
Die Absage von Herrn K.  soll wohl heissen, dass seine ansonsten gerade gezogene Furche krumm wird, wenn er in einem Interview zurückschaut. Auch die Satzeinleitung ist bezeichnend, nach Kant (Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft)

verschlägt nichts wider den alle Einwürfe niederschlagenden Machtanspruch: da steht’s geschrieben

Wie wenig Einsicht doch aus diesem einen Satz spricht, oder wie Benedikt es sagen würde, wie krank ist doch die Religion dieses Mannes, der selbst die “Sache Gottes” in die Hand genommen hat.
Aber kann man nun dieses Verhalten nun dem Christentum anlasten oder sind es sind es ganz einfach bestimmte Persönlichkeiten, die sich die Religion als Spielwiese, oder sagen wir besser als Schlachtfeld für ihren Fanatismus aussuchen?
Die Begründung des eigenen Handelns – von einem liberalen Protestantismus, über den reaktionären Pietismus bei  Rudolf Ebertshäuser, Wolfgang Bühne, Stephan Holzhaus, Wolfgang Nestvogel,  bis hinab zu dem Straftäter Karl K. – wird dabei von derselben Bibel abgeleitet. Erstaunlich, oder?
Aus dieser Tatsache ergibt sich zwingend, daß die Texte der Bibel vieldeutig sind — nur im Zusammenhang mit dem  Urheber und dem Adressaten und oft auch nur aus der jeweiligen Epoche verstehbar.

Wenn aber auch die Bibel nicht irren kann, so könnte doch ein Ausleger derselben in verschiedener Weise irren.

schreibt Galileo Galilei an Piero Dini vom Mai 1615. Eine göttliche Eingebung hätte keine missverständliche Formulierungen im textus receptus oder Aland zugelassen, keinen variablen Kanon, Abschreib- oder Übersetzungsfehler.

Aber so kann sich der Fanatiker Karl K. aus einem riesigen Vorrat von Erzählweisheiten genau das heraussuchen, was ihm passt — Abram hätte schliesslich auch seinen Sohn Isaak geopfert “Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen” wenn auch nur in einer Erzähltradition aus dem 2. Jahrtausend v. Chr.

Dagegen würde jeder andere evangelische oder katholische Christ das 5. Gebot halten oder besser noch die wiederholte Anweisung (Eph 6,4 und Kol 3,21) “Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn”. Die Liebe (nicht die Toleranz) war zumindest eine urchristliche Tugend “Die Liebe erträgt alles” (1.Kor 13,7) oder “einer trage des andern Lasten” (Gal 6,2).

Wo der christliche Glaube aber nur noch zu einer fundamentalistischen Bücherverehrung wird, wo er die Verbindung zu den Kirchen, der Kultur, der Politik, der Wissenschaft und den Rest der Gesellschaft abschneidet, da ist das Missbrauchspotential auch im Christentum zu menschenverachtenden, mordenden Aktionen erschreckend da. Das Risiko ist vielleicht nicht so hoch, wie in anderen monotheistischen Regionen, da die christliche Soziallehre eigentlich klare Schranken aufweist. Die Situation wird aber auch hier jederzeit brandgefährlich, wenn bedingungslose Hingabe gefordert wird, die Aufgabe des Ichs wie von Ignatius überliefert

Wir müssen immer festhalten, um in allem das Rechte zu treffen: Von dem Weißen, das ich sehe, glauben, dass es schwarz ist, wenn die hierarchische Kirche es so bestimmt, ….

Christlicher Fundamentalismus und islamischer Fanatismus haben etymologisch nur wenig gemeinsam (Fundus ist der Grund und Fatum der Tempel), aber inhaltlich bauen sie aufeinander auf, der Tempel auf dem Grund, wie der Fanatismus auf dem Fundamentalismus.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 02.11.2025

Prof. Dr. Dr. Dr. hc (mult)

Es sieht beeindruckend aus.

Ich bekomme nicht wenig Emails, die alle möglichen akademischen Titel im Namensfeld haben, Dr. Dr. hc (mult), dazu Boss, Chair, Chief, Director, CEO in der Signatur.
Bescheidenheit ist eine Zier, doch besser lebt man ohne ihr, das wusste schon die Generation meiner Großmutter.
Aber weder individualpsychologisch noch gruppensoziologisch hat Bescheidenheit noch einen besonders guten Ruf.
Ich meine allerdings, daß unser Privileg als Wissenschaftler einen Eindruck von der Größe der Welt zu haben, einem die eigene Leistung reichlich klein erscheinen lässt.
Und wenn jemand wie der große Johann Sebastian Bach über seine Noten nur SDG (“soli deo gloria”) schreibt, dann beeindruckt mich das mehr, als jede Häufung akademischer Titel.
Und wo wir schon bei Bach sind, in der Motette “Jesu, meine Freude” heisst es dann auch in der vierten Strophe

Weg ihr eitlen Ehren,
Ich mag euch nicht hören,
Bleibt mir unbewußt!

Nietzsche hat das auch beobachtet „Lucas 18,14 verbessert: Wer sich selbst erniedrigt, will erhöhet werden.“

Das empfinden wohl auch andere so….

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 02.11.2025