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Die DZL Stellungnahme (6000 Tote XXVII)

Es wäre schön, wenn die Diskussion endlich befriedigt werden könnte, aber ich fürchte, es wird sie nicht mit den vielen Pressemitteilungen. Im Gegenteil, manche Autoren diskreditieren nicht nur sich, sondern auch die Wissenschaft.

Die DZL-Jahrestagung in Mannheim zum Anlass nehmend, stellt das DZL hinsichtlich seiner Position folgendes fest:
1) Der gegenwärtig intensiv diskutierte Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid je Kubikmeter Luft beruht vor allem auf epidemiologischen Studien. Zum Verständnis: Epidemiologie ist eine ausgewiesene wissenschaftliche Fachrichtung, welche als eines ihrer wesentlichen Ziele verfolgt, Langzeitrisiken von Umwelt- und Lebensstilfaktoren für die Bevölkerung zu erkennen und in ihrer Bedeutung abzuschätzen. Große Beobachtungszahlen, verschiedenartige Beobachtungssituationen und komplexe mathematische Modelle, unterstützt durch toxikologische Studien, werden eingesetzt, um ursächliche Zusammenhänge von zufälligem Zusammentreffen von Ereignissen zu unterscheiden.

Muss man Epidemiologie etwa als Fach verteidigen?
Das Problem ist doch gerade, der Widerspruch von Toxikologie und Epidemiologie.
Wie kann man hier nur alles durcheinander bringen?

* Studien über Regionen können (ohne vollständige individuelle Risikoprofile) nur Vermutungen generieren
* Querschnittsstudien  / Fallkontrollstudien liefern vorläufige Daten, zumindest solange es
* Interventionsstudien bzw Kohortenstudien gibt, die beweisend sind.

Das Wir-haben-tausend-NO2–Studien-Argument sagt eigentlich nur, dass es keine beweisenden Studie gibt.

Es geht auch nicht um „große Zahlen“ und „mathematische Modelle“, sondern um einen konkreten Sachverhalt, der von Epidemiologen und Umweltbundesamt in unzulässiger Weise in die Öffentlichkeit gebracht wurde.

2) Zahlreiche Fragestellungen können nur mit den Methoden der Epidemiologie beantwortet werden, da niemand Menschen über Jahre und Jahrzehnte einem „kontrollierten Versuch“ mit Schadstoffexposition aussetzen würde. So stammt z. B. die von niemandem mehr hinterfragte Erkenntnis, dass Rauchen gesundheitsschädigend ist, aus epidemiologischen Untersuchungen.

Das war natürlich ein Eigentor von Herrn Köhler. Aber darf jetzt jeder mit gesundem Menschenverstand mitreden? Das geht – wie vor Gericht – meistens schief.

Denn natürlich gibt es auch epidemiologische Interventionsstudien, darunter auch einen „kontrollierten Versuch“ zu NO2 über viele Jahre. In der Verkehrszone London ist die Grenzwertüberschreitung permanent gesunken, aber die Einschränkungen bei den Lungenfunktionen gleich geblieben (Man müsste also etwas anderes messen oder noch tiefere NO2 Grenzwerte ansetzen).

Nicht beantwortet, wurde bisher auch Herrn Köhlers Frage warum es keine Innenraum NO2 Studie zur Mortalität gibt. Wäre doch einfach zu machen – Gasherd versus E-Herd. Nach dem ganzen Hype kann ich nur vermuten: so eine Studie ist aufwendig, dauert lange, kostet viel Geld und kommt nichts dabei heraus. Es wäre ehrlich gewesen, das auch einmal so zu sagen.

3) Es besteht wissenschaftlich kein Zweifel, dass die Belastung mit Luftschadstoffen eine Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung darstellt, nicht nur hinsichtlich Atemwegs- und Lungenerkrankungen, sondern beispielsweise auch im Hinblick auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Logisch. Aber es ist ein ziemlich durchsichtiges Manöver, nach der Kritik an der NO2 Studie nun so zu tun, als würde man die Wirkung von Luftschadstoffen generell anzweifeln. Das tut niemand. Ich kann nur wiederholen

  • NO2 ist in hoher Konzentration ein Reizgas.
  • NO2 in niedriger Konzentration ist kein Reizgas.
  • Niedriges NO2 ist ein guter Marker für Abgase direkt an der Strasse.
  • Niedriges NO2 nicht an der Strasse gemessen ist kein guter Marker für Abgasbelastung.

4) Es gibt jedoch keine Methode, die es einem Arzt ermöglichen würde, an einem lungenerkrankten Patienten festzustellen, inwieweit Komponenten der Luftverschmutzung zu der Erkrankung beigetragen haben.

Es gibt dazu (einige vorläufige Daten) zur Genmethylierung durch einzelne Schadstoffe, es könnte also bald solche Methoden geben.

5) Ausgewählte Experten der unterschiedlichsten Fachrichtungen bewerten in regelmäßigen Abständen den aktuellen Wissensstand in einem internationalen Gremium der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die von der WHO auf dieser Basis empfohlenen Richtwerte für die einzelnen Luftschadstoffe haben das Ziel, das Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung so weit wie möglich zu minimieren. Die wissenschaftliche Kompetenz des an der WHO angesiedelten hochkarätig besetzten internationalen Bewertungsgremiums steht außer Frage.

Ein ad hominem Argument, das genauso ins Leere läuft, genauso wie die Kritik an Köhler, er sei ein Exot. Siehe auch die Geschichte des Grenzwertes.

6) Für Stickstoffdioxid, welches gleichzeitig Indikator für weitere Luftverschmutzungskomponenten ist, beträgt dieser Richtwert zurzeit 40 Mikrogramm je Kubikmeter Luft. Ein solcher Wert muss auch für besonders empfindliche Menschen (u. a. Kinder, ältere Menschen, Patienten mit Lungen- und Herzerkrankungen) im Bereich des Zumutbaren liegen, da sich der Einatmung der Umgebungsluft – 24 Stunden pro Tag – niemand entziehen kann. Dem DZL liegen keinerlei belastbare neue Erkenntnisse vor, die dazu Anlass geben würden, diesen Richtwert gegenwärtig nach oben zu korrigieren.

Das Kinder-Kranke-Alte-Behinderte-Schwangere Argument ist kein wirklich wissenschaftliches Argument sondern Stimmungsmache, solange nicht umfassende Innen- und Aussenraum Expositionsdaten zu diesen Gruppen existieren.

7) Der in Deutschland geltende Grenzwert orientiert sich an den Richtwert-Empfehlungen der WHO, berücksichtigen aber auch zusätzliche Faktoren, wie z. B. die technische Realisierbarkeit. Es ist zudem eine politische Entscheidung, welche Maßnahmen in welchem Umfang und in welcher zeitlichen Abfolge ergriffen werden, um regionalen Überschreitungen der Grenzwerte zu begegnen. Selbstverständlich muss hierbei die Verhältnismäßigkeit der Mittel im Auge behalten werden.

Isolierte Diesel Aussperrungen wegen Grenzwert Überschreitungen? Ist das verhältnismässig?
– kurzfristig führt das zu Ausweichverkehr mit mehr Stop & Go und mehr Abgasen
– langfristig ist das eine gigantische Ressourcen- und Energieverschwendung
Wenn dann auch (noch höher) motorisierte Benziner gekauft werden, können wir uns auf höhere Partikelzahlen und Treibhausgase einstellen

8) In der gegenwärtigen Stickoxiddiskussion erfuhren wissenschaftspopulistische Aussagen eine rasante mediale Aufwertung. Das „klassische“ Reaktionsmuster der Wissenschaft, Bevölkerung und Entscheidungsträgern wohlüberlegte und ausgewogene Stellungnahmen in ausgesuchten Publikationsorganen anzubieten, geriet demgegenüber vollkommen ins Hintertreffen. Es wird zu überlegen sein, wie die betroffenen Wissenschaftsorganisationen diesem Phänomen in Zukunft besser vorbereitet begegnen können, da politische Entscheidungen auf dem Boden solider wissenschaftlicher Erkenntnisse getroffen werden sollten.

Und dann dieser Schlusssatz? Nach einer weitgehend wissenschaftsfreien Argumentation?

Ein Missverständnis (6000 Tote XXVIII)

Alles nur ein großes Missverständnis? Alexander Kekulé schrieb schon im letzten Jahr in der ZEIT

Bei Gesunden hingegen gibt es bis 1000 μg/m3 keinen messbaren Effekt. Die US-Umweltbehörde Epa hat deshalb den Grenzwert für Außenluft auf 100 μg/m3 festgesetzt – damit wäre Deutschland weit im grünen Bereich. Wie kam die EU also auf ihren viel niedrigeren Grenzwert? Die Antwort ist ein Paradebeispiel für Kommunikationsstörungen zwischen Wissenschaft und Politik. Die EU legte erstmals 1985 einen Wert von 200 μg/m3 fest, auf der Basis des damaligen Wissens. Im Jahr 1999 senkte sie ihn plötzlich auf 40 μg/m3. Warum? Die EU-Mitarbeiter hatten die Zahl 40 ungeprüft aus einem Gutachten übernommen, das eine Arbeitsgruppe der amerikanischen EPA gerade für die WHO angefertigt hatte. Dabei ist offensichtlich, dass diese Ziffer nicht taugt, um sie auf den Straßenverkehr zu übertragen. Sie basiert auf älteren Studien mit Gasherden. Darin fanden sich Hinweise, dass Schulkinder häufiger Atemwegsprobleme entwickelten, wenn ein Gasherd im Haushalt stand. Weil es keine Messwerte gab, schätzten die Experten, dass ein Gasherd die mittlere Stickstoffdioxid-Konzentration in Räumen auf 40 μg/m3 erhöht. Diesen Wert schlugen sie mangels besserer Daten als Grenzwert vor. Andere Studien zeigten jedoch, dass die Konzentrationen extrem variieren. Zudem standen Gasherde oft in schlecht sanierten Häusern, deren Bewohner ohnehin häufig Atemwegsleiden haben, und damals wurde in fast jedem Haus geraucht. Wegen dieser und weiterer Mängel ist die Epa der Empfehlung ihrer eigenen Gutachter nicht gefolgt.Den nächsten Fehler machten die EU-Beamten, als sie die für Innenräume geschätzte Ziffer kurzerhand als Grenzwert für Außenluft festlegten.

NO2 Chemie (6000 Tote XXVI)

Es wäre doch mal ganz interessant, wie denn die Verteilung der Luftschadstoffverteilung 1989 in München war.
Damals mussten wir noch mühsam von Hand die Polygonzüge aus einem Falk Stadtplan auf Milimeterpapier abmessen und durften dann auch nur eine Verkehrskarte abbilden.

Mittlerweile gibt es aber die Sprengelgrenzen für alle Schulbezirke im BayernAtlas online, so dass wir nun die Daten einfach plotten können. Der Mittlere Ring ist dabei gut zu erkennen.

Verkehrszählungen in München 1989 (anklicken zum Vergrößern). 24 Sprengel mussten korrigiert werden, entweder weil Daten fehlten oder weil  in den letzten 30 Jahren Sprengel geteilt wurden. Bei fehlenden Sprengeldaten wurden jeweils die Daten des Nachbarsprengels mit der grössten gemeinsamen Grenze genommen

Es folgt die NO2 Karte, jeweils aus Einzelmessungen erstellt.

NO2 in München 1989: Der Wind transportierte während der Messserie vermutlich das NO2 nach Nordosten.

Und zuletzt die Ozonkarte: In der Abluftfahne entsteht unter UV Einstrahlung atomarer Sauerstoff und daraus wiederum Ozon.

Ozon in München 1989

Merke: NO2 direkt am Strassenrand  ist ein guter Marker für die Verkehrsemissionen. In der Hintergrundmessung zeigt NO2 allerdings nur bedingt aktuelle Gefährdungslagen an, da der Wert hier stark durch meteorologische Parameter beeinflusst wird.

Falsche Formel (6000 Tote XXV)

ab 8:24

Hörenswerte Interviews u.a. mit Alexander Keule und Peter Morfeld.

Der DLF versucht sich auch an der Frage, wann Studien Hand und Fuß haben, versagt aber dabei kläglich bei der Antwort.

Ist das so schwer zu verstehen? Analog zu den Evidenzklassen der klinischen Studien gilt auch in der Epidemiologie:

* Studien über Regionen können (ohne vollständige individuelle Risikoprofile) nur Vermutungen generieren
* Querschnittsstudien  und Fallkontrollstudien liefern vorläufige Evidenz
* Interventionsstudien (zum Teil auch einige Kohortenstudien) sind beweisend

Mittlerweile wird es immer unsäglicher, was man täglich zum Beispiel in der SZ zu Gesicht bekommt: Journalisten die völligen Unsinn schreiben. Und Rentner, die es doch eigentlich wissen müssten

Wo der Dreck produziert wird (6000 Tote XXIII)

Stau produziert mehr Abgase als fliessender Verkehr

Quelle: http://www.spiegel.de/auto/aktuell/adac-ueber-stau-auf-deutschen-autobahnen-2018-gab-es-2000-staus-pro-tag-a-1248433.html
Quelle: http://www.spiegel.de/auto/aktuell/stau-report-fuer-deutschland-in-diesen-staedten-stehen-sie-am-laengsten-a-1252357.html

NO2 Merksätze (6000 Tote XXIV)

NO2 ist in hoher Konzentration ein Reizgas.
NO2 in niedriger Konzentration ist kein Reizgas.
Niedriges NO2 ist ein guter Marker für Abgase direkt an der Strasse.
Niedriges NO2 nicht an der Strasse gemessen ist kein guter Marker für Abgasbelastung.
Niedriges NO2 im Innenraum war bisher epidemiologisch uninteressant.
Das Wir-haben-tausend-NO2–Studien-Argument sagt eigentlich nur, dass es keine beweisende Studie gibt.
NO2 Grenzwerte sind politisch, nicht wissenschaftlich festgelegt.
NO2 Grenzwerte für “Kinder, Kranke, Alte, Behinderte und Frauen” sind eine populistische Erfindung.
Die Mortalität wird nicht durch NO2 Vergiftung erhöht.
Epidemiologen sagen bisher nur die halbe Wahrheit über NO2.
Die WHO ist nicht unfehlbar was NO2 angeht.
Die meisten Journalisten blicken bei NO2 nicht mehr durch.
Die Autoindustrie hat bei den NO2 Emissionen betrogen.
Am besten wäre es überhaupt keine Emissionen zu haben wo Menschen leben.
Mit alarmistischen Äusserungen zu NO2 bekommt man im postfaktischen Diskurs viel Aufmerksamkeit.

Der Schiedsrichter (6000 Tote XXII)

Das also glauben die Deutschen, Stand 10.2. 17:30. Zweifel an der Datenbasis habe ich wenig, aber massive Zweifel an der Auswertung und an der Interpretation der Studien.

Zweifel habe ich auch an Journalisten, die eindeutig für oder gegen Personen Stellung beziehen. In dem Fall Ulrich Schnabel, der in der ZEIT meint, dass die Fachleute unsichtbar sind. Das sind sie natürlich nur für jemanden, der selbst blind ist. Am besten liest man deshalb auch nur die Kommentare unter seinem Artikel

Leider haben es die Wissenschaft und die Medien nicht geschafft, eine differenzierte und nachvollziehbare Argumentation in die öffentliche Diskussion zu bringen.
Es wird z.B. fast nie zwischen NOx und Feinstaub unterschieden. Der Zielkonflikt zwischen einer Reduktion des CO2-Ausstosses und der Verringerung der NOx-Belastung wurde nicht thematisiert. Die Diskrepanz zwischen den Grenzwerten am Arbeitsplatz und an der Strasse wurde nicht nachvollziehbar erläutert. Ebenso wurde nie erklärt, warum die Messwerte so weit auseinanderklaffen. In München liegen zwischen der offiziellen Statistik und den Messungen der Stadt Unterschiede von ca. 50%. Ein weiterer Widerspruch entsteht, weil vergleichbare Länder völlig unterschiedliche Grenzwerte fordern. Diese Faktenlage ist unstimmig. Anstelle dies sachlich aufzuklären, überwiegen leider auch in Qualitätsmedien ad-hominem Argumente. Warum soll ein Lungenfacharzt nicht qualifiziert sein, eine Aussage zu Lungenerkrankungen zu machen? Die Vielschichtigkeit des Themas erfordert doch gerade, dass Epidemiologen, Mathematiker, Ärzte, und Ingenieure zusammen wirken müssen.

Ist nun die Mortalität in München und Stuttgart erhöht oder erniedrigt? Quelle: https://rp-online.de/leben/gesundheit/news/menschen-aus-stuttgart-und-muenchen-werden-am-aeltesten_aid-15609479

Es hat lange gedauert, aber nun geht es endlich mit einer sinnvollen Strategie weiter.

Die Kritik von mehr als 100 deutschen Lungenärzten an den geltenden Stickoxid- Grenzwerten im Kontext mit Dieselfahrverboten hat hierzulande heftige Diskussionen ausgelöst. Die Wissenschaft hat zunächst nur zögerlich Stellung bezogen, und geblieben ist bei vielen das ungute Gefühl, nicht zu wissen, was denn richtig ist. In solchen Fällen ist die Autorität der Nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) gefragt. Ihr kommt die Rolle des Politikberaters zu. Vergangene Woche hat Bundeskanzlerin Angela Merkel die Leopoldina um Stellungnahme in Sachen Dieselgrenzwerte (/wirtschaft/article184435460/Fahrverbote-Diesel-Grenzwerte- auf-wackliger-Grundlage.html) gebeten. Professor Jörg Hacker, Präsident der Nationalen Akademie in Halle und von 2008 bis 2010 Präsident des Robert-Koch-Instituts, erklärt im Interview, wie und bis wann die Leopoldina zu einem Ergebnis kommen wird.

Wirklich innovative Studien (6000 Tote XXI)

Statt sich in uferlose NO2 Diskussionen zu verheddern, habe andere Forscher wie Junkermann wirklich innovative Projekte gemacht.

Es stellt es sich jedenfalls nun immer mehr heraus, wie groß doch die methodischen Schwächen der NO2 Szene im Outdoor-Bereich sind und welche Defizite es im Indoor Bereich gibt: Nach meiner Information gibt es nicht eine einzige NO2 Mortalitätsstudie, die Gas mit Elektroherd verglichen hätte.

Die ganze NO2 Diskussion ist so akademisch, wie Rollenprüfstand und tatsächliche Emission am Auspuffrohr. Ein Gegensatzpaar wie NO2 Immissionsmessung und Radfahren in der Stadt. Zum Glück gibt es allerdings immer wieder Wissenschaftlern, die ihre Zeit nicht primär in Talkshows verbringen.

Es sind sogar Studien ganz ohne NOMessung, erst diese Woche Cole 2018.

Methods: Participants (n = 38) bicycled for 1 h along a Downtown and a Residential designated bicycle route in a randomized crossover trial. Heart rate, power output, particulate matter air pollution (PM10, PM2.5, and PM1) and particle number concentration (PNC) were measured. Lung function, endothelial function (reactive hyperemia index, RHI), C-reactive protein, interleukin-6, and 8-hydroxy-2′-deoxyguanosine were assessed within one hour pre- and post-trial.

“Wenn Du irgendwo einatmest, denke immer daran wo die Luft vorher war”

Das ist zwar nur eine Kurzzeitstudie, aber man könnte bei Radkurieren jederzeit Langzeitstudien machen…

NO2 Effekte von aussen betrachtet (6000 Tote XX)

Sozialstatus und Mortalität (nach RKI Angaben)

Es ist ja schon verblüffend, welchen großen Effekt der Sozialstatus (gemessen am Haushaltseinkommen) auf die Lebenserwartung bzw. Mortalität hat – hier demonstriert an RKI Daten. Was auch immer die Gründe sind – es ist wohl die Kombination verhaltenskorrelierter Risikofaktoren, von billiger Nahrung, Alkohol, Rauchen, sportliche Inaktivität, Übergewicht, Stress durch Arbeitslosigkeit, Sozialhilfe oder Niedrigeinkommen – ein Teufelskreis.

Mortalitätsstudien, die den Sozialstatus aber nicht auf individueller Ebene berücksichtigen, sind nicht sonderlich beweiskräftig. Schaut man sich die Supplement Tabelle von Cesaroni 2013 an und plottet hier Sozialstatus, dann gibt es hier enorme Effekte für die nur gruppenweise adjustiert wird (da es eine ökologische Studie ist).

ds = data.frame( matrix(
  c(7.4,20.2,23.1,27.3,21.0,
    12.6,17.9,21.2,22.6,27.5,
    17.8,17.9,19.0,20.0,25.6,
    30.9,19.3,19.0,15.6,17.1,
    31.2,24.8,17.7,14.4,8.8),
  nrow=5, ncol=5, byrow = TRUE), 
  stringsAsFactors=FALSE)
names(ds) = c("<37","<43","<46","<50","50+")
ds = cbind(stack(ds),rep( c("1 very high", "2 high", "3 medium", "4 low", "5 very low"), 5))
names(ds) = c("pct","NO2","SES")
fill = c("#5F9EA0", "#E1B378")
ggplot(aes(x=NO2,y=pct, fill=SES), data = ds) + geom_col() + clean_theme(base_size = 25) + scale_fill_brewer()
Auffällig an den Cesaroni 2013 Daten: Der sozioökonomische Status nimmt mehr oder weniger ab in Gegenden mit höheren Verkehrsströmen. Ist das ein Datenfehler?

Das Hautproblem der Umweltepidemiologie auf einen Punkt gebracht: die Evidenz der ganzen ökologischen Studien ist gering.

Die neuesten Meta-Analyse von NO2 und Mortalität ist zum Glück nicht ganz so oberflächlich. Was passiert, wenn man die Studien nach Qualität auftrennt – sprich ob sie individuell adjustieren oder nicht?

Das Ergebnis ist eindeutig: Mit individuelle Adjustierung löst sich der NOEffekt in Luft auf.

Dazu kommt: die Assoziation ist sehr heterogen zwischen den Studien, sprich sie ist nicht reproduzierbar.

Und das ist die neueste Datenbasis, neuer als REVIHHAAP.

NO2 Effekte von innen betrachtet (6000 Tote XIX)

Meine langjährige Ko-Autorin D. Jarvis schrieb vor 20 Jahren

More than half of British homes use gas as their cooking fuel and even a small risk associated with either acute or chronic inhalation of the by-products of gas combustion— such as other nitrogen containing species, formaldehyde, sulphur dioxide and particulates—would have a substantial influence on public health. Surveys have been performed to assess these risks, variably defining exposure by the presence of a gas cooker in the home or by direct measures of related pollutants. Results from these surveys are remarkable by their lack of consistency. While some large and powerful cross sectional studies have found no association of the presence of a gas cooker or level of indoor nitrogen dioxide  with respiratory disease in children, others report an increased risk of lower respiratory illness.

Wir reden dabei über hohe NO2 Werte, hier ein Beispiel aus einer Schweizer Versuchsküche, wo längere Zeit die 100 µg/m3 überschritten werden.

Schauen wir uns also eine europäische Studie dazu an, ebenfalls von D. Jarvis. Hier gab es keine messbaren Effekte bei der Lungenfunktion durch Kochen auf Gas. In der Gruppe der Frauen (die wohl mehr kochen als Männer, zumindest vor 20 Jahren) gibt es auch kein signifikantes Resultat wenngleich gerade ein Effekt sichtbar wird. Sehr heterogene Ergebnisse, Groningen und Cambridge sollten vielleicht besser lüften?

Kochen an sich produziert natürlich auch Emissionen, egal ob elektrisch oder auf Gas gekocht wird.
NO2 alleine kann man den Effekte natürlich nicht zuschreiben, die Essensdämpfe von “fish & chips” in Dublin sind mit den Emissionen von “DDR”-Hausmannskost in Erfurt nicht vergleichbar.

Aber eigentlich suchten wir ja Mortalitätsdaten für “Innenraum” NO2. Irgendwie scheint das Interesse an dieser Frage aber sehr gering zu sein. Das Thema ist wohl nicht so spektakulär, dass man hier täglich Interviews geben könnte.

Die Mortalität bei Köchen zu untersuchen macht wenig Sinn, obwohl sie bei den Berufsgenossenschaften ganz oben in der Statistik liegen: wohl weniger wegen der Messer oder wegen des Feuers, sondern wegen Stress in Verbindung mit Alkohol und Rauchen, sagt jedenfalls Christian Rach, der es wissen muss.

Aber halt, hier ist doch noch eine Studie zur Mortalität, sogar recht neu und in Circulation veröffentlicht.

Cox proportional hazards models revealed an increased risk for all-cause mortality associated with kerosene/diesel use (10-year HR 1.06, 95% CI 1.02-1.10) relative to other fuel uses, in the multivariable-adjusted model. Natural gas burning, relative to other fuel uses, was associated with lower risk for death (10-year HR 0.95, 95% CI 0.91-0.98).

Damit wissen wir aber auch nicht viel mehr, weil nicht Gas- gegen E-Herd verglichen wird. Kerosin oder Diesel ohne Filter verbrennen? Die Autoren diskutieren ihre Ergebnisse damit auch nur als Partikelstudie.

Zusammengefasst: Es gibt epidemiologisch keinen Support für eine isolierte NO2 Gesundheitsschädigung im Bereich unter 100 µg.

Was allerdings nicht dagegen spricht, die cleancookingalliance.org voll zu unterstützen.

Alternativen zur NO2 Messung (6000 Tote XVI)

Gibt es Alternativen zur NO2 Messung? Ich bin weder Schadstoffchemiker noch Statistiker, finde aber, daß man sich wegen der vielen technischen Probleme bei der Immissionsmessung mehr auf die Emissionsmessung konzentrieren könnte. Die Höhe von Schornsteinen ist ja auch reglementiert.

Jedes Fahrzeug mit Verbrennungsmotor bläst an einem definierten Ort, bei definierten Verbrauch, bekannter Motorleistung und Abgasfilterung, ein definiertes Schadstoffgemisch aus. Den Schadstoff-Ausstoss kann man in Echtzeit summieren (RDE, “real driving emission”) für eine Strasse, einen Stadtteil, oder eine Stadt. Und wenn man Temperatur, Feuchte und Wind weiss, dann kann man aus der Emission auch die Immission in der Umgebung abschätzen. Denn im Unterschied zu früher sind Fahrzeugbewegungen messbar. Bei manchen PKW ist die Positionsübertragung nicht mal abschaltbar, andere sind über die Smartphone Bewegung sichtbar, und dann gibt es auch noch flächendeckend Mautkameras (wer auf Datenschutz Wert legt, muss sowieso Fahrrad fahren). Ein Grid von Minirechnern an Laternenmasten kann jederzeit die aktuelle Emissionssituation über Kameras ermitteln und an einen zentralen Verkehrsrechner schicken (Karlsruhe wird das wohl nicht erlauben). Oder man macht die Plaketten einfach etwas intelligenter, als nur von grün nach blau, da spricht sicher nichts dagegen.

Entwurf: Maschinenlesbare Umweltplakette (alle Rechte frei gegeben)

Damit könnte man, wie auch beim Klimaschutz, Emissions-Höchstgrenzen für kleinräumige Regionen festlegen und Autofahrer dynamisch nach Fahrten in regionalen Emissionsgebiet zur Kasse bitten. Einen Malus gibt es vor allem für Gegenden, wo viele Menschen wohnen. Also alles was gelb markiert ist auf der UBA Karte von 2016.

Also nicht primär nach Hubraum und Literverbrauch besteuern, sondern danach, wo die Abgase produziert werden.

Wer diesen Vorschlag schräg findet: Ich muss in München auch mehr Haftpflichtversicherung bezahlen als in Fürstenfeldbruck.
Und wer das Verfahren übertrieben findet: Eine City Maut würde es auch tun. London verlangt ab 11,50 Pfund pro Tag für die Einfahrt – also 15 € /Tag für jedes Auto, das sich innerhalb des Mittleren Rings aufhält.

Zu den teuren Mieten in München kämen dann auch noch die höheren Autokosten. Damit wird der weitere Zuzug nach München etwas gebremst, München wird wieder bezahlbarer für alle, die nicht unbedingt ein eigenes Auto fahren wollen. Pendeln geht natürlich weiterhin, wird aber sehr viel teurer werden. Der Mittlere Ring und die A99 werden wieder staufrei, wenn das Fahren dort mehr kostet mit dem Nebeneffekt, dass damit auch Emissionen vermindert werden. Ausweichrouten machen somit auch keinen Sinn, weil sich dann nur das Emissionsgebiet verschiebt. H Kennzeichen? Pendlerpauschale? Fimenwagen Privileg? Rasen ohne Limit? Betrügereien bei den Emissionwerten? Immer grösser, immer schneller ? Luxus aus der Mitte des letzten Jahrhunderts.

Das Verursacher Prinzip ist schliesslich auch fair. Den festen Abfall kann man schliesslich auch nicht überall abladen, warum darf man das bei Abgasen? Nach der jahrelangen Fehlinvestition in den motorisierten Individualverkehr wäre es an der Zeit, endlich Alternativen zu schaffen. Das ist allerdings keine wissenschaftliche, sondern eine politische Forderung.

Die Münchner Luft (6000 Tote XV)

Die SZ berichtet heute

– die Luft in der Landeshauptstadt ist besser als bislang gedacht. An 16 von 20 Messstationen ist der gesetzliche Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid (NO₂) eingehalten worden.
– Modellrechnungen hatten bislang prophezeit, dass die Stickoxid-Grenzwerte an 17 von 19 Punkten überschritten werden.

 

Quelle: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/stickstoffdioxid-messungen-muenchner-luft-ist-besser-als-gedacht-1.4309099
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/stickoxide-soeder-messung-1.4311908

Glückwunsch an die Stadt München, damit wird es keine Fahrverbote geben.

Mein Beileid an die Modellbauer, mal wieder etwas völlig schief gelaufen.

Und mein echtes Beileid an alle Münchner: Die Luft ist weiterhin schlecht (wenn auch besser als der Stachus noch der verkehrsreichste Platz in Europa war): 4x überschritten und 2x nicht angegeben?  Das Langzeit-Mittel von NO2 in gesunder Luft liegt um die 10 μg/m3 NOund nicht bei 40 μg/m3 NO2 , das sollte man nicht vergessen. Höhere Langzeitmittelwerte von NOzeigen zwar eine schlechtere Luftsituation an, 100 μg/m3 ist natürlich schlechter als 10 μg/m3. Aber NOist in dem Konzentrationsbereich 10-1000 nur ein Marker, der nicht isoliert gewertet werden darf.  So verschiebt sich bei Oxidation in der Außenluft das NO/NO2 Verhältnis zu höheren NO2-Anteilen. Isolierte NO2 Werte, wie sie jetzt von der Stadt München herausgegeben, sind in Bezug auf Gesundheitsrisiken nicht besonders relevant und täuschen darüber hinweg, dass die tatsächlichen Emissionen immer noch hoch sind. NO2 schwankt zudem stark zwischen den Jahren. Selbst das UBA sagt, Zitat: “Die Luftqualität unterliegt derzeit mehr oder weniger starken zwischenjährlichen Schwankungen.

Zum Vergleich lese ich hier nochmal meine Daten aus München von 1990 ein. Wer will, kann es selbst nachrechnen.

ds = data.frame( matrix(
c(1,2276,55,22.50,23.00,0.97,42.66,58.00,0.29,3.90,40000,101,2244,32,19.00,30.50,0.86,19.68,50.00,0.42,3.85,43000,102,2275,38,23.00,19.00,1.02,23.47,58.00,0.38,4.75,78000,103,2188,27,18.50,26.50,0.86,23.35,48.00,0.36,3.30,58000,104,2287,39,11.00,35.00,0.76,11.38,54.00,0.39,3.75,41000,105,2262,12,10.00,30.56,0.70,15.63,47.00,0.31,1.97,74000,106,2206,52,9.00,31.50,0.74,16.85,45.00,0.18,2.55,23000,107,2161,47,15.00,27.00,0.83,15.88,53.00,0.38,4.40,22000,108,2136,45,20.00,25.00,1.18,20.76,45.00,0.32,3.96,86000,109,2219,61,8.86,31.71,0.71,14.72,47.00,NA,1.41,13000,110,2133,33,14.00,30.50,0.87,26.32,50.00,0.26,3.20,42000,111,2131,70,7.00,33.00,0.69,12.71,47.00,0.23,3.10,48000,112,2298,56,15.25,25.50,0.91,25.63,47.00,0.24,2.90,97000,113,2279,53,8.67,29.67,0.53,17.49,48.00,0.19,2.30,25000,114,2173,24,11.00,27.50,0.75,20.08,41.00,0.29,2.47,62000,115,2165,26,28.00,21.00,1.11,54.08,49.00,0.27,2.65,42000,116,2139,10,10.20,24.00,0.59,21.55,42.00,0.24,1.80,30000,117,2166,10,11.33,26.00,0.73,18.64,48.00,0.24,1.49,30000,118,2162,7,9.00,25.50,0.73,16.34,52.00,NA,1.28,34000,119,2214,3,8.18,29.64,0.62,13.17,52.00,NA,1.87,54000,120,2277,4,10.57,25.57,0.72,18.50,46.00,NA,1.11,42000,121,2226,14,NA,NA,NA,NA,49.00,NA,1.44,23000,122,2207,11,10.00,34.00,0.81,17.70,56.00,NA,1.49,21000,123,2236,5,5.00,37.00,0.42,12.78,44.00,0.27,1.67,15000,124,2299,117,8.00,29.00,0.51,15.05,51.00,NA,1.24,34000,125,2234,21,12.00,31.50,0.58,19.13,38.00,0.29,1.57,37000,126,2208,30,10.00,24.00,0.92,17.61,53.00,0.37,3.40,23000,127,2246,98,15.33,23.33,0.89,27.95,62.00,NA,2.18,42000,128,2184,97,10.50,32.00,0.82,21.52,52.00,NA,1.83,48000,129,2237,102,7.00,32.00,0.49,19.67,49.00,NA,1.83,20000,130,2220,106,11.00,29.00,1.01,19.13,50.00,NA,1.47,19000,131,2285,105,11.67,24.67,0.70,24.34,50.00,NA,1.31,19000,132,2182,104,10.40,29.80,0.67,20.25,46.00,NA,1.07,9000,133,2212,96,13.00,27.50,0.59,27.01,39.00,NA,2.20,55000,134,2240,41,14.00,24.00,0.82,26.04,40.00,0.23,2.68,7000,201,2192,42,16.00,27.00,0.90,36.38,60.00,0.35,4.80,70000,202,2020,9,8.40,30.60,0.56,15.37,43.00,0.28,2.32,54000,203,2200,114,22.00,19.00,1.28,42.86,43.00,NA,3.20,99000,204,2266,20,7.00,30.00,0.75,10.84,44.00,0.29,2.60,56000,205,2197,NA,NA,NA,NA,NA,NA,NA,NA,NA,206,2223,44,16.00,28.00,0.65,28.28,46.00,0.31,3.50,22000,207,2138,29,15.00,22.00,1.13,28.79,54.00,0.25,3.10,34000,208,2282,36,11.00,28.00,0.72,22.32,46.00,0.27,3.10,17000,209,2265,17,9.50,29.00,0.67,17.84,41.00,0.28,1.99,41000,210,2183,23,14.25,24.75,0.80,27.55,45.00,0.23,2.27,72000,211,2295,13,9.00,31.00,0.57,17.82,49.00,NA,1.06,23000,212,2127,113,11.00,21.50,0.66,22.76,47.00,0.28,3.10,98000,213,2171,116,8.00,23.00,0.63,11.89,43.00,0.17,3.20,99000,214,2134,28,9.33,28.33,0.66,16.19,40.00,0.20,2.14,37000,215,2150,89,16.50,25.00,0.67,32.54,43.00,NA,3.11,32000,216,2284,82,15.00,22.50,0.83,32.21,46.00,0.24,3.03,113000,217,2217,109,15.00,20.00,0.74,30.02,47.00,0.30,3.70,105000,218,2167,90,12.50,23.50,0.98,24.06,37.00,NA,2.25,55000,219,2143,87,15.50,22.00,0.91,32.16,54.00,NA,2.35,54000,220,2243,83,12.67,26.67,0.83,23.12,39.00,0.24,2.27,17000,221,2228,93,12.00,23.00,0.70,24.61,55.00,NA,1.89,25000,222,2148,62,12.00,24.67,0.61,21.69,38.00,0.26,3.00,30000,223,2253,103,8.83,34.00,0.62,15.31,43.00,NA,1.07,44000,224,2235,66,19.00,20.00,1.06,37.33,47.00,0.23,3.05,92000,225,2280,94,11.00,25.00,0.62,20.68,63.00,NA,2.71,54000,226,2140,63,13.00,30.00,0.68,23.37,48.00,0.26,3.30,119000,227,2257,108,13.00,27.00,0.70,30.21,66.00,NA,3.62,96000,228,2186,92,17.00,20.00,0.77,32.86,55.00,NA,3.53,96000,229,2145,95,11.00,25.00,0.58,22.91,56.00,NA,3.53,11000,230,2251,77,19.00,30.50,1.08,19.38,50.00,0.30,3.35,44000,231,2204,101,15.00,29.00,0.75,27.78,54.00,NA,1.95,26000,232,2152,60,14.00,29.00,0.64,14.85,49.00,0.26,3.63,103000,233,2224,76,12.00,25.00,0.75,23.49,49.00,0.18,2.65,46000,234,2255,48,11.00,39.00,0.55,11.23,55.00,0.31,4.30,22000,235,2225,58,24.50,22.00,1.30,34.16,52.00,0.38,3.80,125000,236,2216,74,11.25,29.00,0.75,20.99,47.00,0.24,2.90,47000,237,2444,64,10.67,28.67,0.69,18.14,47.00,0.25,2.80,39000,238,2156,57,7.00,36.00,0.47,14.73,48.00,0.17,2.17,10000,239,2189,86,12.00,23.00,0.63,24.27,56.00,NA,1.87,48000,240,2248,46,11.00,32.33,0.77,16.92,47.00,0.27,3.15,91000,241,2160,91,10.43,29.43,0.73,19.18,45.00,NA,1.41,11000,301,2209,112,18.50,18.50,1.29,35.13,57.00,0.29,3.90,40000,302,2169,40,35.00,18.00,1.71,74.93,56.00,0.39,4.30,40000,303,2292,80,10.00,22.00,0.61,16.78,43.00,0.22,2.63,60000,304,2254,54,20.00,23.00,1.14,27.69,58.00,0.26,4.85,70000,305,2187,72,12.33,29.00,0.76,24.46,47.00,0.22,3.30,125000,306,2213,73,12.67,21.00,0.75,29.03,41.00,0.22,2.85,113000,307,2180,110,15.67,21.00,0.96,29.39,45.00,0.26,2.85,92000,308,2202,111,19.00,16.00,1.20,37.14,52.00,0.27,3.70,36000,309,2193,68,12.80,25.60,0.64,25.64,39.00,0.20,2.33,19000,310,2149,88,14.00,28.00,1.01,20.31,54.00,NA,4.02,45000,311,2194,75,13.00,25.00,0.62,28.08,43.00,0.27,3.10,113000,312,2300,107,15.00,23.00,0.86,32.18,66.00,NA,3.32,96000,313,2264,111,20.00,19.00,1.00,46.56,52.00,0.27,3.70,33000,314,2154,78,11.50,21.50,0.64,25.51,48.00,0.30,3.67,105000,315,2176,84,17.00,18.00,0.77,17.31,52.00,0.30,4.10,44000,316,2301,99,11.00,19.00,0.63,24.74,58.00,NA,3.53,53000,317,2271,65,8.00,34.00,0.58,14.00,43.00,0.20,2.27,19000,318,2164,67,8.50,31.00,0.74,18.32,45.00,0.20,2.35,16000,319,2170,19,9.80,30.40,0.63,16.45,47.00,0.26,2.58,51000,320,2222,85,9.50,30.00,0.64,19.61,54.00,NA,2.39,29000,321,2230,51,10.00,43.00,0.67,17.63,47.00,NA,2.05,10000,322,2268,79,11.00,35.00,0.57,20.64,50.00,0.30,3.54,41000,323,2198,43,9.00,26.67,0.70,16.13,49.00,0.26,3.13,34000,324,2196,69,19.50,26.00,0.99,19.91,50.00,0.23,3.00,125000,325,2141,35,9.00,31.00,0.92,17.24,47.00,0.25,1.90,37000,326,2242,25,12.80,25.80,0.85,28.59,51.00,0.27,2.75,33000,327,2273,34,10.00,33.00,0.57,10.04,46.00,0.29,3.80,86000,328,2260,37,22.00,23.00,1.14,22.95,51.00,0.31,3.80,41000,329,2151,50,9.00,31.00,0.85,9.25,56.00,0.40,4.65,40000,330,2159,100,9.67,26.67,0.68,21.02,53.00,NA,1.89,30000,331,2129,59,7.00,32.00,0.91,12.33,51.00,0.39,3.50,102000,332,2294,49,9.00,32.00,0.81,15.01,44.00,NA,1.27,7000,333,2288,71,14.00,25.00,0.65,14.84,50.00,0.26,3.20,18000,334,2259,118,14.00,27.00,0.61,27.03,51.00,NA,1.02,17000,335,2283,115,14.00,26.33,0.64,29.39,42.00,0.19,3.00,99000,336,2179,22,18.00,22.00,0.88,18.19,44.00,0.34,2.70,97000,337,2158,18,11.50,25.00,0.72,20.14,43.00,0.27,2.60,70000,338,2178,6,NA,NA,NA,NA,51.00,NA,1.05,13000,339,2210,15,NA,NA,NA,NA,47.00,0.26,2.55,16000,340,2229,8,13.00,34.00,0.74,23.98,48.00,0.30,2.80,16000,341,2245,31,14.00,22.00,0.90,27.83,44.00,0.30,3.20,50000,342,2227,16,9.00,28.00,0.57,16.75,47.00,0.27,2.80,31000),
nrow=118, ncol=11, byrow = TRUE), stringsAsFactors=FALSE)
names(ds) = c("SCHULE","ID","SPRENGEL","BENZOL","OZON","CNHM","TOLUOL","NO2","PB","CO","CarsPassing24h")
ggplot(ds, aes(x=CarsPassing24h, y=NO2)) + geom_point(color="blue", size=3) + geom_smooth(method='lm',se=FALSE) + xlim(0,125000) + ylim(35,70) + clean_theme(base_size = 25) + labs( title="Munich 1989/90 by school district", x="cars passing district in 24h", y = expression(NO["2"]) )

NO ging in den letzten 30 Jahren deutlich herunter. Die Werte lagen 1990 praktisch alle noch über 40 μg/m3 NO2.

München 1990: Korrelation von NO2 mit Kfz Duchfahrten pro 24 Stunden nach Schulbezirk. Quelle Wjst 1993 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1678953/

In den historischen Münchendaten gibt es keine Korrelation von NOzu Verkehrszahlen – der Grund warum ich die Auswertung damals mit Verkehrsdaten und nicht mit NOgemacht habe.

München 1990: Korrelation weiterer Luftschadstoff Messwerte mit Kfz Duchfahrten pro 24 Stunden nach Schulbezirk. Praktisch alle weiteren Schadstoffe zeigen eine bessere Korrelation zum Verkehr als NO2., Partikeldaten gab  es 1990  noch nicht. Quelle Wjst 1993 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1678953/

Interessehalber noch eine statistische Analyse (PCA) des Schadstoffgemisches.

rownames(ds) = ds[,1]
ds = ds[,-(1:3)]
p = autoplot(prcomp( na.omit(ds)), colour='CarsPassing24h',shape = FALSE, label.size = 10) + clean_theme(base_size = 25, legend.position="none") + scale_color_gradient(low="green", high="red")
München 1990: Korrelation weiterer Luftschadstoff Messwerte mit Kfz Duchfahrten pro 24 Stunden nach Schulbezirk.

Die Zahlen geben den Schulbezirk an, niedrige KFZ Belastung ist grün, hohe ist rot. Verkehr lässt sich also perfekt mit dem Schadstoffgemisch (PC1) beschreiben.

Bei NOist das nicht möglich. Die Unterschiede von (background) NO zwischen Stadt und Land sind zwar messbar, geben aber keine regionale Auflösung in einem, sagen wir 10 km Grid her.  Die NOMessung hängt sehr vom Messort ab, ist hoch volatil durch Wetter, Klima und v.a. Wind beeinflusst, dazu in dem unteren Messbereich auch toxikologisch nicht relevant. Die NOWerte eignen sich also nicht zur Entwarnung vor Gesundheitsrisiken, aber auch nicht zu Aussperrung von Dieselfahrzeugen (seit 1990 ging die NOEmission um mehr als 50% zurück, ich bin nicht ganz sicher, wie der Plot heute ausfallen würde, ich vermute aber nicht sehr unterschiedlich).

Wie soll die Politik einen solchen Sachverhalt verstehen, den viele Wissenschaftler nicht verstehen? Nach meiner Einschätzung ist das politische Ziel sinnlos, einen isolierten Schadstoffmarker zu senken. Mit weniger NOin der Luft wird allenfalls eine Korrelation beeinflusst, aber nicht das Gesundheitsrisiko. So war es gerade wieder bei einer großen Studie in London.  Als Arzt behandelt man ja auch nicht nur einen Laborwert, sondern einen Menschen.

(wird fort gesetzt)

Wissenschaftsjournalismus (6000 Tote XIV)

Nachdem zu Beginn der Diskussion die FAZ Wissenschaftsredaktion  Öl ins Feuer gegossen hat, versucht sich nun Nina Weber an einer Schadensbegrenzung.

Eine logischen Dekonstruktion könnte in der Tat helfen, leider macht auch Frau Weber den Fehler, Feinstaub und Stickoxide in der Diskussion nicht zu trennen. Aber tun wir mal nun so, als würden wir nur über Feinstaub reden. Hier die beiden Aussagen

Gesundheitsschädliche Effekte von Luftschadstoffen sind sowohl in der Allgemeinbevölkerung als auch bei Patienten mit verschiedenen Grunderkrankungen gut untersucht und belegt.

Stimmt.

Lungenärzte sehen in ihren Praxen und Kliniken diese (durch Zigarettenrauch bedingte) Todesfälle an COPD und Lungenkrebs täglich; jedoch Tote durch Feinstaub und NOx, auch bei sorgfältiger Anamnese, nie.

Stimmt.

Die epidemiologische Untersuchung in Aussage 1 hat mit der klinischen Untersuchung in 2. das Objekt, nämlich die Toten gemeinsam (sagen wir 100.000 im ersten Fall und 100 im zweiten Fall). Nicht gemeinsam ist die Methode. Nicht gemeinsam ist der Schluss, der daraus gezogen wird.

In konträrem Gegensatz stehen in der Logik zwei Aussagen gegenüber, die sich gegenseitig ausschließen, jedoch einen gemeinsamen übergeordneten Gattungsbegriff besitzen. Es gibt zwar hier einen gemeinsamen übergeordneten Gattungsbegriff, womit die Aussagen konträr wären. Bei genauerem Hinsehen widersprechen sie sich aber nicht. Mit der Anamnese bei ein paar Todesfällen kann der Arzt in Schmallenberg das niedrige Risiko nicht erkennen. Allerdings heisst das aber nicht, dass es dieses Risiko nicht gibt, denn er hat keine Methode, ein Risiko zu erkennen, das erst bei 101 Personen zu erkennen gewesen wäre.

Aussage 2 ist also nicht die Negation von Aussage 1. Die Konjunktion ist richtig: sowohl Aussage 1 als auch Aussage 2 ist richtig.

Auf Deutsch, hier reden zwei Menschen aneinander vorbei.

(Abseits von der Logik, gibt es noch mehr Unterschiede, zum Beispiel aus psychologischer Sicht. Aussage 1 ist mehr der Wissenschaft und Abstraktion zuzuorden, Aussage 2 mehr der praktischer Erfahrung. Eine Typologiefrage also, wer nun welcher Aussage primär zuneigt. Und auch politisch gibt es Unterschiede: Der “gesunde Menschenverstand” der Aussage 2 fällt mehr in die Kategorie “das muss man doch mal sagen dürfen”, die vor allem im rechten Spektrum bedient wird).

(Logik für Fortgeschrittene: Auch Aussage 1 beruht auf Modellannahmen und nicht der Wirklichkeit. Was ist dabei “gut” – einem Begriff aus der Ethik? Aussage 2 zu Rauchen beruht auf der geschmähten Methode von Aussage 1, siehe British Doctors Study).

Kommen wir zu Frau Weber zurück: Was sie im Spiegel mit false balance als Erklärungsmodell will, ist gut gemeint. Nur leider bedeutet der Begriff etwas ganz anderes:

False balance, also bothsidesism, is a media bias in which journalists present an issue as being more balanced between opposing viewpoints than the evidence supports. Journalists may present evidence and arguments out of proportion to the actual evidence for each side, or may omit information that would establish one side’s claims as baseless.

“False balance” ist also ein Medienbias, bei dem Journalisten parteiisch sind, nicht objektiv berichten. Also Meta-ebene, nicht Objekt-ebene. Der Spiegel Artikel ist damit selbst zu einem unfreiwilligen Beispiel von “false balance” geworden.

Zurück zum Thema. Wir haben  also zwei richtige Aussagen. Bleibt die Frage: Sind die Aussagen überhaupt relevant? Das darf jetzt jeder selbst entscheiden.