Category Archives: Philosophy

Universitätsasyl

Die SZ hat einen Beitrag über die Athener Universität

An den Schutz der freien Rede in der griechischen Antike wird jetzt erinnert. Auch an das von Kaiser Barbarossa der Universität Bologna im Jahr 1158 verliehene “Scholarenprivileg”, eine eigene akademische Gerichtsbarkeit. Sie ist natürlich längst abgeschafft. Das soll nun auch mit dem sogenannten Universitätsasyl in Griechenland passieren, einer weltweit wohl einmaligen Regelung.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 10.11.2025

Käufliche Wissenschaft

Natürlich muss Grundlagenforschung finanziert werden. Es gibt dafür genügend staatliche Quellen und reputable Einrichtungen. Wenn die Gier aber unersättlich wird, dann wird Wissenschaft käuflich – in dem aktuellen Fall hatte Jeffrey Epstein Harvard Professoren wie George Church finanziert (Church ist einer der wenigen Genetiker die He Jiankuis Vorgehen nachträglich rechtfertigten). In dem statnews Artikel wird Church zitiert

“I certainly apologize for my poor awareness and judgment … There was just a lot of nerd tunnel vision …” Since the indictment last month, news reports have described numerous meetings Epstein organized, both before and after his 2008 conviction, with physicists, biologists, mathematicians, and other researchers. He seemed to believe his interactions with scientists, especially those at Harvard, would buff his reputation in the financial world, saying on his website that he had “the privilege of sponsoring many prominent scientists … As for whether Epstein’s 2008 conviction gave Church (a father and grandfather) pause, he said, “I did read a couple of news articles” a decade ago, he said, “but they weren’t clear enough for me to know there was a serious problem.” …Church said he is used to financiers, technologists, and celebrities seeking him out, and has become a quasi-celebrity himself.

Bei Church wundert man sich auch nicht über seine neueste Idee, der Partnervermittlung Digid8

The feedback in the media—mainstream and social—was immediate and mostly negative. Deaf people took offense. Trans people took offense. Some scientists took offense. Eugenics!

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 10.11.2025

Fairness

Thomas Fischer hat einen weit ausholenden Essay im SPIEGEL zu Spitzenleistung im Sport und anderswo

So ähnlich geht’s im wahren Leben: Ein Installateur, der damit angibt, dass er einem dummen Bauherrn einen Fantasiepreis aufgeschwätzt hat, gilt als schlauer Bursche. Wer zu erzählen hat, dass er statt des abgerechneten teuren Materials minderwertige Fälschungen eingebaut hat, kann damit am Installateursstammtisch nicht punkten. “Schlitzohren” sind Vorbilder, Betrüger werden verachtet. Es geht um ein großes Wort: Fairness. Ihre Grenzen sind über weite Strecken durchaus fließend, lösen sich aber nie ganz auf.

Fischer hat mehr das Motto “mens cynicus in corpore crasssus” als das übliche “mens sana in corpora sano”, dennoch gilt: Mit der Replikationskrise in der Wissenschaft, kommt auch mir das Thema immer wieder hoch. Zu viele Paper werden mittlerweile veröffentlicht bei denen von  vornherein, und nicht nur den Autoren, völlig klar ist, dass sie sich niemals reproduzieren lassen.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 10.11.2025

Bildung und Freiheit

Das neue Laborjournal hat rechtzeitig zum 25. Geburtstag eine ganze Reihe interessanter Artikel – herzlicher Glückwunsch!

Ein buntes Allerlei, unter welch prekären Bedingungen fetales Kälberserum gewonnen wird (Lindl), zur Spezifität von Antikörpern (Odenwald), RNA Editierung (Stafforst) hin zu mehr theoretischen Essays, wie man Tierversuchsgegegner überzeugt (Grüninger), Überleben einer Doktorandin in der Replikationskrise (Tkotz), hin zur Großwetterlage der Biotechlandschaft (Heinrich). Überzeugend vor allem das Plädoyer der Genommedizin, nicht komplett den Anschluss zu verlieren Krawczak) in der Neuaufstellung der Medizin (Kroemer). Ebenfalls gut beobachtet: die Unfähigkeit der Protagonisten und Defizite des Wissenschaftsjournalismus in der NO2 Diskussion (Günther). Drei der Essays sind aber besonders herausragend:
Bildung und Freiheit (Pfeilschifter)
Disruption der Forschungsförderung (Heller, Rümpel)
Metrik-Wahn (Morgenstern)
Eigentlich ist ja nichts daran wirklich neu, aber so konkret auf den Punkt gebracht, sind die Essays im deutschen Sprachraum einzigartig.
Freiheit wird meist nur im Kontext einer grundgesetzlich garantierten Forschungsfreiheit zitiert, meist nur salbungsvoll an hohen Festtagen. Pfeilschifter und Wicht zitieren Adorno (dessen 50. Todestag sich gerade jährt)

… in seiner ätzenden „Kritik der Halbbildung” von 1959 [schreibt]: „Das einzige Maß des heutigen Schlechten ist das frühere.” So geht das, gut negativ- dialektisch. Natürlich war früher nicht alles besser, sondern nur anders schlecht …
Karl Jaspers besitzt noch 1946 die – aus heutiger Sicht – Frechheit, gleich dreien der vier klassischen universitären Fakultäten das wissenschaftliche Fundament abzusprechen, indem sie nicht frei seien, sondern Zwecken dienten. Zweck der Medizin sei das Leibeswohl, das der Theologie das Seelenheil, der Zweck der Juristerei sei es, ein wohlgeordnetes Staatswesen mit Rechtsexperten zu versehen – einzig die philosophische Fakultät sei zweckfrei, und daher rein wissenschaftlich. Jenseits des Zwecks aber – was ist das, diese akademische Freiheit? Erneut Jaspers, krass formuliert und ex negativo gedacht: Es ist auch die Freiheit des Scheiterns. Man muss scheitern können. Als Forscher. Als Student. Heutzutage jedoch – Studierbarkeit, Minimierung der Abbrecherquoten, alle möglichen staatlichen Eingriffe, mit dem Ziel: jedem sein Zertifikat. Die Scheiternsquote im Medizinstudium liegt bei weniger als zehn Prozent. Ist ein Studium, das jeder bestehen muss, noch frei? Ist ein Forscher, in dessen Zielvereinbarung soundso viele Impact- Punkte stehen, noch frei?

Noch detaillierter Ihre Kritik dann am Ende

Universitäten sind keine Nivellierungs-, sondern Differenzmaschinen, das ganze Bildungssystem ist eine. Natürlich ist Chancengleichheit herzustellen. Aber ebenso, wie der Satz „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich” (Artikel 3 des Grundgesetzes) nicht besagt, dass alle Menschen gleich seien, sondern vielmehr sogar impliziert, dass das Gesetz sie ungleich macht, indem es sie in die scheidet, die ihm genügen, und jene, die es übertreten, so tritt der Mensch auch nicht vor seine Bildungsmöglichkeiten, um gleichgemacht zu werden, sondern um zu erfahren, wer er sei, was sein empirischer Charakter sei. Wer alle überallhin inkludierend mitnehmen will, leugnet die Individuation, es ist vielmehr ein totalitäres Unterfangen.

Heller und Rümpel beschreiben in dem folgenden Essay den Versuch, die Forschungsförderung von Output auf Outcome Orientierung umzustellen und – das wusste ich nicht – dass es die partielle Lotterie bei der Volkswagenstiftung schon gibt.

Morgenstern findet die Idee, wissenschaftliche Leistung quantitativ zu bewerten, merkwürdig. Man kann ja nur gleiche Merkmale miteinander vergleichen und was ist bei Forschung schon ein gleiches Merkmal?

Welche gemeinsame messbare Eigenschaft aber können verschiedene wissenschaftliche Leistungen haben? Ein wissenschaftliches Ergebnis ist seiner Natur nach etwas prinzipiell Neues – jedenfalls dann, wenn es um Wissenschaft im eigentlichen Sinn geht, also um Grundlagenforschung. Dass Entdeckung A doppelt so gut oder doppelt so groß wäre wie Entdeckung B – ein solcher quantitativer Vergleich wäre selbst innerhalb einer wissenschaftlichen Teildisziplin absurd, und erst recht zwischen verschiedenen Disziplinen. So, wie sich die Resultate verschiedener wissenschaftlicher Tätigkeiten nicht zahlenmäßig vergleichen lassen, weil sie eben kein gleiches Merkmal haben, das sich messen ließe, so lassen sich auch die Forschungsleistungen nicht quantitativ vergleichen, die diese – grundsätzlich nicht vergleichbaren – Resultate zustande bringen. Der Versuch, wissenschaftliche Leistungen quantitativ zu messen, ist daher ziemlich widersinnig…
Auch hier gehen die zuständigen staatlichen Stellen offenbar davon aus, dass niemand irgendetwas aus eigenem Antrieb tun würde – womöglich aus Interesse an der Sache, oder weil man ihre Notwendigkeit einsehen würde. So sind Wissenschaftspolitiker darauf verfallen, Forschungsmittel nicht mehr einfach zur Verfügung zu stellen, sondern Systeme von Belohnungen und Schikanen einzuführen, um Forschende und Lehrende ordentlich auf Trab zu bringen – von selbst tun diese Faulpelze ja nichts.

 

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 10.11.2025

Geburt und Entwicklung (Bewusstseinsmodelle I)

Es ist schon lange her, dass ich Eccles & Popper “Das Ich und sein Gehirn” gelesen habe, irgendwann Ende der 70er Jahre?
Den interaktionalen Dualismus fand ich überzeugend, auch wenn es dafür keinen wirklich nachvollziehbaren Mechanismus gab.

Es gibt somit gute Gründe, das neue Buch von Lagercrantz “Die Geburt des Bewusstseins” anzusehen. Von den vielen Modellen hat es Lagercrantz vor allem Baars‘ Global Workspace Theory angetan

6.3. Es gibt verschiedene theoretische Modelle des Bewusstseins. Bernard Baars formulierte die Theorie, dass es im Gehirn einen sogenannten globa- len Arbeitsraum für das Bewusstsein gibt (Global Workspace Theory), und bediente sich dabei der Metapher des Theaters. Dahinter verbirgt sich die Idee, dass es einen globalen „Bühnenbereich“ gibt, in dem eine Art Synthese zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stattfindet. „Derhelle Fleck, den ein Scheinwerfer in einem dunklen Theater auf die Bühne wirft, steht für die Verknüpfung verschiedener Sinneseindrücke zu einem einzigen bewussten Erlebnis“). Alles andere, wie zum Beispiel die Menschen, die im Publikum sitzen oder hinter den Kulissen arbeiten, ist unbewusst. Doch es gibt auch Faktoren wie den Regisseur und das Drehbuch, die „den Inhalt des Bewusstseins formen, indem sie den Schauspielern im Rampenlicht vorgeben, was diese sagen sollen“

Wie das alles zur jüdisch-christlichen Anthropologie und dem Leib-Seele Dualismus passt? Ein fiktives Theaterstück? Das erinnert zunächst mal an Ijob, dem vor allem in der Himmelsszene der Satan immer wieder seine Frömmigkeit bezweifelt.

Auch wenn ich Daniel Dennetts biologistischer Sicht wenig abgewinnen  kann, sein Ausspruch  dass der “menschliche Geist so etwas wie eine sequentielle virtuelle Maschine, die – ineffizient – auf der parallelen Hardware implementiert ist, die uns die Evolution beschert hat“ könnte doch eine gute Umschreibung des Leib-Seele-Problems sein. Sie lässt sowohl Hirnphysiologen Raum zur Exploration, erlaubt gleichzeitig aber auch den Geisteswissenschaften den Freiheitsraum, um ihre Vorstellungen zu entwickeln. Die wichtigste Frage einer Philosophie des Geistes bleibt  allerdings: Wo findet die Verschränkung statt? Bestimmt nicht in der Epiphyse wie Descartes meinte. Aber sie müsste doch nachweisbar sein, irgendwo als biologischer oder physikalischer Ort. Ein Ort, der irgendwann in der Entwicklung des Kindes entsteht – wie bei Lagercrantz beschrieben – dsyfunktional im Schlaf, kurzfristig störbar durch Hypoxie, längerfristig gestört bei Narkose, Manie, Depression oder Schizophrenie und irgendwann abgeschaltet im Tod.

Aber nehmen wir Dennetts Idee auf und schauen wir uns die Implementierung einer virtuellen Maschine (VM) auf einer beliebigen Hardware an

Typischerweise können Gastbetriebssysteme und Programme nicht erkennen, ob sie auf einer virtuellen Plattform ausgeführt werden – solange sie von der virtuellen Maschine unterstützt werden. Die Software kann genauso eingesetzt werden, als ob sie auf einer physischen Serverhardware installiert wäre. Zum Beispiel kann an das Gastbetriebssystem eine physische Festplatte erkennen. Die tatsächlichen I/O-Anfragen werden aber durch die Virtualisierungs-Schicht übersetzt und in eine Datei umgeleitet, auf die das Host-OS Zugriff hat.Virtuelle Maschinen bieten zahlreiche Vorteile gegenüber der direkten Installation von Betriebssystemen und Software auf der physischen Hardware. Die Isolation gewährleistet, dass Anwendungen und Dienste, die innerhalb einer VM laufen, das Host-OS oder andere VMs nicht beeinträchtigen. Virtuelle Maschinen können problemlos verschoben, kopiert und zwischen Host-Servern neu zugeteilt werden, um die Hardware-Ressourcen-Auslastung zu optimieren.

Wo könnte die Virtualisierungsschicht des biologischen Virtual-Machine-Monitors sein? Wenn dieser software basiert ist, dann erübrigt sich die Suche nach den Kontaktpunkten. Allerdings käme  man darüber sehr schnell zu Seelenwanderung und anderen parapsychologischen Phänomenen. Wenn das VVM Interface allerdings hardware basiert ist – dann wäre ein VVM Konzept des Bewusstseins testbar. Etwa Halothan einatmen und dann mit Femtosekunden-Spektroskopie nachsehen, ob es vielleicht Ähnlichkeiten mit dem einzig bisher biologisch bekannte Verschränkungssystem, dem Lichtsammelkomplex,  gibt. Anatomisch scheint mir aber alles aber noch recht unklar, hier nochmal Lagercrantz, S.93

Pennfield und Jackson hatten jedoch bereits angezweifelt, dass sich das Bewusstsein nur im zerebralen Cortex befindet. Sie fanden heraus, dass auch Patienten ohne Cortex zu einem gewissen Grad über ein Bewusstsein verfügen. Seit einigen Jahren wird diese These von Björn Merker unterstützt, der Kinder mit Hydranenzephalie und Anenzephalie untersuchte.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 10.11.2025

Disinformation campaigns

Kate Starbird

But eventually I began to see how disinformation networks were warping online conversations and global political discourse, and I changed my research focus. Years later, the sorts of misconceptions that had led me to discount disinformation continue to hamper responses to the threat.
Perhaps the most common misconception is that disinformation is simply false information. If it were, platforms could simply add ‘true’ and ‘false’ labels, a tactic that has often been suggested. But disinformation often layers true information with false — an accurate fact set in misleading context, a real photograph purposely mislabelled. The key is not to determine the truth of a specific post or tweet, but to understand how it fits into a larger disinformation campaign…
Historically, manipulating journalists was a primary strategy. Now, social-media platforms have given voice to new influencers.

this happens also in science despite fact checking, peer review and meta-analysis.

Reminder to myself: Start a collection of scientific myths, their gurus and how they came to an end

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 10.11.2025

Das Münchhausen Trilemma

Hans Albert behauptet, dass jegliche Versuche für eine Letztbegründung scheitern müssen bzw. ins Münchhausen-Trilemma führen. Das Münchhausen-Trilemma bedeutet, dass jeder Versuch des Beweises eines letzten Grundes zu einem von drei möglichen Ergebnissen führt, entweder

  1. zu einem Zirkelschluss, (die Conclusio soll die Prämisse beweisen, benötigt diese aber, um die Conclusio zu formulieren)
  2. zu einem infiniten Regress (es wird immer wieder eine neue Hypothese über die Begründbarkeit eines letzten Grundes formuliert, die sich jedoch wiederum als unzureichend erweist oder wieder in einen Zirkel führt
  3. zum Abbruch des Verfahrens an einer bestimmten Stelle und der Dogmatisierung der dortigen Begründung

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 10.11.2025

WJST (predatory journal)

The “Walailak Journal of Science and Technology” (WJST) is a predatory Thai journal – zero impact, editorial board consist of local faculty, costs paid by local university – which is listed on the official Beall list. of predatory journals.

Really funny that the Walailak Journal (“attack best defense”) even publishes about predatory publishers…

I hoped that the journal will give up my name but unfortunately they are now even publishing a new Proceedings series, giving rise to an Elsevier name conflict.

 

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 10.11.2025

Mobbing in der Wissenschaft

Die MPG räumt auf, neue Details aus einer Umfrage und einem Interview mit Martin Stratmann.

In den letzten 12 Monaten haben rund 10 Prozent der Befragten nach eigener Einschätzung Erfahrung mit Mobbing am Arbeitsplatz gemacht. Im Vergleich mit bisherigen internationalen Studien ist dies ein durchschnittlicher Wert. Erfahrungen mit sexueller Diskriminierung haben im gleichen Zeitraum 3,9 Prozent aller Befragten mindestens gelegentlich gemacht, was im internationalen Vergleich eher unterdurchschnittlich ist. So gibt beispielsweise ein aktueller Bericht der US-amerikanischen National Academies of Sciences, Engineering and Medicine diesbezüglich einen Wert von 20 Prozent an.

Hört sich ziemlich harmlos an. Aber es geht hier nur um die letzten 12 Monate. Und Mobbing ist auch nicht eine harmlose Stichelei, sondern oft ein schwerwiegender Angriff bis hin zu Karriereende und Suizid. Da passen die Interviewaussagen nicht.

Jedem Einzelfall wird nachgegangen, einige haben sich als substanzlos erwiesen. Auch bei den anderen gab es keine dramatischen Konsequenzen. Die Fälle sind im Großen und Ganzen bislang unter meiner Aufmerksamkeitsschwelle erledigt worden.

Im übrigen hat auch Nature heute das Thema aufgegriffen.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 10.11.2025

Anti-Flynn Effekt

spektrum.de schon im Januar

Seit Beginn der Messungen schneiden Menschen immer besser in den IQ-Tests ab. Über eine lange Zeit lag dieser Zuwachs in vielen Industrienationen relativ stabil bei rund 0,3 Punkten pro Jahr … Neuere Datensätze zeigen, dass der Zuwachs mancherorts allmählich abflaut. In manchen Ländern konnten Forscher sogar eine Abnahme der Intelligenzwerte feststellen; man spricht bereits von einem »Anti-Flynn-Effekt« … Der Chemnitzer Psychologe Heiner Rindermann erkundigte sich bei 75 Intelligenzforschern, welche Ursachen diese für ein mögliches Ende oder eine Umkehr des Flynn-Effekts vermuten. Die Ergebnisse der Umfrage machen stutzig. Beliebtester Erklärungsversuch: Weniger intelligente Eltern würden mehr Kinder in die Welt setzen als intelligente. Änderungen im Genpool würden dann dafür sorgen, dass die kognitive Leistungsfähigkeit in der Bevölkerung immer weiter abflaut. Dieses Konzept ist auch als Dysgenik bekannt, eine zunehmende Verbreitung von vermeintlich unvorteilhaften Genen also. Neu ist die Idee nicht; schon der österreichische Zoologe Konrad Lorenz (1903-1989) warnte 1943 vor einer »Verhausschweinung des Menschen«.

Konrad Lorenz hat einiges an rassistischen Kommentaren abgelassen und war nicht umsonst im rassenpolitischen Amt der NSDAP. Das wirkliche Problem? IQ-Tests messen nicht die Intelligenz, sondern nur Testleistungen die vage etwas mit Intelligenz zu tun haben. So wird das räumliche Vorstellungsvermögen der Deutschen immer schlechter während Vokabeltests eher besser ausfallen.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 10.11.2025

Den Fuss vom Gas

Ein lesenswertes Interview in der ZEIT mit Frank Trentmann “Die Herrschaft der Dinge“. Können wir mit Optimierungen im Alltag zu einem guten Leben gelangen?  Der Historiker Frank Trentmann sagt: Wir sollten endlich aufhören, unserem Ich hinterherzujagen.

Die Pensionäre, Manager, Millionäre hingegen hatten Muße. Zeit zu haben war Teil des gehobenen sozialen Status. Wer einen hohen sozialen Status hatte, gab damit an, dass er im Sommer für acht Wochen in seine Villa nach Baden-Baden oder an die Côte d’Azur fuhr. Heute ist es genau andersherum: Einen hohen Status haben jene Menschen, die ständig unterwegs und beschäftigt sind.

Und die Optimierung des Alltags in der Wissenschaft? Früher war es das Privileg von Wissenschaft, Zeit zu haben, zu lesen, nachzudenken, Schlüsse zu ziehen, Ideen zu skizzieren. Heute gibt es das nicht mehr, nur noch Emails, Benchmarks, Impact, Fly-in und Fly-out, Meetings, Skype, Hype und PR q.e.d.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 10.11.2025

Against DNA patenting

I remember a long struggle against gene DNA patenting in the 1990ies around the Venter case while Science magazine has now an update.

Patents balance providing incentives to take the financial risks necessary to convert an invention into useful products with the benefits of sharing information to drive other useful inventions. Since the advent of DNA sequencing and gene identification methods, patenting human genes has been controversial. A notable example involves patents for the genes BRCA1 and BRCA2, variations in which modulate risks for breast and ovarian cancer. These patents supported increased costs and hence, limited accessibility, for diagnostic tests for cancer patients and their families. In 2013, the U.S. Supreme Court ruled that these patents were invalid (Association for Molecular Pathology v. Myriad Genetics).

I still think that there is way to much money spent on rather trivial discoveries of natural products where purification doesn’t justify a patent. So maybe only now the existing law is being revised.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 10.11.2025

Scientific misconduct deserves more attention and better research committees

Misconduct is ever increasing with the increasing science industry. The spectrum of misconduct is large – as I explained some years ago with an extended version of the N-S-C Diagram. Unfortunately, protection of whistleblowers as well as quality of university investigations remain low (or are even suppressed for various reasons). This is also the view of a new Nature editorial “What Universities could learn from one of the biggest science’s fraud”

university investigations into research misconduct are often inadequate, opaque and poorly conducted. They challenge the idea that institutions can police themselves on research integrity and propose that there should be independent organizations to evaluate allegations of research fraud should.

I agree.

Too many research-misconduct investigations turn out to be inadequate or flawed, says Gunsalus, who had a hand in creating a 26-point checklist that university officials can use to guide probes into research misconduct, which Grey’s team used to rate the investigations.

The 2018 JAMA links to the checklist while the rights seems to be with the National Center for Professional & Research Ethics that has many more resources.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 10.11.2025

We don’t need Social Media in Science

Madonna eventually arrived at the same conclusion – we don’t need any Facebook and Instagram. Neither ResearchGate, LinkedIn and Academia.edu. Concentrating on your work gives you more satisfaction.

Madonna has about 14 million followers on Instagram, so the American singer knows first-hand how powerful the photo-sharing social network is for “influencing.” But now she’s speaking out against Instagram and the darker side of using it.
“You get caught up in comparing yourself to others,” the 60-year-old star tells The Sun in a new interview. “I think Instagram is made to make you feel bad.”
She says it’s especially hard for artists to develop their art and as people under the Instagram microscope.
“I was lucky enough to have a life as an artist before the phone and Instagram and social media because I did have that time to develop as an artist and a human without feeling the pressure of judgment of other people or comparing myself to other people,” Madonna states, adding that social media culture “runs people’s lives” and makes it harder for artists to “stick to your guns and be who you are.”

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 10.11.2025