Category Archives: Philosophy

Drei plus

Im neuen DHV Newsletter würdigt die Berufsvertretung der deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Amtsführung der Rektoren.

Über alle Teilnehmer gemittelt erhielten die deutschen Rektorinnen und Rektoren bzw. Präsidentinnen und Präsidenten von den Wissenschaftlern die Durchschnittsnote “Befriedigend plus”. Im Vergleich zum Vorjahr bleibt die Gesamtbewertung unverändert (2,67). Einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hielten ihren Rektorinnen und Rektoren bzw. Präsidentinnen und Präsidenten einen autokratischen und selbstherrlichen Führungsstil vor. Ebenso wurden überbürokratisierte Verwaltungsvorgänge, eine zu starke Fokussierung auf die Exzellenzinitiative und das mangelnde Verständnis für unterschiedliche Wissenschafts- und Fachkulturen, besonders der Geisteswissenschaften, bemängelt.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 08.11.2025

Eine Grenze zu setzen dem unendlichen Irrtum

Galilei: Was geschieht?
Federzoni: Die Nadel schwimmt! Heiliger Aristoteles, sie haben ihn niemals überprüft!
Sie lachen.
Galilei: Eine Hauptursache der Armut in den Wissenschaften ist meist eingebildeter Reichtum. Es ist nicht ihr Ziel, der unendlichen Weisheit eine Tür zu öffnen, sondern eine Grenze zu setzen dem unendlichen Irrtum. Macht eure Notizen.
Virginia: Was ist?
Frau Sarti: Jedesmal, wenn sie lachen, kriege ich einen kleinen Schreck. Worüber lachen sie? denke ich.
Virginia: Vater sagt: Die Theologen haben ihr Glockenläuten, und die Physiker haben ihr Lachen.
Frau Sarti: Aber ich bin froh, daß er wenigstens nicht mehr so oft durch sein Rohr schaut. Das war noch schlimmer.
Virginia: Jetzt legt er doch nur Eisstücke aufs Wasser, da kann nicht viel Schlimmes dabei herauskommen.
Frau Sarti: Ich weiß nicht.

It is not a goal of science to open the door to infinite knowledge but to put a limit to infinite error

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 08.11.2025

Mehr aus den Sudelbüchern

nachdem man Karl Valentin immer noch nicht zitieren darf.

Einer zeugt den Gedanken, der andere hebt ihn aus der Taufe, der Dritte zeugt Kinder mit ihm, der Vierte besucht ihn am Sterbebette, und der Fünfte begräbt ihn.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 08.11.2025

Das Wort zum Tag

Leistung und Erfolg sind zwei Begriffe die häufig verwechselt werden, wie   Richard David Precht am Ende der Sendung SWR Nachtcafe es beiläufig erwähnte. Und in der Tat, so Fred Becker, gibt es eine maximale Beliebigkeit beim Verwenden des Leistungbegriffes, Bedeutungsvielfalt inklusive. Leistung “riecht nach Schweiß, schwerer Muskelkraft, nach außergewöhnlichen Bemühungen”, Leistung ist also das Ergebnis einer Arbeit. Und dann muss sich ja auch der Erfolg einstellen, so die Devise des bundesrepublikanischen Wissenschaftsmanagements. Also etwas erfolgen, als sei das wichtigste, nämlich die Leistung, nicht bereits erfolgt.
Die neue Science of Science Auswertung zeigt nun auch das das genaue Gegenteil. Intellektuelle Arbeit – Denken, Lesen, Rechnen, Schreiben, Reden – alles mitunter anstrengend. Und dann produzieren wir in der Wissenschaft nicht mal Güter (einige Startups und Ausgründungen mal abgesehen), im Gegenteil wir verbrauchen dabei nur Ressourcen.  Die Anstrengung sind wir schuldig, aber nicht den Erfolg. Und schon gar nicht die ständig geforderte Überbietung anderer; Exzellenz war früher die Anrede der Könige, nicht die Überlegenheitsphrase eines Forschungsprogrammes.
Die ständige Überleitung kann schliesslich  (Binswanger) als System nicht funktionieren (Münch) auch wenn der HRK Präsident immer wieder wiederholt: „Die Wissenschaft lebt vom Wettbewerb“. Sie lebt von der Anstrengung, von der olympischen Idee, aber nicht der Medaille. Erfolg in der Wissenschaft ist doch, machen wir uns nichts vor, zu einem großen Teil der Suche (oder Sucht) nach Anerkennung und dem Selbstmarketing, geschuldet und nur im geringe Mass einer wirklich aussergewöhnlichen Leistung. Selbst das Wissenschaftsmagazin Nature liegt völlig daneben, mit der Forderung vom 6. März dass wie uns besser vermarkten sollen.  Lebenszeit kann man schliesslich nur einmal verplanen.
Dabei wird im Erfolg immer mehr die Leistung konstituiert. Dabei kann doch – so Precht – der Erfolg nicht nur durch Leistung, sondern auch ganz einfach nur durch Glück möglich sein. Nicht zu verwechseln mit Zufall, sondern mit dem Glück im eigentlichen Sinn – dem günstige Ausgang eines Ereignisses. Oder Leistung durch Begabung. Oder Leistung als Geschenk, etwas das der Mensch nicht selbst machen kann,  es nicht verdient hat. Und gibt es überhaupt die Leistung eines einzelnen?
Ist die “menschliche Leistung nicht Ergebnis einer kollektiven Aushandlung” (Nina Verheyen, 2018) und sind wir nicht doch nur Zwerge auf den Schultern von Riesen (Bernhard von Chartres, 1120)?

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 08.11.2025

Science of science: What makes up good science

A great new paper in Science about the science of science

Measurements indicate that scholars are risk-averse, preferring to study topics related to their current expertise, which constrains the potential of future discoveries. Those willing to break this pattern engage in riskier careers but become more likely to make major breakthroughs. Overall, the highest-impact science is grounded in conventional combinations of prior work but features unusual combinations.

Although more and more papers are being produced, new ideas are stagnating since 2000.

I believe it is the shift from infrastructure to project-based funding, along with the general leveling of academic education…

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 08.11.2025

Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten mäßig entstellt

Wenn es nur so einfach wäre, Lügen in der Wissenschaft zu erkennen … Die “Welt” hatte eine interessante Zusammenfassung über Lügen allgemein

So ist aus bisherigen – fast ausschließlich westlichen – Studien bekannt, dass Lügner weniger oft das Wort „ich“ verwenden, wohl um sich zu distanzieren.

Das nützt leider nichts in den Biowissenschaften, da der übliche Duktus -ältere Kollegen mal ausgenommen- sich gerne auf ein kollektives “wir” beschränkt und selbst das gerne vermeidet, um einen maximal objektiven Eindruck zu unterlassen.

Auch enthalten Lügen relativ wenig Kontext, wie zum Beispiel nebensächliche Informationen.

Hilft auch wenig, weil der Kontext fast immer auch da ist.

Lügner verwenden zudem eine negativere Sprache, wahrscheinlich weil sie sich schuldig fühlen.

Auch das hilft nicht viel, leider.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 08.11.2025

Nagoya

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen warnt eindringlich vor weitreichenden Konsequenzen für die Umwelt- und Lebenswissenschaften sowie die Biodiversitätsforschung, sollte zukünftig auch die Nutzung von digitalen Sequenzinformationen (DSI) genetischer Ressourcen den Regelungen des Nagoya-Protokolls (NP) und der Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) unterliegen.

https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 08.11.2025

Einfach phänomenal

Einfach phänomenal ist der neue Artikel (S.22+23) von Ulrich Dirnagl über das Exzellenztheater Akt 1 “Die falsch positiven ziehen nur Ressourcen aus dem System” und Akt 2 “Der Drang zur Exzellenz ist ein Hemmnis für normale Wissenschaft”.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 08.11.2025

Feature Integration Theory

The Edge Newsletter has an obituary of Anne Treisman.

if there ever was a paper that launched a thousand ships it was Anne Treisman’s paper with her student Gelade in 1980. With over 6,000 citations the paper laid the groundwork for her Feature Integration Theory, the idea that while the brain seemed to automatically divide up aspects of objects into color, shape, motion and so on, it also had to glue them back together in way that we obviously experience as unitary wholes.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 08.11.2025

Racist comments

I just received a Google alert of a new paper that cites our earlier work. The authors describe a Twitter analysis””23andMe confirms: I’m super white“. It showcases a lot of noise …

The two most popular DTC companies, 23andMe and AncestryDNA, also generate the most tweets. However, al-though 23andMe has half the customers, it produces almost 5 times more tweets, which is also due to controversy around their failure to get FDA approval in 2015.

and even more noise

In particular, the “ethnic” breakdown provided by ancestry reports seems to spur several instances of negative sentiment tweets associated with racism and disapproval of multi-cultural/multi-ethnic values. For instance, a user with more than 3K followers self-describing as a “Yuge fan for Donald Trump”, tweets: “Get this race mixing shit off my time line!!” in response to a 23andMe video about ancestry […] Also, Twitter might be removing tweets with hate words as claimed in their hateful conduct policy. Nonetheless, we do find instances of hate speech, e.g., antisemitic tweets […]

This what I already feared, the largely useless genetic testing is being misused for inferior interests. It is dangerous too, just read the recent case history.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 08.11.2025

Ethik ohne Ethiker

Die Zeiten sind eigentlich vorbei, in denen Nobelpreisträger qua ausgezeichnetem Verstand über die Welt räsonierten. Oder die Zeiten, wo man gerade mal so nebenbei eine Ethik auf den Markt wirft.
Vorteile hat es allemal. Man kann kostengünstig von aktuellen Problemen ablenken, Freiräume schaffen und nebenbei auch noch Akzeptanz promoten, man ist politisch engagiert.
Worum es geht? Ein Wissenschaftskodex, so nebenbei auf dem Weltwirtschaftsforum erstellt. Continue reading Ethik ohne Ethiker

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 08.11.2025

Forgetting curve

There are news on the “forgetting curve

In 1885, Hermann Ebbinghaus collected data to plot a forgetting curve. Today, we approximate forgetting with an exponential curve where R is retrievability (a measure of how easy it is to retrieve a piece of information from memory), S is stability of memory (determines how fast R falls over time in the absence of training, testing or other recall), and t is time.

The Atlantic now adds to this

In the internet age, recall memory—the ability to spontaneously call information up in your mind—has become less necessary. It’s still good for bar trivia, or remembering your to-do list, but largely, Horvath says, what’s called recognition memory is more important. “So long as you know where that information is at and how to access it, then you don’t really need to recall it,” he says … Socrates hates writing because he thinks it’s going to kill memory,” Horvath says. “And he’s right. Writing absolutely killed memory. But think of all the incredible things we got because of writing. I wouldn’t trade writing for a better recall memory, ever.” Perhaps the internet offers a similar tradeoff: You can access and consume as much information and entertainment as you want, but you won’t retain most of it.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 08.11.2025

Forschung in verantwortungsethischer Perspektive

Am 12. und 13. Januar 2018 fand in der evangelischen Akademie Loccum ein Symposium zur Forschungsethik statt. Trotz des sperrigen Titels, die Ankündigung war spannend:

Wie finden wir in den Lebenswissenschaften wieder zu einer kühneren Forschungskultur, die gleichzeitig stärker verantwortungsbasiert arbeitet? Diese Frage steht deshalb im Zentrum der Tagung, weil heute ein hoher Leistungs- und Produktivitätsdruck die Forschung belastet und damit Qualitätsprobleme provoziert. Das hat zu einem dramatischen Seriositätsverlust in der Erarbeitung, Bewertung und Darstellung von Forschungsergebnissen geführt.
Während der Tagung wird nach Wegen gesucht, diesem Missstand wirkungsvoll entgegen zu treten: Wissenschaftler mit langjähriger Forschungserfahrung, wissenschaftlicher Nachwuchs, Experten entsprechender Bereichsethiken und hochschulpolitische Administrationen sind gefragt.
Welche Herausforderungen drohen die Erzielung verlässlicher Forschungsergebnisse zu verhindern? Welche zentralen Eckdaten kennzeichnen eine produktive Forschungskultur? Welche forschungsethischen und forschungsrechtlichen Rahmenbedingungen sind von Belang? Wie kommen hier Digitalisierung, Big Data und Verfahren wie die Bibliometrie ins Spiel?
Vor diesem Hintergrund: Wie kann es gelingen, angemessene Freiräume für forschende Kreativität mit Mut zum Risiko zu stärken? Wie kann Originalität und Nachhaltigkeit von Forschung gegenüber purer Publikations- und Zitationsindikatorik anerkannt werden? Was können die Hochschulleitungen und die Wissenschaftspolitik zur Unterstützung innovativer und zugleich seriöser Forschung tun?
Der Fokus wird nach einer grundsätzlichen Sichtung der Problemlagen auf den Lebenswissenschaften, insbesondere auf den medizinischen Fächern liegen. Ein generationen­übergreifender Austausch zwischen arrivierter Forschung und wissenschaftlichem Nachwuchs ist ausdrücklich erwünscht!

Hier ist mein Mitschrieb ohne Gewähr, solange es kein offizielles Protokoll gibt. Eröffnet wurde die Tagung von Henrike Hartmann (Volkswagen Stiftung) sowie Stephan Schaede (Akademie Loccum).

Henrike Hartmann, VolkswagenStiftung

Stephan Schaede, Akademie Loccum

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CC-BY-NC Science Surf accessed 08.11.2025