Category Archives: Philosophy

Wird’s besser? Wird’s schlimmer? fragt man alljährlich

Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich (Erich Kästner).

 

(Marie Bröcklig, Constanze Kurz)

 

Fahndung nach dem genetischen Phantom

… Befürworter der Erweiterten DNA-Analysen argumentieren mit außerordentlich hohen Vorhersagegenauigkeiten: Augenfarbe 90-95%, Haarfarbe 75-90%, Hautfarbe 98%. Die „kontinentale BGA“ wird gar bei 99,9% eingestuft. Diese Angaben finden sich auch in den Gesetzesanträgen von Baden-Württemberg und Bayern für eine entsprechende Änderung der Strafprozessordnung sowie in einer Expertise des Bundeskriminalamtes für die Innenministerkonferenz vom Sommer 2017 … Die disziplinübergreifende Wissenschaftsinitiative STS@Freiburg hat diese übertrieben hohen Wahrscheinlichkeitsangaben seit März 2017 mehrfach kritisiert…

Mit PAG und PsychKHG in Bayern wurden grundlegende rechtsstaatliche Prinzipien außer Kraft gesetzt.


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Lies spread faster than the truth

This was probably the most interesting paper in 2018 – analyzing the tweets of ~3 million people.

We classified news as true or false using information from six independent fact-checking organizations that exhibited 95 to 98% agreement on the classifications. Falsehood diffused significantly farther, faster, deeper, and more broadly than the truth in all categories of information, and the effects were more pronounced for false political news than for false news about terrorism, natural disasters, science, urban legends, or financial information. We found that false news was more novel than true news, which suggests that people were more likely to share novel information. Whereas false stories inspired fear, disgust, and surprise in replies, true stories inspired anticipation, sadness, joy, and trust.


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Open work space for 50 PhD students?

I was never a fan of open work space. Putting 10-50 PhD students in one room is a deadly maneuver both for concentration and free reasoning. At least I do not like to be permanently distracted and under supervision.

There was a paper in 2018 that gained a lot of attention “The impact of the ‘open’ workspace on human collaboration” basically confirming my prejudice experience

Contrary to common belief, the volume of face-to-face interaction decreased significantly (approx. 70%) … with an associated increase in electronic interaction.


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The perils of prizes and self-congratulation

medium.com

Relotius has already returned his four awards from the German Reporter Forum and some are questioning the value of such awards. That is another long-held heresy of mine: that our Pulitzers are bad for American journalism as they motivate us to impress each other, more than to serve the public. Of course, that’s not always the case, just too often it is.


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Chaperone Effekt oder Günstlingswirtschaft

Ein PNAS Paper bringt es auf den Punkt – wenn Dein Gruppenleiter nie in Science oder Nature publiziert hat, wirst Du es auch nie schaffen.

This is particularly evident in top multidisciplinary journals, where a scientist is unlikely to appear as senior author if he or she has not previously published within the same journal.

Chaperone heisst eigentlich Anstandsdame, ich hätte englisch eher advocacy erwartet, französisch protegé oder deutsch Günstling.

Jeffrey M. Drazen Effekt Neue Forschung (rot) im NEJM wird immer weniger,  etablierte (schwarz) und begünstige (blau) Forschung dagegen immer mehr.

PNAS hat sich dagegen von diesem Modell verabschiedet

Authors do not need to have a connection to an NAS member to publish in PNAS


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Die Bewertung von Wissenschaftlern basiert auf Produktivität und Popularität

LJ 12/18 Forstmeier Interview

Jetzt kommen wir zum entscheidenden Punkt: Die Wissenschaftsförderung. Warum sind Wissenschaftler nicht objektiv, und warum sind sie schlechte Statistiker? Weil es das System belohnt, einerseits subjektiv und andererseits ein schlechter Statistiker zu sein. Beim schlechten Statistiker ist alles signifikant – er hat es leicht, viel zu publizieren. Und der subjektive Wissenschaftler findet immer eine schöne Story, die er verkaufen kann. Das wird gefördert. Die Bewertung von Wissenschaftlern und Anträgen basiert auf Produktivität und Popularität. Das aber ist kontraproduktiv. Wissenschaftliche Gründlichkeit wird dagegen nicht gemessen und nicht belohnt.


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Datenschutzethik ?

Peter Dabrock bevorzugt Apple Produkte, sogar imm er dabei am Handgelenk.

Es ist ja auch praktisch, immer informiert zu sein. Dass dann bei der Gelegenheit dann auch andere informiert werden, worüber man selbst informiert ist, nun das liegt in der Natur der Sache, aber wir haben ja einen guten Datenschutz, so sein Credo.

Wir wollen ja die Vorteile, so jedenfalls seine Aussage nach dem Besuch des Silicon Valley, von dem er  mit leuchtenden Augen in Tutzing im November 2018 berichtet hat.

Die Diskussion dazu war kurz, aber ich habe mich dann doch noch zu Wort gemeldet:

… Mit ein paar Tagen Abstand ist mir doch etwas mulmig mit einigen Ihrer Thesen … Es ist illusorisch, dass man den Daten „output“ kontrollieren kann, allenfalls den Daten „input“.
Der Hackerangriff auf den Bundestag oder auf das Kreiskrankenhaus Fürstenfeldbruck (das gerade tagelang stillgelegt war) – so recht Ahnung hat ja niemand mehr von Computern und Netzwerken.
Datenvermeidung ist im übrigen nicht meine fixe Idee, sondern steht im BDSG … Es sollte nun nicht das übliche Totschlag Argument sein, aber die Deutschen haben ihre eigene Geschichte. Es ist nicht mal ein Menschenleben her, da wissen schon viele nicht mehr, dass der Holocaust mit einer Stricknadel begann.
Und das ist auch der Grund warum die Deutschen auch nicht immer mit machen, selbst bei Aktionen, die an sich  sinnvoll wären … Ich sehe da auch kein besonderes Misstrauen in Deutschland, sondern eine vernünftige Nutzen / Schaden Abwägung. Ein Frage des Kontextes oder Framings wie Sie gesagt haben.
Und was passiert mit Ihren ganzen Daten wenn sich auf einmal sich das Blatt in der Politik wendet, die Rechten wieder die Überhand gewinnen, die PiS in Polen, die AfD in Deutschland, die Fidesz in Ungarn, die Lega in Italien?
Oder wenn direkt vor Ihrer Haustür ein Beamter mit dem bayrischen Polizeiaufgabengesetz  in der Hand steht und eine “drohende Gefahr“ wittert?

Es geht gerade mal ein paar Tage – und schon wieder sind Firmen mit den besten Rechenzentren der Welt nicht in der Lage, die Datensicherheit zu garantieren, z. B.  Facebook

Facebook soll sensible Nutzerdaten an ausgewählte Werbekunden weitergegeben haben, darunter Netflix, Tinder und Airbnb. Dies berichtet die Washington Post auf Grundlage eines mehr als 200-seitigen Ermittlungsberichts aus Großbritannien.

oder Amazon

Amazon hat einem Kunden in Deutschland, der Auskunft über die von ihm gespeicherten Daten haben wollte, 1700 Sprachdateien zugeschickt. Allerdings besitzt dieser Kunde überhaupt keinen Sprachassistenten, die Dateien stammten von einer ganz anderen Person.

oder Adobe mit 150 Millionen Datensätzen. Das waren alles nur die “Versehen”.  Dabei geht die Strategie weltweit zur  totalen Überwachung, nicht nur in China, sondern auch in den USA und Frankreich.

CLV, das steht für “customer lifetime value”, zu Deutsch: “Kundenlebenszeitwert” – ein neues machtvolles Marketinginstrument, das Unternehmen in den Vereinigten Staaten so elektrisiert wie es Verbraucherschützer alarmiert, denn einen ähnlich groß angelegten Angriff auf die Privatsphäre von Millionen Flug-, Telefon-, Einzelhandels- und sonstigen Kunden dürfte es selbst in der US-Wirtschaftsgeschichte mit ihren dauernden Datenskandalen bisher nicht gegeben haben. Immer mehr Firmen lassen anhand Dutzender, Hunderter, gar Tausender persönlichen Daten berechnen, wie viel ihnen ein einzelner Käufer über sein gesamtes “Kundenleben” wohl in Dollar und Cent einbringen wird.

Trotzdem legt Dabrock nochmal nach auf evangelisch.de am 7.2.2019

Der Ethikratsvorsitzende fügte hinzu, dass der Oxforder Philosoph Luciano Floridi eine treffende Charakterisierung der aktuellen Epoche mit dem Begriff “Onlife” gefunden habe. Dieser mache deutlich, dass man in der heutigen Zeit gar nicht mehr zwischen online und offline unterscheiden könne. Offline sei inzwischen nichts anderes als ein avantgardistischer Lebensstil.

Wir wissen nun auch wieso. Der Tagesspiegel schreibt  am 9. April 2019 über das besondere Verhältnis von Facebook und Dabrock

Für seinen Besuch in Berlin hat Mark Zuckerberg vergangene Woche die Gesprächspartner genau ausgewählt: Der Facebook-Chef traf am Montag unter anderem CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer, den Grünen-Chef Robert Habeck, mit Verbraucherschutzministerin Katarina Barley (SPD) gab es 45 Minuten. Und am Vormittag gleich eineinhalb Stunden für ein Gespräch mit Wissenschaftlern, darunter mit Peter Dabrock, dem Vorsitzenden des Deutschen Ethikrates, der Regierung und Bundestag in ethischen Fragen berät. Doch nicht nur die Kanzlerin mit ihrem Kabinett und die Volksvertreter schätzen Dabrocks Rat – sondern auch Firmen wie Facebook. Seit Januar 2018 leitet Dabrock (55), Professor für Systematische Theologie an der Universität Erlangen, den so genannten „Facebook-Gesprächskreis: Digitalität & Verantwortung“. Die Runde wurde auf Initiative von Facebook hin gegründet, „in enger Zusammenarbeit“ mit Dabrock als dem Vorsitzenden des Ethikrates, heißt es in einer Mitteilung von Facebook zur konstituierenden Sitzung.


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ICMJE Conflicts of Interest – spyware?

I dont’t understand why the ICMJE Conflicts of Interest of the Vancouver group is NOT distributed as a standard PDF but as an Adobe Form that can be opened only after installing a lot of unnecessary software that opens a lot of unnesssary ports transmitting a lot of unnecessary data. This is how it looks natively on a Mac

 

and this is how it should look like

Adobe Acrobat Reader DC does not even allow printing into a PDF, clearly spyware behavior forcing data collection on an unknown destination.


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So many contract disputes

While working on the revision of a paper on GDPR & open access, I found an interesting table who is fighting whom in science.

CountryConsortiaDispute
The NetherlandsVSNURoyal Society of Chemistry
GermanyDealElsevier
SwedenBibsamElsevier
FranceCouperinSpringer Nature

Do we need any of these publishers? I would say no.
What’s currently allowed is in the Sherpa/Romeo list.


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One of the things I’ve never done very well

According to chess24.com

Magnus Carlsen demolished Fabiano Caruana 3:0 in rapid tiebreaks on Wednesday to retain his World Championship title for another two years. He was defiant afterwards about his decision not to play on in Game 12, saying Garry Kasparov and Vladimir Kramnik were, “entitled to their stupid opinions”, while he explained, “one of the things I’ve never done very well is listen to other people’s advice. I’ve always gone my own way… and it’s brought me this trophy today!”


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Der chinesische Menschenversuch

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Individuelle Wissenschaftsfreiheit und Organisationsbedürftigkeit von Wissenschaft

Zu dem Thema äussert sich auf S.21 die Empfehlung des Wissenschaftsrats 2018 zur Hochschulgovernance

Ein weiteres Merkmal von Hochschulen, welches zu Konflikten führen kann, ist die Beziehung zwischen der individuellen und der korporativen Wissenschaftsfreiheit. Damit die einzelnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Freiheitsrechte wahrnehmen können, sind sie auf einen organisatorischen Rahmen angewiesen, der die Ressourcenverteilung vornimmt, arbeitsteilige Prozesse in Lehre und Forschung organisiert, administrative Unterstützung leistet und die erforderlichen Infrastrukturen bereitstellt […] Eingriffe der Hochschulen in die individuelle Wissenschaftsfreiheit ihrer Mitglieder sind von der Verfassungsrechtsprechung ausdrücklich gebilligt worden. Sie „können insbesondere durch das Ziel der […] Erhaltung und Förderung der Funktionsfähigkeit der Hochschulen sowie des Schutzes anderer Grundrechtsträger gerechtfertigt sein“. Um jedoch zugleich die Trägerinnen und Träger der Wissenschaftsfreiheit in die Lage zu versetzen, ihre individuellen Autonomieansprüche wirksam zu vertreten, werden sie […] an vielen Entscheidungen direkt beteiligt. Das Bundesverfassungsgericht hat dem Gesetzgeber für die genaue Ausgestaltung der Mitwirkungs- und Kontrollrechte der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen weiten Gestaltungsspielraum eröffnet […]

Das ist eindeutig formuliert.


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Digitalisierung und Arbeitswelt

Vom 12. bis 13. November 2018 fand in der Dialogreihe „Innovation und Verantwortung“ eine gemeinsame Veranstaltung “Digitalisierung und Arbeitswelt” statt, die gemeinsam von TTN, acatech und evangelische Akademie Tutzing organisiert wurde.

Für TTN übernahm Stephan Schleissing, für die acatech Marc-Denis Weitze die Moderation.

Digitalisierung – Revolution oder Gestaltungsauftrag?
Prof. Dr. Klaus Kornwachs, Büro für Kultur und Technik, ehem. Lehrstuhl für Technikphilosophie, Brandenburgische Technische Universität Cottbus

Klaus Kornwachs

Mit Digitalisierung den kulturellen Wandel im Unternehmen gestalten.
Jan Pfeifer, Detecon International GmbH

Jan Pfeifer

Ironie der Digitalisierung: Weswegen Steuerungsphantasien zu kurz greifen.
Prof. Dr. Stefan Kühl, Professur für Organisationssoziologie, Universität Bielefeld und Finn- Rasmus Bull, Metaplan

Stefan Kühl

Digitalisierung, Bildung und die Arbeitswelt: Politische Herausforderungen im Gespräch mit Annette Karl, MdL

Annette Karl

Arbeit in der digitalen Transformation.
Prof. Dr.-Ing. Dieter Spath, Präsident acatech

Dieter Spath

Verantwortung in der digitalen Transformation.
Prof. Dr. Peter Dabrock, Lehrstuhl für Systematische Theologie (Ethik), Universität Erlangen- Nürnberg

Peter Dabrock

 


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