Category Archives: Philosophy

What is needed is a confrontational approach

Google showed me today a long forgotten abstract. Although I am not an expert in schizophrenia we collaborated two decades ago on this particular chromosomal region.

What is even more remarkable is the challenging keynote of the Xth World Congress of Psychiatric Genetics in The Palais des Congre ́s Brussels, Belgium October 9 –13, 2002 by Irving Gottesman [+2016], the father of epigenetics in psychiatry. He wrote there

We cannot escape the history of our field and are constantly guided today by the accumulation of facts with either positive or negative valences from our past. But when did the clock start—with the domestication of animals, with Galton’s musings and amoral passion for data collection about individual differences in behavior, or with the initially objective scientizing of Mendelism applied to schizophrenia but ending with a Nazi-tainted albatross around the neck of psychiatric genetics. In regard to the long quest for the distal and genetic (partial) causes of mental diseases, the conclusion that both genetic and environmental factors, none yet known in detail, provide the distal causes of mental disorders—that statement is too general to be of use to making further progress. What is needed is a confrontational approach based on evidence collected from competing ‘schools of thought’, and then reconciliation before some kind of omniscient and impartial Science Court.

I couldn’t agree more. What is needed is a confrontational approach based on evidence collected from competing ‘schools of thought’, and then reconciliation before some kind of omniscient and impartial Science Court.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 06.11.2025

Epidemiologie in der Krise

Margarete Stokowski über die Krise ihres Berufstandes

Da muss man sich dann nicht wundern, wenn Leute sagen, »Wir haben eine PhilosophInnen-Krise« (Jörg Kachelmann) oder »Deutsche Gegenwartsphilosophie ist intellektuell 1 Zumutung« (Mohamed Amjahid) oder eine Professorin (Johanna Sprondel) auf Twitter berichtet, sie habe, obwohl sie in Philosophie promoviert, publiziert und gelehrt habe, ihren Lektor gebeten »Philosophin« aus ihrer Kurzbiografie zu streichen, weil: »Precht, Flaßpöhler«.

Auch mein Berufsstand ist dem Siechtum verfallen. Wie  der wissenschaftliche Stellenwert der deutschen Epidemiologie ist zeigt sich nun auch für Aussenstehende. Kaum dass einer der deutschen Epidemiologen – sorry DGEpi – bei der Pandemie öffentlich in Erscheinung getreten ist, und wenn dann mit seltsamen Ansichten. Kaum dass sich ein renommierter deutscher Epidemiologe an der Diskussion beteiligt hat – ein Grund dass “Modelllierer” in diese Lücke gesprungen sind und wir unser Wissen vorwiegend aus England und USA bezogen haben.

Umso bestürzender ist nun, dass sich nun doch Epidemiologen, davon zwei Lehrstuhlinhaber zu Wort gemeldet haben: Stang, Jöckel (Essen) und  CullenKeil (Münster). Spelsberg könnte die Exfrau des Gesundheitsministers sein, die im August 2020 schon vom Ende der Pandemie  (9:20) oder normaler Grippe (10:41) faselte.

Schauen wir uns ihren Artikel in der rechtsnationalen Tagespost an “Weltweite Gesundheit ist eine Utopie” an:

Was soll dieses Strohmann Argument? Auf dem Höhepunkt der Pandemie in Deutschland zu behaupten, dass Gesundheit für alle eine Utopie ist? Hat das jemals jemand behauptet? Ein Leben ohne Corona hat auch niemand zum höchsten Gut erklärt. Daran  zu sterben, ist – wenn auch nicht immer – so doch in vielen Fällen vermeidbar wenn

Das Hannah Arendt Zitat als Aufmacher ist dabei besonders deplatziert. Es stammt aus einem der Essays, die sie für den jüdisch-deutschen “Aufbau” im Exil verfasst hat. Es gibt keinen Artikel “This means you”, das war der Name der Kolumne unter der sie schrieb. Das Zitat findet sich in dem Sammelband von Marie Luise Knott  in “Keinen Kaddisch wird man sagen”, wurde veröffentlicht am 19.6.1942 und bezieht sich direkt auf die Goebbels Rede in der  Woche davor in Berlin, dass die amerikanischen und britischen Angriffe auf Deutschland das Werk von Juden seien. Arendt (a.a.O S. 35) meinte den Antisemitismus könne man nur “mit der Waffe in der Hand” bekämpfen und ist dafür sogar bereit zu sterben (a.a.O. S .71) wenn das Leben in völliger Unterdrückung endet.

Es war einmal eine glückliche Zeit, als Menschen frei wählen konnten: Lieber tot als Sklav’, lieber stehend sterben, als auf den Knien leben. Es war einmal eine verruchte Zeit, als schwachsinnig gewordene Intellektuelle erklärten, das Leben sei der Güter höchstes. Gekommen ist heute die furchtbare Zeit, in der jeden Tag bewiesen wird, daß der Tod seine Schreckensherrschaft genau dann beginnt, wenn das Leben das höchste Gut geworden ist; daß der, der es vorzieht, auf den Knien zu leben, auf den Knien stirbt; daß niemand leichter zu morden ist als ein Sklave. Wir Lebenden haben zu lernen, daß man auf den Knien noch nicht einmal leben kann, daß man nicht unsterblich wird, wenn man dem Leben nachjagt, und daß, wenn man für nichts mehr sterben will, man stirbt, obwohl man nichts getan hat [Hervorhebung von mir].

Abgesehen davon, dass das Zitat sinnentstellend verkürzt ist – sich nun mit der historischen Situation einer emigrierten Jüdin im Dritten Reich zu vergleichen und die Seuchenpolitik einer demokratisch gewählten Regierung mit dem Völkermord  des nationalsozialistischen Regimes gleich zu stellen, das ist eine furchtbare Relativierung ähnlich wie die gelben Sterne der Corona Leugner.

Bei den Corona-Protesten gab es Demonstrationsteilnehmer, die gelbe Sterne trugen, auf denen „ungeimpft“ zu lesen war. Das ist ein krasses Beispiel von Holocaust-Relativierung.

Ist es danach überhaupt noch notwendig, die 10 sinnfreien Thesen des Artikels zu kommentieren?

Etwa  dass aufgrund der Erfahrungen der vergangenen 18 Monate und anhand der weltweiten Entwicklung der Infektions- und Sterblichkeitsziffern sich keine relevanten Erfolge bisheriger Pandemie-Bekämpfungsmaßnahmen erkennen liessen? Genau das Gegenteil habe ich und haben auch viele andere Epidemiologen gezeigt.

Und letztendlich wurde auch kein/e einzige/rEpidemiolog/in in den Expertenrat der Bundesregierung berufen.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 06.11.2025

Mit gemischten Gefühlen

Allgemeine Impfpflicht ja oder nein?

Ich würde sie mir wünschen aber es nicht primär mehr primär eine epidemiologische Fragestellung, die Antwort müssen  Politiker und Juristen finden nachdem auch die Ethikberatung kläglich gescheitert ist.

Theoretisch kann eine Impfpflicht die dringend notwendige Immunität der Bevölkerung herstellen. Pocken konnte man und Masern könnte man damit ausrotten. Bei Corona ist eine allgemeine Impfpflicht aber dann doch ein stumpfes Schwert, so Malte Thießen mit “Auf Abstand. Eine Gesellschaftsgeschichte der Coronapandemie”.

  • Die Impflicht kann praktisch nur mit unverhältnismässigem Mitteln durchgesetzt werden
  • Der Nutzen bei Omikron ist in Bezug auf Transmission zu gering und kommt zu spät. Delta gibt es aber auch noch.
  • Mit Einführung der Impfpflicht kommt es wohl noch zur weiteren Mobilisierung antisemitischer und antiwissenschaftlicher Strömungen – die Impfpflicht überzeugt ja nicht sondern übt Zwang aus, schafft also Distanzierung zum Staat
  • Die Impfpflicht gilt dann immer noch nicht global
  • Sie verbaut auch noch zusätzliche Maßnahmen wenn jetzt alle geimpft sind

Weitere Argumente bei

Ich fürchte daher, eine allgemeine Impflicht könnte sich daher kontraproduktiv auswirken.

Bonuslink “Der Impfgegner”

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 06.11.2025

Der neue Forschertyp

Das LJ Editorial zitiert Charlton’s “Why modern scientists are so dull”

Auf jeder Stufe von Ausbildung und Karriere gibt es die Tendenz, wirklich schlaue und kreative Menschen auszuschließen, indem man vor allem gewissenhafte und kontaktfähige Leute vorzieht. In dem Maße, in dem Wissenschaft immer stärker durch Peer-Review-Mechanismen dominiert wird, erlangt der pro-soziale und konsensfähige Forscher immer mehr Vorrang vor dem brillanten und inspirierten – oft aber auch schroffen und rebellischen – Typ des Wahrheitssuchers, der früher unter den besten Wissenschaftlern so weit verbreitet war.

cum grano salis… denn es sind nicht vor allem die gewissenhaften sondern die gewissenlosen. .. Die Empfehlung im Original

A further vital ingredient is therefore necessary: devotion to the transcendental value of Truth. Elite revolutionary science should therefore be a place that welcomes brilliant, impulsive, inspired, antisocial oddballs – so long as they are also dedicated truth-seekers.

Yea, yea.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 06.11.2025

More content is great. But, how much of that discovery turns out to be unreliable?

A great paper by Josie Fenske

More content is great. But, how much of that discovery turns out to be unreliable?
“The number was 2700 in 2020, but we have 3000 retractions a year now,” says Oransky. The steady increase of retractions from year to year is a pattern that can be observed back to the beginning of Retraction Watch, and there’s no indication of slowing down.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 06.11.2025

Die Schattenpandemie in Afrika

mehr zu der Situation in Afrika – ein wichtiger Artikel im  Freitag – zu den weithin unsichtbaren indirekten Folgen der Pandemie

Allein in Afrika leben 26 Millionen Menschen mit HIV, von denen pro Jahr Hunderttausende daran sterben. Und die für Kinder und Babys besonders gefährliche Malaria fordert alljährlich fast 400.000 Menschenleben. Das sind große Zahlen, und doch waren sie schon viel größer – nur durch einen enormen gesundheitspolitischen Kraftakt war es gelungen, sie zu senken. Unter den Bedingungen der Pandemie aber suchen viele Leute kein Krankenhaus mehr auf. Einer Untersuchung des in Genf ansässigen Globalen Fonds zufolge gingen in Afrika und Asien die pränatalen Vorsorgeuntersuchungen von April bis September 2020 um zwei Drittel zurück.

Lesenswert!

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 06.11.2025

Research integrity goals for 2022

I could not say it better as already voiced by Evan D. Kharasch

It has been a difficult year for scientific integrity. The problem of scientific misconduct is occupying a disappointingly increasing amount of time in the research world and has reached the lay press. Misconduct requires ever growing vigilance, scrutiny, and at times forensic investigation, on the part of journals, editors, reviewers, readers, misconduct sleuths, and academic institutions.

So we still have the 69.000 omics papers in Scholar. Although they are now rebranded and bootlegged they should be immediately removed.

It will be hard work to get also another 200.000 articles flagged in the next few years (the current Pubpeer count is at 118.564 which is  a good progress towards my estimate of 300.000 articles with integrity problems)

Unfortunately, scientific misconduct is proliferating. Last year, worldwide, more than 2,300 articles were retracted, an increase from just 38 in 2000. This may, in part, represent greater scrutiny and reporting, and it is fortuitous that only four in 10,000 articles overall are retracted.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 06.11.2025

Nicht impfen lassen während einer Pandemie ist eine Art biologische Patientenverfügung

Medizinische Entscheidungen wurden schon immer triagiert, am häufigsten natürlich nach Schweregrad der Erkrankung  und wahrscheinlichem Behandlungserfolg. Triageregeln sind immer mit Unrecht verbunden, es ist kein unverrückbares Regelwerk, höchstens ein Mittel der Schadensbegrenzung. Der wichtigste Konflikt liegt  meiner Meinung nach in dem utilitaristischen Bestreben möglichst vielen Menschen zu helfen sowie dem “egalitär deontologischen Aspekt des Hilfe möglichst gerecht verteilen” (Franz-Josef Bormann).

Ein Triage nach Ursache,  selbstverschuldet oder nicht, wurde aber von allen deutschen Medizinethikern unisono abgelehnt. So zuletzt auch wieder die Ethikratsvorsitzende 

So schwer das für die Betroffenen ist: Lebensrettende Maßnahmen vorzuenthalten, weil der Zustand vermeidbar gewesen wäre, widerspricht wichtigen ethischen Prinzipien der Medizin.

Es wird allerdings nicht klar, was denn nun das wirklich vorrangige ethische Prinzip hist. Und vor allem – so die ZEIT –  findet die Triage im Stillen statt. Es spricht nicht für ein vorrangiges medizinethisches Prinzip wenn dann individuell im Stillen entschieden wird. Vielleicht ist die stille Entscheidung gar nicht so schlecht?

Zurück zu den Kriterien. Warum sollten Patienten in der Chirurgie mit Tumoren nach Hause geschickt werden weil zusätzliche internistische Beatmungsbetten für Impfgegner gebraucht werden? Ist das gerecht? Warum es nicht  bei der Kontingentierung von Betten wie in “Friedenszeiten” lassen? Wohlgemerkt wir sind in der 4. Welle wo primär die Impfgegner nun die Beatmung brauchen, nicht die Ungeimpften der 1. Welle.

Die Ursache zu ignorieren, ignoriert die Autonomie der Impfgegner, die sich bewusst und in Kenntnis der möglichen Konsequenz gegen eine Impfung entschieden haben. Wenn dann Georg Marckmann als Vorsitzender der Akademie für Ethik in der Medizin meint

Erstens sei im Einzelfall in der Regel nicht hinreichend sicher nachzuweisen, dass die Erkrankung ursächlich auf ein gesundheitsschädigendes Verhalten des Patienten zurückzuführen ist. Zweitens beruhe das Verhalten häufig nicht auf einer freien, selbstbestimmten und damit selbst zu verantwortenden Entscheidung. Drittens fehlen allgemein akzeptierte Standards, für welche selbst verursachten und frei gewählten gesundheitsgefährdenden Handlungen der Einzelne in welchem Ausmaß Verantwortung tragen soll.

so ist kein einziger stichhaltiger Einwand dabei.

Erstens. Gerade bei COVID-19 ist auch im Einzelfall über den Impfpass die schwere intensivpflichtige Infektion  auf die fehlenden Impfung zurückzuführen (vgl auch  RKI Report S.23).  Ein Argument mit Verweis auf den Einzelfall ist zudem immer ein schwaches Argument.

Zu zweitens. Die Entscheidung der Impfverweigerung ist unstrittig freiwillig und selbstbestimmt, auch wenn sie auf fehlgeleiteten Ratschlägen von Angehörigen (oder dubiosen Ärzten) beruht. Es fehlt bei der Aussage im übrigen das beweiskräftige Argument, die Behauptung einer nicht verantwortenden Entscheidung steht im luftleeren Raum. Keine Verantwortung für die Folgen haben  bei Fehlinformation? Vgl Tatbestandsirrtum mit dem Verhalten von Impfgegnern

Statt sich „zu wenig“ vorzustellen, stellt er sich ein „Zuviel“ vor. Hierbei handelt es sich um einen sogenannten umgekehrten Tatbestandsirrtum, der als untauglicher Versuch der Versuchsstrafbarkeit unterfällt.

Drittens. Natürlich gibt es Standards etwa Empfehlungen der STIKO. Auch wenn sie rechtlich nicht bindend sind, entscheiden Gesundheitsbehörden danach zB bei Entschädigungsfragen.  Das Argument  der Beliebigkeit von Standards, wen wundert es, ist auch nur ein Strohmann Argument. Wir reden hier nicht über Adipositas oder Fallschirmspringen, sondern über die konkrete Situation von COVID-19 bei Impfgegnern..

Wir halten fest: Sich nicht impfen zu lassen  trotz der vielen Appelle ist damit eine Art biologische Patientenverfügung, die implizit und  – in einigen Fällen auch explizit – die Verzichterklärung auf intensivmedizinische Massnahmen beinhaltet. Theologen kennen dies im übrigen schon lange als Tun-Ergehen-Zusammenhang, Ethik ist eben doch ein junges Fach.

Interessanterweise betont nun auch eine Juristin die individuelle Verantwortung der individuellen Entscheidung, so Tatjana Hörnle vor einer Woche “Warum der Impfstatus bei der Corona-Triage doch eine Rolle spielen darf” – immer vorausgesetzt natürlich, wir haben eine extreme Ressourcenknappheit.

Mein Argument, warum der Impfstatus kein von vornherein unzulässiges Kriterium ist, behält den Bezug zu betroffenen Individuen. Es geht hier nicht um utilitaristisch zu begründende Gesamtnutzenmaximierung. Dies ist deshalb zu betonen, weil Weyma Lübbe in einem Beitrag zum Verfassungsblog auf utilitaristische Modelle eingeht, die aggregierte Effekte hervorheben, d.h. die größere Zahl rettbarer Leben, wenn Intensivstationen nicht Patienten mit erwartbar langer Behandlungsdauer aufnehmen … Eine rationale Begründung für unabwendbare Priorisierungsentscheidungen ist, dass eine entscheidungsfähige, volljährige Person wesentlich oder gar ausschließlich durch eigenes Verhalten ihre Notlage verursacht hat.

Die Impfentscheidung sollte natürlich nicht das einzige und auch nicht das vorrangige Kriterium bei der Triage sein. Ich meine aber, der Impfstatus sollte mit in die Entscheidung mit einfliessen — also Veto zu Uwe Janssens (Leiter der Arbeitsgruppe Ethik in der DIVI) und  Alena Buyx (Vorsitzende des Ethikrates). Es wird spannend werden, was denn nun das Bundesverfassungsgericht in 5 Tagen dazu sagen wird, insbesondere weil Behindertenverbände gegen die Regeln geklagt haben, die für sie natürlich ein Nachteil darstellen.

 

Nachtrag 29.12.21

Der erste Senat hat entschieden

Mit heute veröffentlichtem Beschluss hat der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts entschieden, dass der Gesetzgeber Art. 3 Abs. 3 Satz 2 GG verletzt hat, weil er es unterlassen hat, Vorkehrungen zu treffen, damit niemand wegen einer Behinderung bei der Zuteilung überlebenswichtiger, nicht für alle zur Verfügung stehenden intensivmedizinischer Behandlungsressourcen benachteiligt wird.

Ich interpretiere das so, dass der Behandlungserfolg nicht das einzige Kriterium sein kann wie von der DIVI gefordert. Und es steht ja auch explizit da

Dieses Risiko wird auch durch die fachlichen Empfehlungen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) für intensivmedizinische Entscheidungen bei pandemiebedingter Knappheit nicht beseitigt. Die Empfehlungen sind rechtlich nicht verbindlich und auch kein Synonym für den medizinischen Standard im Fachrecht, sondern nur ein Indiz für diesen.

Es ist nun also das zweite große Ethik Fiasko der DIVI nach ihrer Weigerung klinische Daten zu erfassen (“wir behandeln schwerkranke Menschen – alles andere ist für uns unerheblich! Geschlecht, Herkunft, sozialer Status: Das interessiert uns nicht”) oder die Daten zur Auswertung zur Verfügung zu stellen. Unvergessen sind auch die wissenschaftlichen DIVI Flops, etwa bei den Leitlinien oder der Auswertung.

Da das BVerfG nicht genau sagt, welche Form der Diskriminierung nun verboten ist, und wie die Diskriminierung praktisch verhindert werden soll, steht der Gesetzgeber vor einer nahezu unlösbaren Aufgabe. Dazu kommt dass die immer weiter ausufernde Verrechtlichung und Bürokratisierung der medizinischen Versorgung  mehr schadet als nützt.

 

Nachtrag 4.1.22

Prantl, wie so häufig in der Pandemie, ergeht sich  in schönen aber leeren Sätzen, denen man nicht widersprechen kann. Sie gehen aber komplett an der Realität vorbei, solange sie keine Alternativen anbieten.

Nein, der Wert eines Lebens kann und darf nicht gemessen werden. Nein, die medizinische Behandlung darf nicht vom Lebenswandel des Kranken abhängig gemacht werden. Nein, das Lebensrecht darf nicht von politischen Einstellungen des Kranken oder von sonstigen utilitaristischen Erwägungen abhängig gemacht werden. Nein, das Krankenhaus darf kein Ort werden, an dem Sanktionen vollzogen werden.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 06.11.2025

Political Correctness

gefunden im DHV Newsletter 12/2021…

Sahen sich in einer vorangegangenen Umfrage aus dem Jahr 2019/20 noch 31 Prozent der Befragten in dem Gefühl bestätigt, in ihrer Lehre durch formelle oder informelle Vorgaben zur Political Correctness stark oder etwas eingeschränkt zu werden, sind es aktuell 40 Prozent, die dies tun. Auch der Anteil der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sagen, Political Correctness verhindere es, dass man bestimmten Forschungsfragen nachgehen könne, ist seit der Jahreswende 2019/20 von 13 auf 18 Prozent gestiegen. Besonders Befragte aus den Geistes- und Sozialwissenschaften stimmten in der aktuellen Umfrage dieser Aussage wesentlich häufiger zu als noch vor knapp zwei Jahren.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 06.11.2025

Max Planck über Religion, Ethik und Naturwissenschaft

IV

… im gesamten Bereich der Natur ,…, eine bestimmte Gesetzlichkeit herrscht, welche unabhängig ist von der Existenz einer denkenden Menschheit, welche aber doch, soweit sie überhaupt von unseren Sinnen erfaßt werden kann, eine Formulierung zuläßt, die einen zweckmäßigen Handeln entspricht…

V

… So sind aIle Fragen der Ethik der Naturwissenschaft fremd, ebenso wie andererseits die Größe der universellen Naturkonstanten für die Religion ohne jede Bedeutung ist. Dagegen begegnen sich Religion und Naturwissenschaft in der Frage nach der Existenz und nach dem Wesen einer höchsten über die Welt regierenden Macht, und hier werden die Antworten, die sie beide darauf geben, wenigstens bis zu einem gewissen Grade miteinander vergleichbar…
Wohin und wie weit wir also blicken mögen, zwischen Religion und Naturwissenschaft finden wir nirgends einen Widerspruch, wohl aber gerade in den entscheidenden Punkten volle Übereinstimmung

“Religion und Naturwissenschaft”. Vortrag, gehalten im Baltikum im Mai 1937

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 06.11.2025

Besser rationaler als effektiver Altruismus

Rechtzeitig vor Weihnachten greift der SPIEGEL das Thema “effektiver Altruismus” auf wobei es hier schwer ist, den exzellenten Wikipedia Eintrag noch zu toppen.

Ich bin nicht von dem Ansatz überzeugt. Pervers erscheint mir die  earning to give Idee, “eine Hochertrags-Karriere in einer potenziell unethischen Industrie zu verfolgen” etwa in der Hochfinanz oder bei Meta, um danach mehr Geld zu spenden. Es spricht allerdings nichts dagegen, Spenden rational und mit Risikodiversifikation in politisch und sozial verträgliche  Bereichen zu investieren.

Der effektive Altruismus ist kaltherzig, wurde nicht umsonst von Pokerspielern erfunden und auch nur von Ethikern wie Singer propagiert. Ich vermute er wird nicht deshalb scheitern, weil er elitär abgehoben ist und letztendlich Konkurrenz der Chatities befeuert, sondern weil der kalte Altruismus durch die persönliche Distanz keine positiven Feedbackschleifen entwickeln kann.

 

CC-BY-NC Science Surf accessed 06.11.2025